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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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verhaftet war und sich kooperativ zeigte - er hatte den Tag im Restaurant freigenommen und war pünktlich erschienen, adrett im Anzug und mit seiner randlosen Brille -, stellte der nach den neuesten Verfahrensregeln errichtete Gewahrsamstrakt einen guten Ort dar für den Fall, dass es heiß herginge und eine Verhaftung nötig wurde. Es war der Styroporbecher, der Mabuza jetzt verriet: Bei der bloßen Erwähnung des Namens Diamini senkte er den Blick und fing nervös an, mit den Fingernägeln kleine Halbmonde herauszustechen.
    »Mr. Mabuza? Ich habe Sie gefragt, wann Sie Diamini Kwanele zuletzt gesehen haben.«
    »Diamini?« Mabuza fuhr sich hastig mit der Zungenspitze über die Lippen. Er hielt den Kopf gesenkt, und sein Blick huschte rastlos auf dem Tisch hin und her. »Diamini - das ist lange, lange her.«
    »Lange? Verzeihung, aber helfen Sie mir da weiter. Heißt das, eine Woche? Einen Monat? Ein Jahr?«
    »Ein halbes Jahr. Sechs Monate.«
    »Und warum haben Sie ihn seitdem nicht mehr gesehen?«
    »Er ist nach Hause zurückgekehrt. In die Heimat.«
    »Nach Südafrika?«
    »Ganz recht. Wir haben keinen Kontakt mehr.«
    »Ich hatte den Eindruck, Sie waren mit ihm enger befreundet.«
    »Nein. Nicht befreundet. Er war ein Bekannter.«
    »Keine Nachsendeadresse?«
    »Nein.«
    »Es geht nur darum, dass ich die Ermittlungen in eine Richtung lenken möchte, die sich auszahlt, verstehen Sie?« Caffery senkte den Kopf und versuchte, dem Mann von unten in die Augen zu schauen, um herauszufinden, was da vor sich ging. »Ich will dem richtigen Hasen nachjagen, nicht etwa Sie unter Druck setzen. Eine Nachsendeadresse wäre hilfreich.« 

    Mabuza schüttelte den Kopf.
    »Oder die Namen von Verwandten. Er kam aus Johannesburg?«
    »Ja«, murmelte Mabuza. »Aber das ist alles, was ich über ihn weiß. Ich habe ihn hier kennengelernt. Wir haben nicht über zuhause gesprochen.«
    Caffery hakte den Arm um die Stuhllehne und betrachtete Mabuzas Schädel. Es war nicht nur die Freundschaft zwischen den beiden Männern, die ihn veranlasst hatte, diese Spur zu verfolgen: Am Vormittag hatte Mabuza die Formulare unterzeichnet, die es der Polizei erlaubten, sein Haus zu durchsuchen, und in den ersten zwei Stunden war das Team auf ein paar Dinge gestoßen, nach denen er Mabuza fragen wollte. Sein Blick fiel auf die Blätter unter seinen Händen. Da war auch etwas aus dem Labor dabei - noch interessanter als das, was das Team in Mabuzas Haus gefunden hatte.
    »Sie waren so freundlich, uns eine Hausdurchsuchung zu gestatten«, fuhr er fort, nachdem sie eine ganze Weile geschwiegen hatten. »Wir haben ein paar Dinge gefunden, über die wir uns freuen.«
    »Ich habe nichts zu verbergen«, sagte Mabuza leise.
    »Zum Beispiel haben wir ein paar Teppichfasern mitgenommen. Aus dem vorderen Zimmer.« Caffery sprach langsam, damit jedes Wort wirken konnte. Man sollte sehen, dass er die Fasern legal an sich gebracht hatte. Das Untersuchungsergebnis der ihm von Flea ausgehändigten Faserprobe würde vor Feierabend bei ihm eintreffen, und deshalb hatte er der Spusi aufgetragen, ihm eine Probe vom Wohnzimmerteppich zu bringen. »Wissen Sie etwas über Fasern?«, fragte er Mabuza. »Und wie sie in der Forensik verwendet werden? Sagen wir zum Beispiel, jemand hat auf einem Teppich gesessen oder ist auch nur ganz kurz darüber hinweggegangen, dann werden einige Fasern dieses Teppichs auf diese Person übertragen worden sein. Wussten Sie das?« 

    Mabuza runzelte die Stirn. »Was wollen Sie damit sagen? Stellen Sie mir hier eine Frage?«
    Caffery tat, als würde er über diese Antwort nachdenken. »Sie haben recht. Es ist eine eher sinnlose Information, nicht? Zumal wenn man die Zeit bedenkt, die die Labore heutzutage brauchen, um alles zu bearbeiten. Wissen Sie, ich musste diese Fasern mit einem Expressvermerk hinschicken, und trotzdem bekomme ich das Resultat erst heute Nachmittag kurz vor Dienstschluss.« Er warf einen Blick auf die Uhr und schüttelte bedauernd den Kopf, als hätte er die dumme Arbeitsweise der Polizei satt. »Andererseits kann ich von Glück sagen, dass sie in einer weiteren Sache ein bisschen schneller gearbeitet haben.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Mit dem Zeigefinger schob er seine Blätter umher und runzelte die Stirn, als wäre ihm das alles ein großes Rätsel. »Da war ein Topf bei Diamini zu Hause. Ein Tongefäß. Wissen Sie davon?«
    »Ein Topf? Was für ein Topf?«
    »Er ist ungefähr - so groß? Mit Deckel? Na ja, der Topf

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