Riptide - Mörderische Flut
Arbeit hier unten schon fast geschafft. Wir setzen und kalibrieren noch rasch die letzten Sensoren und kommen dann wieder nach oben.«
»Ich finde, daß St. John recht hat«, meinte Hatch. »Wir sollten die Mission sofort abbrechen und herausfinden, was Macallan mit seiner Warnung gemeint hat.«
»Das denke ich auch«, sagte Bonterre.
Neidelman ließ seinen Blick zwischen den beiden hin-und herschweifen. »Nein, da mache ich nicht mit«, sagte er dann brüsk, während er seine Unihängetasche schloß. »Mr. Wopner?«
Der Programmierer war oben auf der Leiter nicht zu sehen, und auch über die Sprechanlage kam keine Antwort. »Er ist wohl in einem der Gänge und kalibriert die Sensoren dort«, meinte Bonterre.
»Dann lassen Sie ihn uns zurückrufen«, sagte Neidelman. »Verdammt, er hat wahrscheinlich seine Sprechanlage ausgeschaltet.« Der Kapitän begann so rasch die Leiter hinaufzusteigen, daß sie unter seinem Gewicht leicht zu vibrieren begann.
Moment mal, dachte Hatch. Da stimmt doch was nicht! Die Leiter hat bisher noch nie gewackelt!
Aber da war es wieder, dieses leichte, kaum merkliche Vibrieren in seinen Fingerspitzen und unter seinen Füßen. Hatch blickte fragend hinüber zu Bonterre und sah es ihr am Gesicht an, daß auch sie das Zittern gespürt hatte.
»Dr. Magnusen, was ist da oben los?« fragte der Kapitän scharf.
»Alles völlig normal«, antwortete die Ingenieurin. »Rankin?« bellte Neidelman.
»Ich habe da eine seismische Bewegung, die aber noch unterhalb des Grenzwertes liegt und keinesfalls eine Gefahr darstellt. Gibt es bei Ihnen denn ein Problem?«
»Wir spüren hier ein…«, setzte der Kapitän an, als plötzlich ein so starkes Schütteln die Leiter erfaßte, daß es Hatch fast die Hände von den Sprossen riß. Einer seiner Füße rutschte ab, und er konnte sich nur mit Mühe festhalten. Aus dem Augenwinkel sah er, daß auch Bonterre sich verzweifelt an die Leiter klammerte. Es gab einen weiteren Ruck und schließlich noch einen. Hatch hörte ein bröselndes Geräusch, das wie ein entfernter Erdrutsch klang, gefolgt von einem leisen, kaum hörbaren Rumpeln.
»Was ist los, verdammt noch mal?« schrie Neidelman ins Mikrofon.
»Ganz in Ihrer Nähe scheint die Erde in Bewegung geraten zu sein, Sir!« antwortete Magnusen.
»Okay. Sie haben gewonnen. Sobald wir Wopner gefunden haben, verschwinden wir von hier.«
Rasch kletterten die drei zur Dreißig-Meter-Plattform zurück und zum Eingang des von Macallan entworfenen Stollens, der Hatch jetzt wie ein riesiger Schlund aus faulendem Holz vorkam. Neidelman leuchtete mit seiner Helmlampe in die Dunkelheit hinein. »Wopner, beeilen Sie sich!« rief er. »Wir brechen unsere Mission ab!«
Anstatt einer Antwort kam nur ein schwacher, eisiger Windhauch aus dem Stollen.
Neidelman starrte noch eine Weile in den Tunnel, dann sah er Bonterre und Hatch an. Seine Augen verengten sich.
Dann, als ob ihnen gleichzeitig derselbe Gedanke gekommen wäre, hakten alle drei ihre Karabiner los und hasteten in den Tunnel hinein. Hatch hatte den niedrigen Gang irgendwie nicht so eng und dunkel in Erinnerung, wie er ihm jetzt vorkam. Sogar die Luft schien irgendwie anders.
Schließlich erweiterte sich der Stollen zu der Steinkammer, in der sie an zwei gegenüberliegenden Wänden die Sensoren befestigt hatten. Neben dem einen lag Wopners Minicomputer, dessen Datenübertragungsantenne seltsam verbogen war. Langgezogene Nebelschwaden schwebten, vom Licht der Helmlampen angestrahlt, quer durch den Raum.
»Wopner!« rief Neidelman und leuchtete die Wände ab. »Wo, zum Teufel, ist der Bursche bloß abgeblieben?«
Hatch machte einen Schritt an Neidelman vorbei und sah etwas, das ihm einen kalten Schauder durch den ganzen Körper jagte. Einer der massiven Deckensteine war irgendwie nach unten gegen die Kammerwand geklappt, so daß oben in der Decke jetzt ein dunkles, wie eine Zahnlücke aussehendes Loch klaffte. Feuchte, braune Erde rieselte herab. Unten, wo sich zwischen Boden und dem Ende des heruntergeklappten Steines ein schmaler Spalt befand, entdeckte Hatch etwas Schwarzweißes, das er nach kurzem Überlegen als die Spitzen von Wopners Turnschuhen identifizierte. Sie lugten zwischen Boden und Steinplatte hervor. Hatch rannte hinüber und leuchtete mit seiner Lampe den Bereich ab.
»O mein Gott«, hörte er Neidelman hinter sich stöhnen.
Durch den Spalt zwischen der Steinplatte und der Wand konnte Hatch erkennen, daß Wopner eingeklemmt war. Ein Arm
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