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Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr

Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr

Titel: Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hollow Skai
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seine früher wässrigen Soli auf ein Sechstel der Länge eingeschrumpft, dabei aber seine Möglichkeiten auf der Gitarre mindestens versechsfacht. Kai ist einer der Letzten, die einen so herrlich geraden, kraftvollen Rock-Bass spielen wie John Entwhistle, Marius ist die deutsche Zukunft der Rhythmusgitarre, Martin fasst den Sound mit den Keyboards auf breitem Spektrum zusammen, und Funky ist einer der ganz wenigen Schlagzeuger, die richtiggehend in der Musik spielen.« Frontmann Rio hatte gewinnendes Charisma und Ton Steine Scherben waren für Kröher »ganz einfach die beste deutsche Band, die derzeit Rockmusik im herkömmlichen Sinn spielt. Wer dem widerspricht, der hat sie nicht live auf der 82er-Tour erlebt.«
    Am Ende waren sie aber trotzdem bis über beide Ohren verschuldet. Da Rio »sehr launisch und auch sehr ungerecht sein konnte« und immer einen Schuldigen gesucht habe, wenn etwas Unangenehmes passiert sei, wurde er bis zum bitteren Ende nicht darüber informiert, dass man mit jedem Konzert Miese machte, weil man zugleich auf größtmöglichen Komfort und extrem niedrige Eintrittspreise bestanden hatte. »Wie ein kranker Monarch«, so Misha Schöneberg, der auf dieser Tour für das Catering zuständig war, »wurde er fern aller Sorgen gehalten.« Ihm erschien es albern, »wie da jeder kuschte«, und angesichts des Images, das die Scherben hatten, empfand er es als geradezu »grotesk und paradox und lächerlich«, dass Rio über den Gesetzen stand und sich manchmal wie ein Kleinkind verhielt. Als der eines Abends wieder mal in seinem Wohnmobil gewütet und sich niemand außer ihm hineingetraut habe, tat er ihm jedoch Leid, wie er da kauerte und zitterte, »mit Schaum vorm Mund, die Whisky-Flasche und das Glas in den Händen«.
    Rio selbst war hinterher allen dankbar, die ihn abgeschirmt hatten: »Was hätte es mir genützt zu wissen, dass die Tour eine finanzielle Pleite wird?« Die »größenwahnsinnige Aktion«, zum Eintrittspreis von sieben bis neun Mark aufzutreten, aber mit einer gemieteten PA und Lichtanlage unterwegs zu sein, die in keinem Verhältnis dazu stand, hatte für ihn auch »einen bestimmten Reiz«. Er war noch nicht mal sauer auf Elser Maxwell, der »sich in keiner Weise an den Rahmen gehalten« habe, der ihm gesteckt war. (Was Maxwell bestreitet – er habe die Tour nicht organisiert, sondern nur geleitet.) »Für ihn war die Tour ein künstlerisches Happening, und für uns war’s Rock’n’ Roll, da lagen wir gar nicht so weit auseinander.«
    Elser Maxwell hatte er Ende der siebziger Jahre in Berlin kennen gelernt, als der das Tali-Kino betrieb, in dem ein gewisser Blixa Bargeld als Kartenabreißer jobbte, der später als Sänger der Einstürzenden Neubauten in Rios Fußstapfen treten sollte. Im Tali lief Berlin-exklusiv die Rocky Horror Picture Show , und Elser, der behauptete, das auf der Packung von Brandt-Zwieback abgebildete Baby zu sein, verdiente monatlich nach eigenen Angaben 15 000 Mark, die er, dazu steht er, komplett verkokst hat. Allerdings nicht allein, sondern gemeinsam mit Freunden: »Alle haben ihren Rüssel da reingehalten. Besonders Rio, weil wir damals viel zusammen waren.«
    Die Droge der Reichen hatte, glaubt man Rio, angeblich Fassbinder bei den Dreharbeiten zu Berlin Alexanderplatz in der Berliner Szene eingeführt. Und als Rio für seine Rolle im Film Johnny West und den Filmpreis, den er dafür erhielt, plötzlich 30 000 Mark in Händen hatte, soll er sie, so sein Freund Hannes Eyber, zügig auf den Kopf gehauen haben. Eyber: »Elser Maxwell hat ihm dabei geholfen. Sie haben eine Mittelmeerkreuzfahrt gemacht und gekokst bis zum Abwinken.«
    Damals, so die B.Z. vom 23. August 1996, habe Rio auch in einer Ladenwohnung in der Belziger Straße »wilde Nächte mit Drogen-Experimenten« gefeiert. Und »einer, der mit Rio Reiser zwei Jahre zusammenlebte«, aber lieber anonym blieb, erinnerte sich in dem Boulevardblatt: »Er brauchte diese Eskapaden zum Komponieren. Tagelang blieben die Rolläden unten. Reiser liebte Marathon-Sessions an seinem alten Klavier, dessen Kerzenhalter« – laut dem Boulevardblatt – »angeblich mit Koks und Heroin gefüllt waren.«
    Nach der Elser-Tour standen die Scherben jedenfalls mal wieder am Abgrund. Statt Schulden abzubauen, hatte man neue aufgehäuft, angeblich ein sechsstelliger DM-Betrag, so dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als erneut auf Tour zu gehen. Diesmal ohne Elser, dafür aber mit Claudia Roth, deren

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