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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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Ben und mich Hand in Hand verliebt durch die Straßen von München laufen, überlegte, wie er mit Nachnamen heißen könnte, malte mir aus, wie unsere beiden Namen auf dem Klingelschild unseres Einfamilienhauses aussahen, und bereitete nicht zuletzt schon mal die Hochzeit vor: Sollten wir besser in Deutschland oder Italien feiern? Im Frühling oder im Sommer? Auf einem Schiff oder in einem edlen Restaurant? Auf jeden Fall würde ich Vale fragen, ob sie meine Trauzeugin werden wollte. Meine Eltern würden ihn mögen, selbst babbo würde nichts am Mann meiner Träume auszusetzen haben, da war ich mir ganz sicher.
    Ich musste unbedingt so schnell wie möglich Bens Nachnamen herausbekommen, damit ich schon mal meine neue Unterschrift üben konnte. Ich fand es unglaublich romantisch, dass die Frauen hier in Deutschland nach der Heirat den Namen des Mannes annehmen dürfen. Der Gedanke gefiel mir so gut, dass es mich nicht einmal störte, wenn die gefühlskalten Teutonen uns Italienern in puncto Romantik auch mal was vormachten. Da war ich großzügig.
    Nachdem ich mich ganze siebeneinhalb Minuten zusammengerissen hatte, schrieb ich zurück. Mir war klar, dass es furchtbar uncool war, wenn ich mich sofort meldete, anstatt mich ein bisschen rar und damit interessanter zu machen, aber ES war stärker als ich. Immerhin verzichtete ich auf die dreiseitige Liebeserklärung, die ich am liebsten von mir gegeben hätte, und beschränkte mich auf ein paar wenige Sätze, die ich so oft umformulierte, bis der Akku meines Handys den Geist aufgab.
    Nachdem ich das Ladekabel endlich angeschlossen hatte, tippte ich schnell »Geht klar. Erfü mich auch. Glg Angela« und drückte, ohne noch mal draufzusehen, auf »Senden«, damit ich die zwei Sätze nicht noch mal umschrieb. Keine drei Sekunden später bereute ich meinen Entschluss zutiefst, als ich den peinlichen Tippfehler bemerkte, den mir das dämliche T9 da untergejubelt hatte. Kurz erwog ich, die SMS noch mal zu schicken, diesmal ohne Fauxpas, doch wie uncool war das denn?
    Mindestens so uncool, wie seit geschlagenen eineinhalb Stunden in der Bar Cardinal alleine an einem Tisch zu sitzen und auf Ben zu warten, der sich nicht blicken ließ.
    Ich hatte mittlerweile den dritten Southern Comfort Sour intus, und die Ziffern auf meiner Armbanduhr verschwammen immer mehr, je länger ich daraufstarrte – und ich starrte lange darauf. Sehr lange. Sechsmal hatte ich versucht, Ben zu erreichen, davon hatte ich ihm dreimal auf die Mailbox gesprochen. Nun hielt ich schon wieder das Handy in der Hand, um einen siebten Versuch zu starten, als sich mein inzwischen leicht benebelter Verstand in einem klaren Moment zu Wort meldete und mich anwies, augenblicklich zu bezahlen und nach Hause zu fahren.
    Kurz überlegte ich, ob ich meinen Frust an dem Kellner abreagieren sollte, der mich den ganzen Abend schon nicht aus den Augen ließ und sich prächtig darüber zu amüsieren schien, dass ich versetzt worden war. Aber dann siegte mein Stolz, und ich verließ die Stätte meiner Niederlage hocherhobenen Hauptes – ohne dem sich ach so toll vorkommenden Spanner auch nur einen Cent Trinkgeld zu geben.
    Auf dem Weg zur U-Bahn ging ich sämtliche Schreckensszenarien durch, die mir nur einfallen wollten: Vielleicht war ja die Maschine ausgefallen, mit der Ben nach München hatte fliegen wollen? Oder war sie gar abgestürzt? War die Bank, für die er arbeitete, pleitegegangen und er musste zu einer Sondersitzung? Hatte seine Mutter vielleicht Krebs im Endstadium und er war auf die Intensivstation geeilt, um ihr in ihren letzten schweren Stunden beizustehen? Oder hatte er sein Handy verloren – und damit auch meine Telefonnummer? Ich konnte mich nicht entscheiden, was ich davon am schlimmsten finden sollte, und zu allem Übel fiel mir auch noch ein, dass Beate mich ohnehin für bescheuert erklärt hatte, weil ich mit »diesem Lackaffen« ausgehen wollte, wie sie Ben genannt hatte.
    »Was findest du bloß an dem?«, hatte sie gefragt und angewidert das Gesicht verzogen, als hätte er die Beulenpest.
    »Er ist sehr charmant und sieht verdammt gut aus«, hatte ich dagegengehalten.
    »Aha, und das reicht?«
    »Für den Anfang schon.« Ich war beleidigt, was man meiner Stimme deutlich anhören konnte.
    »Na, du musst es wissen.«
    Während ich das Video von unserem Gespräch noch mal im Geiste abspielte, schlich sich der Gedanke in mein Hirn, dass es noch einen anderen Grund geben könnte, warum Ben mich heute

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