Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
dass ich existiere. Nenn mich …«, und dann folgte eine entschieden unmusikalische Lautfolge. »Ich lebe in der Isolationszone. Louis Wu und dein Pilot sind beide hier in Sicherheit. Louis Wu ist verletzt, aber seine Wunden verheilen. Wir haben ’Tec Roxanny Gauthier hier, eine Angehörige der ARM – sie gehört zum Kugelvolk. Der Kzin Akolyth fehlt. Ich vermute, dass er sich bei dir befindet.
Ich möchte mit dir Geheimnisse und Versprechen austauschen. Ich habe weitere Details über die Konstruktion der Ringwelt zu bieten, dazu alles, was ich aus dieser Roxanny Gauthier herausholen kann. Wir alle wollen die Ringwelt vor etwas schützen, was Louis als den ›Randzonenkrieg‹ bezeichnet. Eile scheint geboten. Ich bitte dich, mir zu versichern, dass du in der Lage bist, ein weiteres Loch zu verstopfen, sollte sich eine weitere Antimaterie-Explosion ereignen. Bestätige mir, dass du in der Lage bist, schneller zu fliegen als diese Eindringlinge! Hanuman scheint geschickt und talentiert zu sein, aber er kann nicht besser sein als das Fahrzeug, das er steuert. Was meine direkten Nachfahren betrifft …«
Proserpina hielt inne, dann sagte sie: »Ich muss mich danach erkundigen, wie es um die Karte der Erde bestellt ist. Erzähl mir alles, was du darüber weißt! Und jetzt gebe ich an Hanuman weiter.«
Ausgiebig schnatterte Hanuman in das Mikrofon. Akribische Beschreibungen von Proserpina, Roxanny, der Gray Nurse und den Kriegern der ARM, dazu dem Sonnenfisch-Schiff, dem Flug über den Randwall hinweg, dem Kontinent der Karte von Pak, der dort vorhandenen Vegetation, die vermutlich von Pak hierher gebracht worden war, Proserpinas nicht ganz verborgene Dienerschaft … So präzise die Sprache der Ghoule auch sein mochte, Hanuman brauchte lange, um sämtliche Informationen weiterzugeben.
Als er dann aufhörte, lag das nicht daran, dass Proserpina ihn dazu gezwungen hätte. Er hatte sämtliche Geheimnisse weitergegeben, die er in Erfahrung hatte bringen können, und Proserpina hatte ihn nicht getötet, um ihn davon abzuhalten.
Nun kletterte Proserpina wieder vom Sitz des Flugrades hinunter. »Wie sollen wir uns die Zeit vertreiben?«
»Essen.«
»Gut.«
Sie legten Früchte in das Gras, dazu den Kadaver eines Wiesels. »Was denkst du, wie unsere Gäste miteinander auskommen?«, fragte Proserpina dann.
Hanuman aß einen winzigen Apfel. Dann zitierte er einen Satz, den er in der Bibliothek der Needle gefunden hatte: »›Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.‹ Hast du ihnen ein Boot dagelassen? Irgendetwas, das fliegt? Nein? Dann werden sie versuchen, den Palast des Vorletzten zu erreichen.«
»Es gibt keinen Eingang«, entgegnete Proserpina.
»Auch nicht für dich selbst?«
»Ich habe verschiedene theoretische Wege aufgezeichnet, aber ich schätze das Risiko als zu groß ein. Die Erfindungen des Vorletzten könnte ich niemals selbst entwickeln. Hanuman, das sind doch nur Brüter!«
»Sie werden suchen.«
»Hallo! Langweilst du dich?«
»Jepp!«
»Und womit beschäftigst du dich?«
»Ich gehe die Fehler durch, die mir unterlaufen sind«, erwiderte Louis. Und da habe ich schon wieder einen gemacht! Jugendliche erinnern sich überhaupt nicht an genügend Fehler. Oder doch? Er erinnerte sich nicht mehr. Es war zu lange her.
»Sind wir immer noch Freunde?«
»Klar, warum denn nicht?«
Sie neigte den Kopf zur Seite und schaute, ob sie Anzeichen von Sarkasmus entdeckte. »Luis, ich möchte, dass du mir verzeihst, dass ich auf dich geschossen habe.«
»Okay.«
»Tanj, das ist aber einfach bei dir! Und du könntest mich bitten, dir das mit Claus zu verzeihen.«
»Claus hat sich mehr oder weniger selbst umgebracht«, erwiderte Louis.
»Dein Freund hat ihn umgebracht.«
»Bei der erstbesten Gelegenheit. Stet, warum denn auch nicht? Es gehört zu den Pflichten eines jeden Gefangenen zu entkommen. Warum bitte, im Namen des gesunden Menschenverstandes, musste Claus einen Kzin mit einer Schusswaffe bedrohen?!«
»Das gehört zum Krieg.«
»Wer hat denn diesen Krieg erklärt? Roxanny, wer hat entschieden, ich müsse gefangen genommen werden? Ihr hättet mich genauso gut mit einem Trick überreden können, freiwillig mit euch mitzukommen! Wärt ihr so vorgegangen, hättet ihr vielleicht auch noch Akolyth haben können.«
»Und wenn ihr nein gesagt hättet?!«
Ernstlich neugierig fragte er: »Bist du schitz?«
»Was? … Nein, im Moment nicht.«
Für die ARM arbeiteten praktisch nur
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