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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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›Schreiben mit weißer Tinte‹.«
    Hatch überlegte sich eine sarkastische Entgegnung, brachte sie aber nicht über die Lippen. Gegen seinen Willen fing er an, Neidelmans Geschichte Glauben zu schenken. Irgendwie kam sie ihm viel zu phantastisch vor, um eine Lüge zu sein. »Unserem Labor ist es mit speziellen Chemikalien gelungen, die unsichtbare Schrift wieder lesbar zu machen. Es handelt sich um ein Dokument von ungefähr zehntausend Zeichen, das Macallan auf die Ränder seines eigenen Buches geschrieben hat. Er verwendete dabei nicht nur eine Geheimtinte, sondern auch eine Geheimschrift, aber unsere Spezialisten haben es geschafft, die erste Hälfte davon ohne große Mühe zu entschlüsseln. Jetzt wissen wir, daß Sir William Macallan eine noch viel faszinierendere Persönlichkeit war, als man bisher angenommen hatte.«
    Hatch schluckte schwer. »Nehmen Sie es mir nicht übel, aber diese ganze Geschichte kommt mir doch reichlich absurd vor.« »Aber das ist sie nicht, Dr. Hatch. Macallan hat die Wassergrube entworfen, und das verschlüsselte Dokument ist ein geheimes Tagebuch, das er auf seiner letzten Reise geführt hat.« Neidelman hielt einen Augenblick inne und zog an seiner Pfeife. »Sie müssen wissen, daß Macallan als Schotte heimlich auch Katholik war. Nach dem Sieg des protestantischen Königs William III. in der Schlacht am Boyne ging er nach Spanien ins Exil. Dort erhielt er von der spanischen Krone den Auftrag, in Mexiko die größte Kathedrale der Neuen Welt zu erbauen. Und so schiffte Macallan sich 1696 von Cádiz aus auf einer zweimastigen Brigg ein, eskortiert von einem spanischen Kriegsschiff. Beide Schiffe kamen nie in ihrem Bestimmungshafen an, und niemand hat je wieder etwas von Macallan gehört. Man vermutete, daß die Schiffe untergegangen waren, aber Macallans Tagebuch erzählt eine andere Geschichte. In Wirklichkeit wurden die Spanier nämlich von Edward Ockham angegriffen. Der Kapitän der Brigg strich die Flagge und gestand unter Folter, wen er an Bord hatte. Daraufhin ließ Ockham die Besatzung der beiden Schiffe über die Klinge springen; nur Macallan verschonte er. Der Pirat hielt Macallan seinen Säbel an die Kehle und sagte - ich zitiere aus dem Tagebuch: ›Laß er Gott sich seine verdammte Kirche selbst erbauen, ich habe eine andere Aufgabe für ihn‹.« Hatch spürte, wie eine seltsame Erregung in ihm aufstieg. Der Kapitän lehnte sich an den Schandeckel. »Verstehen Sie? Red Ned wollte, daß Macallan ihm ein Versteck für seinen riesigen Schatz entwarf. Eine unbezwingbare Grube, zu der nur Ockham Zugang hatte. Die Piraten segelten also die Küste von Maine entlang, suchten sich Ragged Island aus, bauten die Grube und versteckten den Schatz darin. Kurz danach kamen Ockham und seine Mannschaft auf mysteriöse Weise ums Leben, aber Macallan haben sie sicherlich noch davor umgebracht, vermutlich nach Vollendung der Grube. Mit dem Architekten und dem Piratenkapitän verschwand aber auch der Schlüssel zum Geheimnis der Wassergrube.« Neidelman hielt inne. Seine Augen sahen in dem hellen, von der Wasseroberfläche reflektierten Licht fast weiß aus. »Jetzt stimmt das natürlich nicht mehr. Denn der Schlüssel zum Geheimnis ist nicht wirklich verschwunden.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »In der zweiten Hälfte seines Tagebuchs verwendete Macallan einen anderen Code, vermutlich um das Geheimnis der Wassergrube noch besser zu schützen. Natürlich sind Geheimschriften aus dem siebzehnten Jahrhundert kein Problem für unsere modernen Supercomputer. Meine Spezialisten dürften den Code ziemlich bald geknackt haben.«
    »Wie groß soll der Schatz In der Wassergrube denn eigentlich sein?« brachte Hatch mit Mühe heraus.
    »Das ist eine gute Frage. Uns ist bekannt, wieviel Fracht Ockhams Schiffe transportieren konnten, und uns ist auch bekannt, daß sie voll beladen waren. Darüber hinaus haben wir die Frachtpapiere von vielen Schiffen, die Ockham gekapert hat. Wissen Sie, daß ihm als einzigem Piraten ein erfolgreicher Angriff auf die spanische Silberflotte gelang?« »Nein, das wußte ich nicht«, murmelte Hatch. »Alles in allem beziffern selbst sehr vorsichtige Schätzungen den Wert des Schatzes in heutigem Geld auf« - Neidelman hielt einen Moment inne und ließ ein Lächeln um seine Lippen spielen -»eine Summe zwischen 1,8 und 2 Milliarden Dollar.«
    Eine ganze Welle sagte keiner der beiden Männer ein Wort. Nur das Tuckern des Schiffsdiesels und das monotone Gekreisch der Möwen

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