Rivalen der Liebe
war. Die Ärmel waren nur winzige Tüllwölkchen. Die ganze Kreation sah aus wie frischer Morgentau auf einer Rose.
»Nicht für diesen Anlass«, sagte Sophie fest.
»Es ist wunderschön … Ich glaube, das wird Simon gefallen«, sagte Julianna. Mit Sicherheit wusste sie aber, dass es ihm großen Spaß machen würde, ihr das Kleid hinterher auszuziehen; ihm waren ihre Kleider auf dem Fußboden lieber als an ihrem Leib.
»Ach, du sprichst also schon von Simon ?«, fragte Sophie und grinste anzüglich.
» Roxbury waren einfach zu viele Silben auf Dauer«, erklärte Julianna, weil sie nicht bereit war, zuzugeben, wie viel intimer es doch war, ihren Ehemann mit dem Vornamen anzusprechen.
»Du bist so albern!«, rief Sophie, und ihre braunen Locken wippten, weil sie sich schier ausschüttete vor Lachen. Das war das Problem mit besten Freundinnen – man konnte ihnen einfach nichts vorlügen.
»Du verliebst dich gerade in ihn, kann das sein?«, hakte Sophie auch prompt nach. Das war das zweite Problem mit besten Freundinnen – sie ließen einen nicht einfach mit einer dummen Ausrede davonkommen.
»Das würde ich jetzt nicht sagen«, wich Julianna aus. Dabei stimmte es, aber sie war noch nicht bereit, die Wahrheit auszusprechen. Denn sobald sie einmal gesagt wäre, würde sie nicht mehr aus der Welt zu schaffen sein … und wenn Julianna zugab, dass sie eine Frau war, die sich in einen Schwerenöter, einen Mann – ihren Mann – verliebte, dann war sie nicht die Frau, für die sie sich immer gehalten hatte. In Gedanken war sie immer noch Lady Somerset von der London Weekly .
Tief in ihrem Herzen allerdings war sie Lady Skandalös.
»Ach, wirklich nicht? Du verliebst dich also nicht gerade in ihn?«, bohrte Sophie nach. »Wie viele Zimmer in seinem Haus hast du inzwischen geschmackvoll renovieren lassen?«
»Sieben«, nuschelte Julianna. Das waren inzwischen nahezu alle Räume des Hauses.
»Und wo schläfst du nachts?«, fragte Sophie.
Noch so ein Problem mit besten Freundinnen. Mit solchen Kleinigkeiten wie Scham oder Taktgefühl halten sie sich nicht auf. Im Gegenteil: Sie stellen sogar überaus intime, persönliche Fragen, auf die sonst kein Mensch kommen würde – und erwarten auch noch eine ehrliche Antwort.
»In seinem Schlafzimmer. Aber das liegt wirklich nur daran, dass im Moment mein eigenes Schlafzimmer renoviert wird, und die Arbeiten …«
»… sind seit über einer Woche abgeschlossen«, schnitt Sophie ihr das Wort ab. »Vergiss nicht, dass ich genauestens Bescheid weiß über dein Leben. Du kannst mir also nichts vormachen, meine Liebe.«
Im Grunde hatte sie ja auch Recht. Es gab für Julianna keinen Grund, in Simons Bett zu bleiben, wenn man mal davon absah, dass sie eben gerne dort schlief.
»Nun gib es endlich zu«, fuhr Sophie fort und grinste breit. »Du hast dich in deinen eigenen Ehemann verliebt.«
Kapitel 47
Lady Fevershams Ball
Obwohl Roxbury schon mehr Partys mit einer Frau am Arm verlassen hatte, als er zählen konnte, erinnerte er sich nicht, irgendwann einmal mit einer Frau am Arm dort eingetroffen zu sein. Das war für ihn neu. Außerdem war für ihn neu, wie sie empfangen wurden: Julianna und er wurden angestarrt, aus den Augenwinkeln beobachtet, und diejenigen Gesichter, die wohlwollend oder sogar freundlich in ihre Richtung schauten, kaschierten lediglich die dahinter lauernde brennende Neugier.
Rasch entführte er Julianna zu einem ersten Walzer. So konnte man sie in aller Ruhe beobachten und sich darüber den Kopf zerbrechen, ob es nun eine Liebesheirat war oder eine Vernunftehe. Und das alles, ohne dass Julianna oder er mit jemandem sprechen mussten. Perfekt .
Es war leicht, die anderen Gäste zu ignorieren und sich allein auf seine hübsche Julianna zu konzentrieren.
»Du siehst heute wirklich besonders hübsch aus, Mylady«, sagte er leise, und sie lächelte. Liebevoll erwiderte sie seinen Blick. »Aha«, scherzte Roxbury, »das ist neu. Früher hättest du sofort widersprochen und mir entgegengeschleudert, dass du gar nicht meine Lady seist.« Er konnte diesen kleinen Seitenhieb nicht für sich behalten.
»Ich glaube, diesen Streit haben wir beigelegt, nachdem ich die Heiratsurkunde unterzeichnet habe«, murmelte sie.
Roxbury konnte sich gar nicht sattsehen an seiner Gemahlin. Ganz besonders liebte er Juliannas Mund – er war so voll, und sie so scharfzüngig, wenngleich sie manchmal recht süß war.
Ja, sie war eine Schönheit. Ihr Kleid war sehr hübsch
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