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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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»Es war nur die Droge.«
    Er hatte ein Glas Wasser in der Hand und reichte es ihr jetzt. Dann setzte er sich neben sie auf das Sofa, das unter seinem Gewicht nachgab. Sie versuchte, ihn nicht anzusehen, und wollte sagen: »Sie sind nicht auf dem Grund.« Aber sie schwieg, trank einen Schluck Wasser, beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und dachte an den Tierschädel.
    »Mir war schlecht«, begann sie nach einer Weile. »Du hast gesagt, mir würde schlecht werden.«
    »Es erwischt die meisten Leute.«
    Ihr Blick fiel auf die Schüssel am Boden. »Du hast sie für mich sauber gemacht. Ich hab nicht mal gehört, wie du hereingekommen bist.« Sie blinzelte. Alles war vertraut und doch fremd: Die Umrisse aller Gegenstände wirkten verschwommen, bräunlich und flimmerten ein wenig, als kröchen Ameisenkolonnen auf den Konturen dahin.
    »Möchtest du noch mehr Wasser?«
    »Ich habe Kopfschmerzen«, entgegnete sie dumpf. Da war etwas mit seinem Hemd, und sie dachte, sie sollte es erwähnen, aber der Kopf tat zu weh. »Kopfschmerzen.« Sie wischte sich mit den Handflächen über das Gesicht und atmete ein paarmal tief durch. »Kaiser. Erinnerst du dich - erinnerst du dich an meine Füße?« 

    »Nein.«
    »Am Bushman's Hole. Ich bin nicht getaucht, weil...«
    »Weil du dir an irgendwelchen Glasscherben die Füße zerschnitten hattest. Ja. Daran erinnere ich mich.«
    »Bloß«, murmelte sie, »bloß... das stimmte nicht. Ich hab mich nicht geschnitten.«
    Er lachte leise. »Na, ich habe Blut gesehen und dir geholfen, die Wunde zu verbinden. Ich habe einen Glassplitter zwischen deinen Zehen herausgezogen. Ich glaube nicht, dass du es dir nur eingebildet hast.«
    »Nein, es ist passiert, aber es war kein Unfall. Keineswegs.« Sie drückte mit den Fingern fest an ihre Schläfen, damit das Schaukeln in ihrem Kopf aufhörte. »Ich habe mir das Glas besorgt. Ich hab mir eine Flasche aus der Hotelbar geholt und sie auf dem Parkplatz zerschlagen. Und dann bin ich auf die Scherben getreten.«
    Kaiser schwieg. Kein Tierschädel. Nur Kaiser. »Weißt du, dass an Thom etwas... anders ist?«, fragte sie.
    »Anders?«
    »Ja. Wir haben es nie gesagt, aber wir wussten immer, dass da etwas nicht ganz stimmt. Der arme Kleine. Aber er ist okay, weißt du. Solange er Anweisungen bekommt, kann er sie befolgen. Ihm fehlt nur eins: Er ist nicht flexibel. In einer Notsituation kann er nicht denken.« Sie drückte ihre Schläfen noch fester und sprach langsam und deutlich weiter. »Er hätte nie, nie bei ihnen sein dürfen. Nicht allein in einer solchen Tiefe. Ich hab ihn gehen lassen, weil ich...« Sie schüttelte den Kopf, um das Schuldbewusstsein loszuwerden; sie wünschte, es könnte von ihr abfallen wie eine alte Haut. »Ich hatte Angst, Kaiser. Solche Angst. Du weißt nicht, wie Dad war. Er war... Wir durften bei ihm nicht schwach sein. Wenn wir Angst oder Schwäche zeigten - es hat ihn... es hat ihn einfach fertig gemacht. Ich wollte nicht in dieses Loch tauchen, und deshalb bin ich auf die Glasscherben getreten.« 

    Es war das erste Mal, dass sie es in Worte fasste - diesen Fehler, den sie begangen hatte, dieses Manöver, für das sie ewig bezahlen würde: Bis in alle Ewigkeit würde sie die Leichen anderer Leute aus dem Wasser ziehen, weil sie die beiden Menschen, die sie hatte ertrinken lassen, nicht herausziehen konnte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, wie die Worte jetzt in der Luft schwebten. Als wartete sie auf das Urteil.
    Sie beugte sich vor, legte das Kinn auf die Knie und die Hände auf den Bauch. Es blieb lange still. Kaiser brach das Schweigen mit leiser Stimme. »Weißt du, du bist deinem Vater so ähnlich.«
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Wirklich?«
    »Ja.« Er lächelte traurig. »O ja. So ähnlich.«
    »Inwiefern?«
    Lachend legte er ihr einen Arm um die Schultern. »Oh, das kann ich dir nicht sagen. Die Antwort auf diese Frage ist eine lange, lange Straße.« Ein wehmütiges Lächeln legte sein großes Ziegenbockgesicht in Falten. »Eine Straße, die nur du befahren kannst.«
    33
    17. Mai
    Wann haben Sie zuletzt mit Kwanele Diamini gesprochen?« »Diamini?«
    »Ja. Kwanele Diamini. Ihr Freund. Sie erinnern sich?« Mabuza und Caffery saßen einander gegenüber, und ein zweiter Officer hockte mit verschränkten Armen in der Ecke. Auf dem Tisch stand ein Teller mit Keksen, und jeder hatte einen Becher Kaffee vor sich. Becher aus Styropor, nicht aus 

    Porzellan, denn dies war der Gewahrsamstrakt: Obwohl Mabuza nicht

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