Ringwelt
Sonnenblumenfelder, feindselige Eingeborene. Alles bedroht nur unser Leben, nichts fördert unser Glück!«
»Richtig!« antwortete Louis mit Hohn in der Stimme. »Das gehört ebenfalls zum Ergebnis Ihrer Glückskind-Züchtung! Gefahren existieren nicht für Teela Brown, wohl aber für uns.
Wenn wir unsere Zukunft auf der Ringwelt vorausberechnen wollen, müssen wir diese Möglichkeit mit einkalkulieren!«
Der Puppetier öffnete und schloß ein paarmal seine beiden Münder und stieß dann einen schrillen Schrei aus.
Verdammt, dachte Louis, in eine depressive Phase habe ich ihn wirklich nicht treiben wollen.
Statt der beiden Köpfe des Puppetiers leuchtete jetzt Teelas Gesicht auf dem Kontrollschirm auf. »Ich versuchte, eurem Gespräch zu folgen, Liebling«, sagte sie schmeichelnd, »habe aber nur die Hälfte mitbekommen. Was ist denn jetzt wieder mit Nessus los?«
»Ich habe den Mund zu voll genommen und ihn in eine depressive Phase gescheucht! Wie sollen wir dich jetzt wiederfinden, Teela!«
»Kannst du mir nicht verraten, wo ich bin?«
»Nur Nessus ist im Besitz eines Ortungsgerätes. Wahrscheinlich hatte er gute Gründe dafür. Er hat uns ja auch nicht verraten, daß unsere Flugräder mit einem Zusatzaggregat für Notfälle ausgerüstet sind. Er wollte sicher sein, daß er dem Kzin davonfliegen konnte, wenn es für ihn kritisch wurde.«
»Ihr beide habt euch doch gestritten, weshalb ich hierherkommen wollte, Louis. Ich wollte doch gar nicht hierher, Liebling. Ich habe dich doch nur begleitet, weil ich dich liebe!«
»Schon gut«, meinte Louis müde und winkte ab. Sie liebte ihn doch nur ihres eigenen Glückes wegen. Wenn sie das auch nicht ahnte. Und heute morgen hatte er noch geglaubt, sie liebte ihn um seinetwillen.
»Ich fliege jetzt über eine Stadt«, wechselte Teela plötzlich das Thema. »Ich sehe ein paar Lichter. Hier muß sich ein Kraftwerk befinden, das immer noch in Betrieb ist. Vielleicht kann der Dolmetscher die Stadt auf seiner Karte finden!«
»Lohnt es sich, die Stadt zu besichtigen?«
»Ich sagte dir doch schon, hier brennen Lichter ! Vielleicht gibt es in dieser Stadt noch .« In diesem Augenblick riß die Stimme ab. Einfach so - ohne Knacken, ohne Vorwarnung.
Louis starrte auf den leeren Schirm über seinem Armaturenbrett.
»Nessus!«
Keine Antwort. Louis drückte auf die Sirene. Nessus' Köpfe schossen hoch wie eine Schlangenfamilie in einem brennenden Zoo. Verzweifelt versuchte Nessus, seine Hälse auseinanderzuwickeln. Auf dem Schirm sah er aus wie ein lebendiges Fragezeichen. »Louis? Was ist denn jetzt schon wieder!«
»Teela ist etwas zugestoßen!«
»Großartig!« erwiderte Nessus und tauchte wieder unter seinen Sattel. Louis schaltete die Sirene dreimal aus und ein. Wieder kamen die verschlungenen Schlangen zum Vorschein. »Wenn wir nicht sofort feststellen, was Teela zugestoßen ist, werde ich Sie umbringen!« donnerte Louis.
»Vorsicht!« zischelte der Puppetier. »Ich habe den Tasp! Und dieser Tasp wirkt nicht nur auf Tierwesen, sondern auch auf Menschen.«
»Glauben Sie, Ihr Tasp wird mich daran hindern, Ihnen Ihre beiden Hälse umzudrehen?«
»Jawohl, Louis, das glaube ich!«
»Um was wetten wir, daß ich recht behalte?«
»Hm«, meinte der Puppetier, »wenn ich Teela rette, ist das ein kleineres Risiko, als mit Ihnen um mein Leben zu wetten. Ich vergaß beinahe, daß Teela Ihre Sexualpartnerin ist.« Der Puppetier blickte auf sein Instrumentenbrett. »Aber auf meinem Orter ist sie nicht mehr registriert. Ich kann Ihnen also nicht sagen, wo sie steckt.«
»Bedeutet das, daß Teelas Flugzeug beschädigt ist?«
»Ja, das bedeutet es«, erwiderte Nessus kopfnickend. »Es muß erheblich beschädigt sein. Der Sender ist neben einem Raketentriebwerk eingebaut.
Vielleicht kam sie in die Nähe einer Maschine, die schon unsere Sprechscheiben auf dem Gewissen hat.«
»Können Sie wenigstens sagen, wo sie abgeblieben ist, ehe unser Gespräch abbrach, Nessus!« drängte Louis.
»Zehn Grad spinwärts von Backbord. Die Entfernung kann ich Ihnen nicht angeben, aber wir können sie an Hand der Durchschnittsgeschwindigkeit ihres Flugzeuges ungefähr berechnen .«
»Also, worauf warten wir noch!«
Sie flogen zehn Grad spinwärts von Backbord. Zwei Stunden lang war weit und breit kein Licht zu sehen, und Louis fürchtete schon, sie hätten sich verirrt.
Doch dann - dreitausendfünfhundert Meilen vom Auge des Orkans entfernt - endete der von Kzin auf seiner Karte
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