Riskante Liebe
tief ein und wieder aus.
»Ich wüsste gar nicht, mit welcher unserer Frauen – außer J olaria – ich darüber gefahrlos sprechen könnte. Bei uns bespitzelt jede die anderen, immer in der Hoffnung, etwas Ungehöriges verraten zu können, bei Seratta gut angesehen zu sein und Privilegien zu erhalten. Ich denke, ich würde sehr schnell bei ihr in Ungnade fallen, falls ich versuche, Verbündete zu finden.«
Unglücklich sah ich ihn an.
»Ich glaube, es ist besser, ich mache einfach meine Arbeit als Jägerin gut so wie bisher und versuche, mich möglichst wenig im Dorf aufzuhalten. Und ich werde dich sehr vermissen. Bis du vom Himmel gefallen bist, wusste ich nicht, wie schön es sein kann, mit einem anderen Menschen hier im Wald zusammen zu leben. Noch dazu mit einem Mann!«
Er lächelte mich an und ich spürte, wie sich mein Herz groß und warm in meinem Brustkorb weitete.
» Ach Veeria, wir haben nicht zusammengelebt. Nicht so, wie bei uns Mann und Frau zusammenleben, und das ist auch besser für uns beide. Außerdem bin doch erst seit drei Tagen hier. Aber du hast recht. Es ist schön, dass ich dich getroffen habe. Du hast mir das Leben gerettet und ich danke dir von ganzem Herzen dafür.«
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte und wehrt e seinen Dank mit der Hand ab. Der Stand der Sonne sagte mir, dass es höchste Zeit war, aufzubrechen. Ich hatte mit Jolaria vereinbart, spätestens bei Sonnenuntergang zurückzukommen. Und mit meiner schweren Last auf dem Rücken würde ich bis zum Dorf relativ lange unterwegs sein. Ich stand auf, woraufhin Drake sich ebenfalls noch etwas schwerfällig, aber schon wesentlich leichter als am gestrigen Tag, und diesmal ganz ohne Stütze, erhob.
Wieder standen wir dicht voreinander. Alles in mir schrie danach, bei ihm zu bleiben. Ich befürchtete, bis ich zum nächsten Mal in die Höhle käme, wäre er längst fort. Bei diesem Gedanken schoss mir wieder das Wasser in die Augen, obwohl ich mich darüber ärgerte. Ich fühlte mich schwach und hilflos, und das war eine Empfindung, die ich sonst an mir nicht kannte. Drake tat etwas gänzlich Unerwartetes: Er legte seine Arme um mich, zog mich zu sich heran und senkte seinen Kopf, wobei er mir unverwandt in die Augen sah. Eine seiner warmen Hände lag auf meiner Schulter, der andere Arm war um meine Taille geschlungen. Und dann spürte ich plötzlich seine weichen, warmen Lippen auf den meinen. Es war ein köstliches Gefühl, seinen Mund auf meinem zu fühlen. Ich öffnete meine Lippen ungewollt nur ganz leicht und schon schob sich seine Zunge dazwischen. Wieder liefen die unsichtbaren Ameisen über meinen Rücken, meine Brüste sehnten sich danach, dass er sie berührte, und mein Unterleib pochte. Ich drängte mich näher an ihn und seine Zunge erkundete meinen Mund.
Mutiger geworden presste ich meine Lippen gegen die seinen und bewegte meine Zunge der seinen entgegen. Er gab ein Stöhnen von sich und wieder spürte ich, wie er hart wurde. Diesmal bereitete es mir keine Angst. Ich nahm es als Zeichen dafür, dass ich ihm gefiel und war stolz darauf. Ich hob meine Hände, ließ meine Finger durch sein weiches, glänzendes Haar gleiten und umschlang mit meinen Armen seinen Hals, während ich meinen pochenden Unterkörper an ihn drängte. Beinahe gewaltsam löste er seine Lippen von den meinen und schob mich ein kleines Stück von sich weg. Alles in meinem Körper schrie danach, ihn wieder dicht an mir spüren und ich blickte ihn verwirrt an. Er atmete schwer.
»Gütiger Himmel, Veeria. So wie du dich benimmst, würde ich nie auf die Idee kommen, dass du keine Erfahrung mit Männern hast. Woher kannst du so gut küssen?«
» Nennt man das, was wir getan haben, so? Ich habe das nie zuvor gemacht, aber es ist wie ein schöner Traum. Einer, bei dem man sich wünscht, man möge nicht aufwachen!«
Seine grünen Augen blickten mich voller Wärme an.
»Ja , es war ein wunderschöner Kuss … «
Ich unterbrach ihn und wollte endlich erfahren, was dieses Wort vor dem „schön“ bedeutete.
Er erklärte mir, dass man mit „Wunder“ ein Geschehen bezeichnete, das völlig außergewöhnlich war und sehr selten vorkam.
»So wie dein Absturz vom Himmel? Und dass ich dich lebend gefunden habe?«
Er sah mich ernst an.
»Ja, genau. Das kommt einem Wunder schon sehr nah.«
Dann beschirmte er seine Augen mit einer Hand und sah in die tiefstehende Sonne. Ich erkannte, dass es für mich allerhöchste Zeit zum Gehen war.
Bevor
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