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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe
Autoren: Michelle Raven
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dem Regenwald Costa Ricas wurde langsam das vertraute Schlafzimmer seiner Hütte auf der Ranch seiner Eltern. Mit zitternden Händen wischte er sich über das schweißnasse Gesicht. Langsam legte er sich zurück. Verdammt! Diesen Traum hatte er nun schon einige Zeit nicht mehr gehabt. Eigentlich hätte er die Sache nach vier Jahren so verarbeitet haben müssen, dass er keine Albträume mehr bekam. Und dies war nur einer der Träume gewesen. Ein anderer handelte von der Beerdigung und endete stets damit, dass er anstelle von Ghost im Sarg lag. Während der Sarg langsam mit Sand bedeckt wurde, versuchte Clint sich bemerkbar zu machen, zu sagen, dass er noch lebte, aber niemand hörte ihn.
    Ein dritter wiederkehrender Traum war nicht direkt ein Albtraum. Er handelte von Karen Lombard. Sie saßen wieder zusammen in der kleinen Höhle im Monteverde Cloud Forest, diesmal allerdings redeten sie nicht über ihn, sondern sie blickten sich einfach nur an, ihre Körper kamen sich immer näher, bis sie sich schließlich berührten. Ihre Küsse wurden immer heißer und verzweifelter. Sie rissen sich gegenseitig ihre Kleidung vom Leib, und dann …
    Clint sprang fluchend aus dem Bett. Nackt und erregt marschierte er in das angrenzende Bad und stellte sich unter die eiskalte Dusche. Nach einigen Minuten hatte er sich so weit unter Kontrolle, dass er wieder halbwegs klar denken konnte. Wie seine Träume über Ghost und den Tod zustande kamen, das wusste er, doch Karen hatte keinen Anlass dazu gegeben, etwas Derartiges zu träumen. Sie war verheiratet! Sie hatte mit keinem Wort und keiner Geste zu verstehen gegeben, dass sie sich von ihm körperlich angezogen fühlte.
    Er schüttelte den Kopf. Zum Träumen brauchte man auch nicht zwei Leute, es reichte scheinbar, dass er so empfand. Es war für ihn unerklärlich, warum er diese Frau nicht vergessen konnte. Sie hatten sich nur für kurze Zeit und unter denkbar ungünstigen Umständen kennengelernt, aber es war ihm in beinahe vier Jahren nicht gelungen, sie aus seinem Kopf zu verbannen. Immer, wenn er eine Frau sah, verglich er sie mit Karen, und seltsamerweise schienen alle anderen Frauen nicht an sie heranzureichen. Es waren zwar durchaus schönere Frauen in seinem Bekanntenkreis, aber keine, die genau ihre Mischung aus Intelligenz, Mut und Mitgefühl besaß. Clint seufzte. Wahrscheinlich war sie immer noch glücklich verheiratet und hatte seitdem keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet. Was sicher auch besser für sie war.
    Die letzten Jahre war er keine angenehme Gesellschaft gewesen. Seit er seinen Rücktritt aus der Navy bekannt gegeben hatte, schien er überhaupt keine Freude mehr im Leben finden zu können. Er war mit seiner Arbeit auf der Ranch zufrieden, aber ein wichtiges Stück seiner Persönlichkeit schien zu fehlen. Das hatte er besonders deutlich gemerkt, als er vor zehn Monaten seinem Bruder Shane zu Hilfe geeilt war. Dessen Freundin Autumn war damals von ihrem verrückten Exfreund in die Felsenlandschaft des Arches National Park verschleppt worden. So furchtbar die ganze Geschichte auch gewesen war, denn sowohl Shane als auch Autumn hatten Verletzungen davongetragen, er selbst hatte sich seit langer Zeit nicht mehr so lebendig gefühlt wie in jenen Stunden. Er mochte seine Arbeit mit den Tieren auf der Ranch, doch war es genug für den Rest seines Lebens? Diese Frage ging ihm seit jenem Tag nicht mehr aus dem Kopf, doch er war einer Antwort immer noch nicht näher gekommen.
    Besonders hart war es gewesen, nach Kalifornien zu fahren, um Matt die Ausrüstung wiederzubringen, die dieser ihm für die Rettungsaktion im Arches National Park geliehen hatte. Clint hatte das erste Mal seit den Ereignissen in Costa Rica wieder Matts Haus betreten. Früher war er dort ein oft gesehener Gast, denn Matt war sein einziger richtiger Freund gewesen. Doch nach seiner Rückkehr auf die Ranch seiner Eltern in Montana waren die Kontakte immer seltener geworden, bis sie schließlich ganz aufhörten. Clint musste zugeben, dass ihn die Schuld daran traf. Er hatte es einfach nicht ertragen können, mit den anderen SEALs zusammenzutreffen, nachdem er keiner mehr war, weil ihm das vor Augen führte, was er alles verloren hatte. Aber offenbar schien er langsam darüber hinwegzukommen. Als Matt ihn in sein Wohnzimmer geführt hatte, war bereits sein gesamtes ehemaliges Team, bis auf Ghost natürlich, dort versammelt gewesen. Und nach einem kurzen Stich hatte es Clint wirklich gefreut, sie
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