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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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habe ich gehört, ja. Aber wenn ich eine Fälschung kaufe, will ich wissen, daß es eine ist. Ist mir lieber.«
Tom merkte, er kam da auf unangenehm brüchiges Eis. Er versuchte einen ändern Weg. »Wissen Sie, mir macht es Spaß, mir so was auszumalen. Solche absurden Sachen. Eigentlich ist doch nicht einzusehen, warum man einem Fälscher, der so gute Arbeit leistet, das Handwerk legen soll, oder? Ich werde jedenfalls den ›Mann im Sessel‹ nicht hergeben.«
Es blieb offen, ob Murchison Toms Worte gehört hatte. Sein Blick ruhte immer noch auf dem Bild, von dem Tom sprach. »Es ist auch nicht nur das Blau«, sagte er, »es ist die Seele des Bildes, wissen Sie. Ich bin sonst gar nicht so lyrisch, aber das macht die gute Mahlzeit und der Wein.« Sie hatten eine köstliche Flasche Margaux geleert, die beste, die Tom im Keller hatte.
»Halten Sie es für möglich, daß die Buckmaster-Leute Schwindler sind?« fragte Murchison jetzt. »Das müssen sie sein, warum lassen sie sich sonst mit einem Fälscher ein und bringen falsche Derwatts unter die echten?«
Murchison hielt also die andern neuen Derwatts – mit Ausnahme der ›Wanne‹ –, die alle in der Ausstellung gezeigt worden waren, für echt, das erkannte Tom.
»Sie gehen davon aus, daß es sich tatsächlich um Fälschungen handelt – bei Ihrer ›Uhr‹ und so weiter. Ich bin wahrscheinlich immer noch nicht überzeugt.«
Murchison lächelte belustigt. »Ja – weil Sie Ihren ›Mann im Sessel‹ so gern haben. Wenn Ihr Bild vier Jahre alt ist und meins mindestens drei, dann geht das ja schon eine ganze Weile mit den Fälschungen. Vielleicht gibt´s in London noch mehr, die nicht in die Ausstellung gekommen sind. Offen gesagt: ich habe Derwatt im Verdacht. Ich glaube, der macht gemeinsame Sache mit den Leuten von der Galerie, um mehr Geld zu verdienen. Noch etwas: seit Jahren gibt es keine Zeichnungen von Derwatt. Auch das ist merkwürdig.«
»Wirklich?« fragte Tom mit gespielter Überraschung. Er wußte das sehr gut, und er wußte auch, worauf Murchison hinauswollte.
»Zeichnungen erschließen die Persönlichkeit eines Künstlers«, fuhr Murchison fort. »Ich habe das selber erkannt, und dann habe ich es irgendwo gelesen – sozusagen als Bestätigung.« Er lachte. »Nur weil ich Rohrleitungen herstelle, glaubt mir niemand, daß ich Gefühl für so was habe! Aber eine Zeichnung, das ist für einen Maler wie eine Signatur, eine Unterschrift, und zwar eine recht komplizierte. Man kann wohl sagen, eine Signatur oder ein Gemälde läßt sich leichter fälschen als eine Zeichnung.«
»Daran hab ich noch nie gedacht«, sagte Tom und rollte den Zigarrenstummel in den Aschenbecher. »Sagten Sie, Sonnabend wollten Sie mit dem Mann von der Tate Galerie sprechen?«
»Ja. Die haben in der Tate auch ein paar alte Derwatts, wie Sie wahrscheinlich wissen. Und wenn Riemer mir recht gibt, werde ich ohne Vorwarnung mit den Buckmaster-Leuten reden.«
Toms Gedanken begannen Sprünge zu machen. Sonnabend – das war übermorgen. Riemer würde vielleicht ›Die Uhr‹ und den ›Mann im Sessel‹ mit den Derwatts in der Tate Galerie und denen in der Ausstellung vergleichen wollen. Ob Bernards Bilder einer solchen Prüfung standhielten? Und wenn nicht? Er füllte Murchisons Glas mit Brandy und schenkte auch sich selbst etwas ein, mochte ihn dann aber nicht trinken. Er verschränkte die Hände über der Brust.
»Ich werde keinerlei Schritte unternehmen – oder wie immer man das nennt –, wenn es sich wirklich um Fälschungen handelt.«
»Oh-oh, da denke ich aber etwas orthodoxer. Oder vielleicht altmodisch. So bin ich nun mal. Nehmen Sie nur mal an, Derwatt steckt mit denen unter einer Decke?«
»Soviel ich gehört habe, ist Derwatt so etwas wie ein Heiliger.«
»Ja, so wird´s erzählt. Vielleicht war er so etwas wie ein Heiliger, als er jünger war und kein Geld hatte. Er hat sehr zurückgezogen gelebt. Seine Londoner Freunde haben ihn ins Rampenlicht gestellt, das ist ganz klar. Ein armer Mann, der auf einmal reich wird, kann sich erheblich verändern.«
Der Abend verging, und sie kamen nicht weiter. Murchison wollte früh ins Bett, er war müde.
»Ich werd mich morgen früh um einen Flugplatz kümmern. Hätte ich natürlich in London tun sollen – das war dumm von mir.«
»Hoffentlich noch nicht gleich morgen früh«, sagte Tom.
»Ich buche erstmal morgens und werde dann nachmittags fahren, wenn Ihnen das recht ist.«
Tom brachte seinen Gast nach oben und überzeugte sich,

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