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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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Auf dem Deck zwischen zwei fast leeren Regalen fand sie eine Stepperscheibe. Obwohl Kirsten eigentlich damit gerechnet hatte, hier etwas Derartiges vorzufinden, wirkte die Stepperscheibe doch sonderbar fehl am Platze. Sie war festgenietet. Laut ihrem Handgelenk hatte Kirsten noch etwas mehr als zwei Minuten, bis Omar zum nächsten Mal Kurs und Geschwindigkeit anpasste. Damit blieb ihr reichlich Zeit, ein Souvenir mitzunehmen.
    In einer der Kabinen hatte Kirsten ein Accessoire entdeckt: eine ihr völlig unbekannte Art des Kunsthandwerks. Es war am gleichen Schott befestigt, in dem sich auch die Luke befand. Niemand konnte dieses Accessoire sehen, ohne die Kabine zu betreten – also konnte es auch niemand bemerken, wenn es fehlte.
    Es war ein recht grobes Bild, das Blumen und Muscheln zeigte – angefertigt aus tausenden winziger Knoten und Nähten. Den Hintergrund bildete ein sehr engmaschig gewebter Stoff. Natürlich ließ sich diese Textur auch mit einem Hologramm simulieren, also strich Kirsten vorsichtig mit den Fingerspitzen darüber. Ebenso wie die Knoten fühlte sich auch das Hintergrundmaterial an, als bestünde es aus irgendwelchen, Kirsten völlig unbekannten Naturfasern. Die Farben waren recht matt – vielleicht verblasst? –, und der Holzrahmen, der das ganze Bild hielt, war bereits ein wenig beschädigt. Kirsten nahm das Bild samt Rahmen mit, obwohl sie nicht hätte erklären können, warum es ihr wichtig erschien. Eine Ecke des Holzrahmens wies kleine Einbuchtungen auf, auf der Vorder- ebenso wie auf der Rückseite. Kirsten vermutete, dass das Bissspuren eines kleinen Tieres waren.
    Weniger als zwei Minuten.
    Kirsten rannte zur Ladebucht der Long Pass hinüber. Leise piepste ihr Handgelenk, und sie fertigte eine letzte Aufnahme an. Dann aktivierte sie ihren Transportregler …
    … und betrat den Gemeinschaftsraum der Explorer.
    »Kirsten ist wieder da!«, verkündete Eric – vermutlich eigens für Omar. »Was ist passiert?«
    »Ich hab mich nur schnell umgeschaut.« Kirsten reichte Eric das primitive Bild in seinem Holzrahmen. »Und das war ein Spontankauf.«
    Omar erschien im Türrahmen. »Kirsten, was hast du dir denn bloß dabei gedacht?«
    Kirsten ließ das jüngste Bildmaterial über ihrem Kommunikator aufflammen. Das Holo zeigte einen kleinen Ausschnitt des Laderaums, eine Stepperscheibe und daneben ein kleines Schild, auf dem eine fünfzehnstellige Ziffernfolge zu erkennen war. »Ich habe mir gedacht, solange wir diese Kennung haben und dazu die Explorer, die sich an den Kurs anpassen kann, können wir jederzeit und ganz nach Belieben an Bord des Schiffes unserer Vorfahren gehen.«

 
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
     
     
    Tausende von Menschen schwärmten über den breiten Boulevard, sie schwenkten Plakate und skandierten Parolen. Zehntausende weitere schrien ihnen von ihren Plätzen hinter der Absperrung zu. Goldene Kugeln, groß wie Grapefruits, schwebten über ihre Köpfe hinweg: Polizeidrohnen. Diese Sonden waren mit Sonarstunnern ausgestattet; die Strahlen, die sie verschossen, waren unsichtbar – nicht aber deren Auswirkungen.
    Die Unruhe der Menschenmenge nahm immer weiter zu, je mehr Demonstranten zu Boden stürzten. Dann stürmten ARMs in ihren schwarzen Panzerungen geradewegs in das Holo hinein, Schulter an Schulter, Reihe um Reihe. Nun brach Panik in der Menschenmasse aus: Planlos rannten die Menschen in alle Richtungen und trampelten dabei jeden nieder, der das Pech hatte, in dem Tumult das Gleichgewicht zu verlieren. Schon bald war die ganze Straße fast leer; nur einige zerschmetterte Leiber und in der Eile fallen gelassene Plakate blieben zurück. Ein handgeschriebenes Banner flatterte quer durch das Bild. Es war so zerknautscht, dass ein Großteil des Textes nicht lesbar war: »Gebur…otterie Gerecht…olk.« Sirenen heulten. Dank des Dopplereffektes war es möglich, die Polizeiwagen, die immer noch Demonstranten verfolgten, von den herannahenden Krankentransporten zu unterscheiden.
    »Wo ist das?«, fragte Nessus schließlich.
    »Kansas City, Missouri.« Nessus’ holografischem Avatar musste das Unverständnis anzumerken sein, denn Ashley setzte hinzu: »Das ist eine mittelgroße Stadt in Nordamerika.« Dieses Mal war sie alleine am vereinbarten Treffpunkt erschienen – vielleicht weil sie sich sicher war, dass Nessus ihr ohnehin wieder nur via Hyperwellen-Relais entgegentreten würde.
    »Wie viele Tote?« Innerlich versuchte sich Nessus gerade einzureden, dass diese wenigen

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