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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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für Tratsch übrig, nein – er glaubte, darüber zu berichten sei trivial, frivol und eine schreckliche Zeitverschwendung.
    Dass ausgerechnet er damit betraut wurde, die neuen Ausgaben ihrer wertvollen »Geheimnisse der Gesellschaft« zu verfassen, schürte Juliannas Reue noch weiter. Was hatte sie bloß getan?
    »Alistair und ich erledigen den Großteil der Arbeit, aber ich fürchte, wir haben beide nicht so viel Witz wie du.«
    »Ach, mein armes Baby … mein kostbares, armes Baby«, klagte Julianna.
    Zum Glück kam niemand auf die Idee, sie mit den Worten zu trösten, es sei »ja nur eine Zeitungskolumne« und alles gar nicht so schlimm. Die Schreibfräulein – und nur die Schreibfräulein – wussten, wie viel diese Kolumne für Julianna bedeutete: nicht mehr und nicht weniger als alles!
    Ihre Kolumnen waren für die Schreibfräulein ihre Identität, ihr Auskommen und ihr Lebensunterhalt. Ihre Kolumnen waren ihr ganzer Stolz und verschafften ihnen tiefe innere Befriedigung. Es war mehr als nur eine Spalte in einer Zeitung.
    »Ich habe die ›Geheimnisse der Gesellschaft‹ aus dem Nichts erschaffen«, klagte Julianna voller Leidenschaft und Verzweiflung. »Ehe ich an jenem Tag zu ihm ging und mit Knightly sprach, erschien an der Stelle die Kolumne ›Neues vom Gericht‹, und die war ungefähr so interessant wie die Grammatikstunden eines Schuljungen und wurde höchstens so häufig gelesen. Ich habe mir ein eigenes Netzwerk aus Informanten aufgebaut mit Penny und ihren sechs Schwestern und meinen besten Zeilenschindern. Nach nur einem Jahr war ich die Erzrivalin eines Kolumnisten, der schon seit über vierzig Jahren für die Konkurrenz schreibt!«
    Sie hielt in ihrer Litanei inne, um Luft zu holen.
    »Und es sind nicht bloß irgendwelche Klatschgeschichten oder dumme, frivole Nachrichten. Die Angelegenheiten anderer Leute sind eine wichtige Ware, und sie zeigen den Leuten, welche Werte wir als Gesellschaft hochhalten. Wenn ich schreibe, dass rote Seide das Neuste vom Neusten ist, werden alle Leute danach fragen und der Markt wird sich dieser Nachfrage anpassen, um sie zu befriedigen. Wenn ich verkünde, Ausflüge nach Gretna Green seien der letzte Schrei, kann ich garantieren, dass sogar junge Paare, die den Segen beider Elternseiten haben und diese lange Reise gar nicht auf sich nehmen müssten, dorthin durchbrennen werden«, sagte Julianna.
    »Du wirst in Nullkommanichts wieder deine Kolumne schreiben«, sagte Eliza aufmunternd und lächelte breit. Die anderen nickten zustimmend.
    »Du hast uns aber immer noch nichts davon erzählt, wie es um deine Ehe steht«, versuchte Sophie es ein zweites Mal.
    »Ach das.« Julianna nippte an ihrem Tee. Sie betrachtete nachdenklich die Ingwerkekse, aber irgendwie hatte sie keinen Hunger.
    »Ihr habt inzwischen schon eine knappe Woche miteinander verbracht«, fügte Annabelle mit bedeutsamer Miene hinzu.
    »Dir steht jeder nur erdenkliche Komfort zur Verfügung«, sagte Eliza. »Mal abgesehen davon, dass es dem Inneneinrichter an gutem Geschmack mangelte.«
    Julianna musste sich bei diesem Seitenhieb ein Grinsen verkneifen.
    »Wo ist er eigentlich?«, fragte Annabelle und schaute sich träge um, als glaubte sie, Roxbury stünde in einer Ecke, und sie habe ihn bisher schlicht übersehen.
    »Ich habe keine Ahnung! Er ist ja nie hier!«, rief Julianna, und in ihrer Stimme schwang ein Hauch Beleidigung mit. Als sie heute Früh aufgewacht war, hatte sie zu ihrem Verdruss feststellen müssen, dass er bereits verschwunden war. Sein schlampig gekleideter Leibdiener weigerte sich jedoch, ihr ohne entsprechende Entlohnung irgendwas zu verraten, und Penny war es bisher nicht gelungen, Roxburys Verbleib aufzudecken. Unwillkürlich hatte Julianna sich gefragt, ob Schwerenöter schon beim ersten Licht des Tages zu ihren Mätressen gingen. Die meisten Männer taten das vermutlich nicht, aber sie hatte nunmal einen Mann geheiratet, der nicht wie die meisten war – weder beim ersten Mal noch jetzt beim zweiten Mal.
    Es wurmte sie gewaltig, dass es in ihrer Ehe offenbar Geheimnisse gab. Und es nervte sie, dass sie gestern Abend hätte schwören können, dass er versuchen würde sie zu küssen, es dann aber einfach nicht getan hatte! Warum, ach, warum nur? Warum hatte er es nicht einfach getan? Sie war so sicher gewesen, dass er es erwogen hatte, ja, dass er sich in diesem Moment nichts Schöneres vorstellen konnte.
    Was Julianna an der ganzen Sache aber am meisten ängstigte, war der

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