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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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konnte ihre Antwort kaum verstehen: »... es hat mich erwischt!« Louis blickte nach unten.
    Der Trichter war glasklar zwischen seinen schwingenden Wänden. Er wurde in einem geisterhaften Licht erleuchtet - nicht durch die Blitze, sondern durch den Kathodenstrahlen-Effekt der Spannungsunterschiede in einem fast perfekten Vakuum. Und in diesem Trichter strudelte ein schimmernder Punkt. Vielleicht war der Punkt ein Flugrad. Aber wer war so verrückt, mit einem Flugzeug in einen Strudel hineinzutauchen, um sich ein Loch im Weltraumreifen anzusehen?
    Louis wurde es ganz übel. Er konnte nichts unternehmen - überhaupt nichts! Keiner konnte das. Er schloß die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, blickte ihn Teela auf dem Monitor an. Das Blut lief ihr aus der Nase. Sie war starr vor Entsetzen. Doch dann verschwand die Panik wieder aus ihrem Blick. Eine geisterhafte Blässe breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie stand dicht vor einer Ohnmacht. Litt sie an Sauerstoffmangel? Die Schalltasche würde die Lufthülle ihres Flugzeuges vor dem Vakuum schützen. Aber sie mußte die Tasche erst richtig einstellen.
    Mit verschleiertem Blick schien sie Louis Wu anzubetteln: »Nun tue doch endlich etwas!« Dann fiel sie nach vorn auf ihr Schaltpult.
    Louis hatte die Zähne in die Unterlippe geschlagen. Er blickte hinunter in den rasenden Strudel, der in violettem Licht erstrahlte. Das sah aus wie der Wasserwirbel einer gigantischen Badewanne, wenn man den Stöpsel aus dem Abfluß zieht. Er sah den trudelnden Punkt, der Teelas Flugzeug sein mußte - und sah, wie er plötzlich vorwärts schoß und in den brodelnden Wolkenmassen am Rand des Trichters verschwand.
    Sekunden später erblickte er Kondensstreifen weit vor sich, schon ein beträchtliches Stück vom Sturmauge entfernt. Ein Pfeil flog dort dem »Horizont« entgegen. Louis zweifelte keinen Moment, daß dieser Pfeil Teelas Flugrad war.
    »Was ist passiert?« fauchte der Kzin.
    Louis schüttelte nur stumm den Kopf. Sein Verstand schien kurzgeschaltet, die Gedanken liefen sinnlos im Kreise.
    Teelas Kopf lag immer noch auf dem Instrumentenbrett. Im Monitor sah man nur ihre schwarzen Haare. Sie war bewußtlos und raste in einem steuerlosen Flugzeug mit fast dreifacher Schallgeschwindigkeit durch den Himmel der Ringwelt. Jemand mußte etwas unternehmen!
    »Sie war so gut wie zum Tode verurteilt, Louis«, fauchte der Kzin. »Hat Nessus denn eingegriffen?«
    »Ungmöglich! Ich glaube eher - nein, das ist unmöglich.«
    »Ich habe dasselbe gesehen wie du, Louis!« rief der Kzin.
    »Gut, dann hast du es also auch gesehen. Sie fiel in Ohnmacht. Ihr Kopf prallte auf das Schaltpult, und ihr Flugzeug schoß aus dem Strudel heraus wie eine Rakete. Sie legte mit der Stirn den richtigen Hebel um!«
    »Unmöglich!«
    »Doch«, erwiderte Louis müde. Am liebsten hätte er jetzt geschlafen, um sich von seinen wirbelnden Gedanken zu erlösen. »Bei ihr gilt nicht mehr das Gesetz der Wahrscheinlichkeit. Wenn ihr Glück nicht beständig wäre, hätte Nessus sie nie gefunden und für dieses Abenteuer angeworben. Sie wäre auf der Erde zurückgeblieben!«
    Die Blitze flochten einen feurigen Kranz um sie herum. Der Kondensstreifen von Teelas Flugzeug zeichnete ihren Kurs am Himmel vor. Doch vom Flugrad selbst war nichts mehr zu sehen.
    »Louis - wir wären nie auf der Ringwelt notgelandet, wenn ihr Glück Bestand hätte!«
    »Ich weiß nicht, Dolmetscher. Dieses Rätsel hat noch keine Lösung. Vielleicht werden wir auch hier bald klarer sehen.«
    »Vielleicht solltest du dir lieber den Kopf zerbrechen, wie du Teela retten kannst!«
    »Wahrscheinlich haben wir uns beide in Teela getäuscht, Louis«, flötete der Puppetier.
    »So?«
    »Sie hat die Notschubdüse eingeschaltet. Ihre Stirn reichte nicht aus, um die richtigen Hebel gleichzeitig zu bedienen. Zuerst mußte sie dazu die Drosselsperre lösen.« Nessus zeigte Louis, wo sich der Schlitz der Drosselsperre befand.
    Louis lächelte bitter. »Vermutlich hat sie aus purer Neugierde ihren Finger dort hineingesteckt. Aber was können wir jetzt tun, um sie zurückzuholen?«
    »Wenn sie aufwacht, soll sie sich bei mir melden«, erwiderte der Puppetier gelassen. »Ich kann ihr zeigen, wie sie das Flugrad wieder auf Normalschub zurückstellen kann.«
    »Und bis dahin können wir nichts unternehmen?«
    »Das ist richtig. Möglicherweise kann die Schubdüse durchbrennen. Aber die automatische Steuerung verhindert einen Zusammenstoß mit Hindernissen. Momentan

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