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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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schlechten reichen nämlich für die nächsten drei Wochen. Stell dir vor, ich habe gerade mit meinem Vater telefoniert, der mir dir Hölle heißgemacht hat. Es ging um …«
    »Ich weiß«, sagte sie nur, und ihre Stimme klang gepresst, als hätte sie ein nicht minder unangenehmes Gespräch hinter sich.
    »Was ist los? Willst du mir etwa die Freundschaft kündigen?« Mit einem Mal wurde ich empfindlich nervös, denn sie druckste herum, als müsste sie mir beichten, dass sie mich an den Teufel verraten hatte.
    Verraten hatte sie mich tatsächlich. Allerdings nicht an den Teufel, sondern an meine Eltern.
    »Du musst mir verzeihen«, sagte sie mit Verzweiflung in der Stimme, nachdem sie mir die ganze Chose in ausschweifenden Erklärungen gebeichtet hatte. »Ich kann doch nichts dafür.«
    Das sah ich anders. Ganz anders. War Vale denn noch zu retten? Wieso hatte sie sich derart verplappert? Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Was fiel ihr bloß ein, mein Vertrauen dermaßen zu missbrauchen? In meiner Aufregung merkte ich gar nicht, dass ich die gleichen Sätze verwendete wie mein Vater.
    Als Krönung des Ganzen schob sie noch einen letzten Satz hinterher, der mich völlig die Fassung verlieren ließ.
    »Sag mal, spinnst du?«, brüllte ich in den Hörer und meinte es keineswegs so liebevoll wie die Bayern. Vielmehr war es mir bitterernst. »Das war’s mit unserer Freundschaft«, verkündete ich außer mir vor Wut und legte auf.
    Danach lief ich ohne Sinn und Verstand durch die Wohnung und wusste nicht, wohin mit mir. Selbst im Bad hielt ich es nicht aus, daher zog ich mir die Sandalen mit den dünnen Riemchen aus geflochtenem Leder wieder an und ging nach draußen. Ich rannte förmlich durch den Brudermühlpark, in der Hoffnung auf eine zündende Idee, um das Unglück aufzuhalten. Doch mir wollte nichts einfallen. Während ich Runde um Runde drehte und sich bereits eine kirschgroße Blase an meiner rechten Ferse bildete, hallte der alles entscheidende Satz, mit dem Vale aus der Ferne mein gesamtes Leben durcheinandergebracht hatte, in meinem Kopf wie in einer Endlosschleife wider.
    »Deine Mutter ist auf dem Weg nach München.«

12.
    »Vivere una favola«
    Keine dreiundzwanzig Stunden später stand fest, dass sich das Unglück nicht würde abwenden lassen: Mamma hatte für Donnerstag ein Ticket gebucht und würde damit in zwei Tagen hier auf der Matte stehen.
    Allerdings war die Sache ein wenig anders gelaufen, als ich zunächst angenommen hatte. Mein Vater hatte keineswegs mit Signor Colluti telefoniert, und der alte Fiesling hatte mich auch nicht verraten. Vielmehr hatte mein Versteckspiel meine Eltern irgendwann so misstrauisch gemacht, dass babbo nichts Besseres eingefallen war, als zu meiner besten Freundin nach Hause zu fahren und sie so lange unter Druck zu setzen, bis sie ihm alles erzählt hatte. Zwar konnte ich gut nachvollziehen, dass Vale in der Situation nicht lange hart geblieben war, und natürlich wusste ich auch, dass ich selbst einen nicht ganz unerheblichen Anteil an meiner momentanen Lage hatte, dennoch fühlte ich mich nach wie vor von ihr verraten. Sie hatte nach einigem Hin und Her wohl meine Adresse herausgerückt und meinem Vater auch gesagt, dass ich in einer WG wohnte. Immerhin hatte sie meinen Eltern das nicht unwichtige Detail vorenthalten, dass ich mit drei Männern zusammenlebte – jedenfalls hatte sie das bei unserem Telefonat mehrfach beteuert. Womit hatte ich das alles bloß verdient?
    Jammern half jetzt sowieso nichts mehr, daher konzentrierte ich mich darauf, Schadensbegrenzung zu betreiben und dafür zu sorgen, dass mammas Besuch nicht in einem neuen Skandal gipfelte.
    Das war leider alles andere als einfach, denn wenn meine Eltern erfuhren, dass ihre wohlbehütete Tochter seit über zehn Monaten mit drei Männern – unverheirateten wohlgemerkt! – zusammenlebte, war alles schier zu spät. Mit meiner unpopulären eigenen Entscheidung hatte ich meine Familie in Riccione in helle Aufregung versetzt, die ganze Verwandtschaft war bei uns zu Hause zusammengekommen, sogar zia Ivana und zio Fabio waren von Berlin per Telefon live zugeschaltet, um über meinen Verbleib in München und damit meine Zukunft zu debattieren. Glücklicherweise hatte meine nonna vehement Partei für mich ergriffen und mich gegen den Rest der Sippe verteidigt. Am Ende hatten sie einstimmig beschlossen, dass meine Mutter nach München kommen und persönlich nach dem Rechten sehen sollte. Von ihrem

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