Rivalen der Liebe
abscheulich waren wie der Rest. Der andere war sein Schlafzimmer. Dort hatte sie jüngst ziemlich viel Zeit verbracht.
Roxbury runzelte die Stirn und ließ die Zeitung sinken. Julianna warf einen Blick darauf. Es handelte sich um die London Weekly , und sofort verspürte sie einen sehnsuchtsvollen Stich. Er schien das auch zu bemerken, denn er drehte die Zeitung rasch so, dass sie die Titelseite nicht sehen konnte.
»Für die Ausgestaltung des Salons können wir uns bei Lydia Smythe bedanken. Und dafür, dass sie als Quell der Inspiration alle nachfolgenden Mätressen mit ihrer Idee beflügelt hat. Die haben sich nämlich einen Sport daraus gemacht, mir zum Abschied ein besonders schreckliches innenarchitektonisches Souvenir zu hinterlassen, indem sie jeweils einen der Räume in meinem Haus renovieren ließen«, antwortete er.
»Das habe ich mir schon gedacht«, sagte Julianna. »Und ihre Rache war wirklich schrecklich. Was hast du denen bloß angetan, dass sie dich so ärgern müssen?«
Roxbury zwinkerte ihr zu. »Es war wohl eher das, was ich nicht getan habe. Nämlich sie zu heiraten«, erwiderte er.
»Da hab ich ja noch mal Glück gehabt. Also, sei gewarnt. Jetzt bin ich nämlich damit dran, dieses Haus zu renovieren«, informierte sie ihn.
Ja, jetzt durfte sie dem Haus ihren Stempel aufdrücken … Wenn es denn irgendwann ihr gemeinsames Haus sein sollte. Und als rechtmäßig angetraute Ehefrau hatte sie auch alles Recht dazu, fand Julianna. In einer solch scheußlichen Einrichtung ertrug sie es keinen Tag länger.
»Oh mein Gott«, murmelte Roxbury, was sie zum Grinsen brachte.
Es war ein zutiefst befriedigendes Gefühl für Julianna, die letzten Spuren der Exgeliebten ihres Ehemanns zu beseitigen: Die goldenen Damasttapeten im Salon wurden von den Wänden gerissen. Die mit rotem Samt gepolsterten Möbel aussortiert. Der Dekorateur Ronaldo war sichtlich erschüttert, als er die Vorhänge und den Teppich sah. Er befahl sofort, beides zu entfernen.
Jeder auf der Straße hatte einen perfekten Blick in die vorderen Räume von Roxburys Haus. Der Mann, der Bescheid weiß, berichtete entsprechend:
Lord und Lady R- richten sich neu ein. War es also doch Liebesheirat, was die beiden da verbindet?! Oder ist die Rundumerneuerung des eigenen Heims nur der Zeitvertreib einer gelangweilten und längst vergessenen Gemahlin?
Für dich immer noch Lord und Lady Skandal, dachte Julianna entrüstet, als sie diese Zeilen las.
Roxbury gab sich wirklich Mühe, die Renovierung wegzustecken, die ihm gewaltig zusetzte. Gewöhnlich war diese Phase nämlich der Anfang vom Ende, wenn eine seine Geliebten anfing, sein Haus umzugestalten. Grelle Tapeten und schreckliche Vorhänge waren ihre Art, um seine Aufmerksamkeit zu buhlen und sein Geld zum Fenster rauszuwerfen, nachdem sie genug Kleider bestellt und Schuhe in ihrem Boudoir angehäuft hatten.
Darum war er auch ziemlich nervös, als er eines Nachmittags nach Hause kam und seinen Salon komplett entkernt vorfand. Geh nicht , dachte er inbrünstig und eilte zu Julianna, um nach ersten Anzeichen dafür zu suchen, dass sie seiner überdrüssig geworden sein könnte.
Als der Raum dann aber komplett fertig war, durchflutete Roxbury eine ungeheure Erleichterung, denn es handelte sich ganz offensichtlich nicht um das Werk einer verletzten, zornigen Frau, die verzweifelt um seine Aufmerksamkeit bettelte. Es war die Arbeit einer Frau, die vorhatte, für länger zu bleiben. Kurz gesagt: Das neue Kleid, in dem sein Salon erstrahlte, war geschmackvoll und alles andere als abscheulich. Es war sogar recht hübsch. Julianna hatte begonnen, ein Heim einzurichten.
Als Nächstes nahm sie das Foyer in Angriff, und danach wusste Roxbury mit Sicherheit, dass sie bleiben würde. Danach kümmerte sie sich nämlich um die Renovierung ihres eigenen Schlafgemachs, obwohl sie schon seit Tagen ausschließlich in seinem Bett schlief. Und in den Nächten übrigens auch.
In der Zwischenzeit durchforstete Roxbury aufmerksam die Kolumnen des Mannes, der Bescheid weiß, nach möglichen Hinweisen auf seine Identität. Und er begann, eine Falle zu ersinnen. Die Party bei den Fevershams wäre dafür die perfekte Gelegenheit. Während er für seinen Teil vor allem danach strebte, irgendwelche Informationen in die Hände zu bekommen, die den Mann, der Bescheid weiß, für immer zum Schweigen bringen würden, wollte Roxbury zugleich Julianna das geben, was sie sich am meisten wünschte: Rache.
Er hatte
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