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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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fröhlich, während sie sich daranmachte, die Haarnadeln aus Juliannas Frisur zu entfernen. Sie schien sich gar nicht bewusst zu sein, welchen Erkenntnisgewinn Julianna aus ihren Worten zog.
    Mit ihrem Netzwerk aus Informanten würde Julianna von jedem Fehltritt, jeder Affäre Roxburys erfahren, bevor es überhaupt dazu käme. Und wenn er tatsächlich der leichtfertige Draufgänger war, für den sie ihn hielt, würde diesmal alles ganz anders laufen. Denn dieses Mal liebte sie den Mann an ihrer Seite nicht.
    Vielleicht hatte ihre Ehe ja doch eine Chance.
    Derweil im Schlafgemach
auf der anderen Seite des Flurs …
    »Sie ist wirklich ein Prachtweib, Mylord. Habt Ihr gut gemacht«, sagte Timson. Roxbury zog sein Jackett aus und reichte es seinem Leibdiener.
    »Du redest gerade über meine Frau. Und sie ist der Teufel in Menschengestalt«, sagte er und lächelte schwach.
    »Trifft das nicht auf alle Frauen zu?«, fragte Timson und zuckte gleichmütig mit den Schultern.
    »Mit dieser hier werde ich aber zusammenleben müssen. Diesmal kann ich nicht einfach vor dem Morgengrauen wieder verschwinden und mich nicht weiter um sie scheren«, sagte Roxbury.
    Dieser Teil der Vereinbarung bereitete ihm besonders große Sorgen. Das Verlieben ging bei ihm immer sehr leicht und sehr schnell, doch ebenso schnell entliebte er sich auch wieder. Weil er sich nie auf eine längerfristige Bindung einließ, hatte es wenig bis keine Konsequenzen, wenn er einfach ging, sobald er das Interesse verlor.
    Obwohl er über Ehen nicht besonders viel wusste, war Roxbury sich durchaus bewusst, dass er hier nicht einfach verschwinden konnte, sobald er anfing, sich zu langweilen.
    »Eine Ehefrau, Timson. Meine Ehefrau.«
    »Hättet Ihr wohl auch nie gedacht, dass Ihr sowas mal sagt, was?«, fragte Timson und grinste. Roxbury reichte ihm seine Weste und die Krawatte. Er überlegte, was sein Leibdiener eigentlich sonst machte, außer seine Kleidungsstücke entgegenzunehmen und unaufgefordert seine Meinung kundzutun. Jedenfalls nicht seine eigene Kleidung pflegen, so viel war klar – die sah nämlich ziemlich liederlich aus.
    »Nein, Timson. Das hätte ich tatsächlich nicht gedacht.«
    »Und was passiert jetzt? Wir wissen doch alle, dass diese Ehe nur fingiert ist. Wie lange bleibt sie denn noch hier wohnen?«, wollte Timson wissen und lehnte sich lässig gegen einen Armstuhl.
    Etwas an der Art, wie Timson über seine Frau und seine Ehe sprach, störte Roxbury ganz gewaltig.
    Nur weil es eine Vernunftehe war, hieß das aber doch noch lange nicht, dass sie eine geringere Daseinsberechtigung hatte. Und nur weil er seine Frau nicht liebte, bedeutete das doch nicht automatisch, dass er sich nicht so verhalten würde, wie es ein Ehemann tun sollte – treu sorgend und beschützend nämlich.
    Bis zu diesem Moment hatte Roxbury darüber noch gar nicht nachgedacht. Sein Augenmerk hatte allein auf dem Papierkram gelegen – der Sondergenehmigung zur Eheschließung, dem Ehevertrag und den Sondervereinbarungen. Jetzt, da Julianna aber seine rechtmäßig angetraute Gattin und die Herrin des Hauses war, durfte Timson sich derlei Dreistigkeiten nicht erlauben, ihn auf Umwegen zu fragen, wie lange er sie denn im Haus würde tolerieren müssen.
    In diesem Moment verstand Roxbury etwas sehr Wichtiges: Solange er Julianna und ihre Beziehung leichtfertig behandelte, gab es für den Rest der Welt keinen Grund, ihm nicht nachzueifern und seiner Gattin den notwendigen Respekt entgegenzubringen. Derlei Abwertung hatte sie aber nicht verdient. Offensichtlich war es für einen Gentleman nicht damit getan, um die Hand einer Lady anzuhalten. Mit dem Antrag fing nämlich alles überhaupt erst an: Danach galt es, brav, gerecht, verantwortlich und verantwortungsbewusst zu sein. Und zwar immer, unter allen Umständen und für den Rest des Lebens. Roxbury empfand in diesem Moment mehr Mitgefühl mit Brandon als jemals in all den Jahren ihrer Freundschaft zuvor.
    »Du redest da gerade über meine Frau, Timson.« In seiner Stimme schwang ein warnender Unterton mit.
    Seine Frau, die ebenso schrecklich wie liebenswert war. Und wahrscheinlich just in diesem Augenblick auf der anderen Seite des Flurs sich in einem herrlich halbbekleideten Zustand befand.
    Über dieses Bild – Julianna mit offenem Haar und gelöstem Mieder – dachte er irgendwie ständig nach. Zuerst hatte er geglaubt, sie würde bestimmt ein altjüngferliches Nachthemd tragen, das jeden Zentimeter ihres Körpers

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