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Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)

Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)

Titel: Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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neues Zeitalter, doch die Zukunft von Eisrand ist dem Tode geweiht.“ Sie ließ Ayruns Hand los und rieb sich die runenreiche Stirn. „Ich sehe dir an, dass dein Vater kein Hexaner war. Er muss ein Fremder aus dem Süden gewesen sein. Doch das ist unwichtig, denn bei Hexanern überwiegt stets das mütterliche Erbe. Du weißt es!“, sagte Indafel beschwörend, fast flehend. „Geh jetzt!“ Sie sank in sich zusammen.

    Am Schluss der Elendskarawane wurde Ayrun auf eine kleine Familie aufmerksam. Ein Junge von vielleicht acht bis zehn Jahren schrie mit hoher, überschnappender Stimme, wälzte sich im Schnee, während der Vater, dicht daneben stehend, nichts Besseres zu tun hatte, als auf seine hochschwangere Frau einzuschlagen.
    Heißer, abgründiger Zorn wallte in Ayrun hoch. Blitzschnell spannte sie den Bogen, legte auf den Mann an und rief mit klirrender Stimme: „Halt ein, du Mistkerl!“
    Dieser ließ die zum Schlag erhobene Hand sinken und starrte die Fremde an, deren Augen blaues Feuer sprühten.
    Seine Frau stürzte auf Ayrun zu, sich den schweren Leib haltend. „Er will unseren Jungen aussetzen!“, rief sie jammernd. „Ach, was soll ich nur tun! Ich habe ihn doch geboren und genährt! Ja, er ist von einem bösen Geist besessen, seit etwa zwei Jahren, aber er ist und bleibt doch mein Kind!“
    Ayrun nahm den Pfeil langsam wieder von der Sehne. Sie fasste den blonden Knaben schärfer ins Auge. Dessen Schreianfall schien vorüber zu sein.
    „Zu nichts taugt er!“, knurrte der Vater. „Er hält uns nur auf, frisst uns das Essen weg! Mit ihm erreichen wir Schneefels nicht lebend!“
    Der Junge zitterte und kroch in sich zusammen.
    Ayrun trat an ihn heran.
    „Böse Geister muss man austreiben, indem man den Besessenen tötet“, meinte der Mann im Brustton der Überzeugung. Ayrun sah ihn auf eine Weise an, die er nicht lange ertragen konnte. Er schlug die Augen nieder.
    Sanft legte Ayrun ihre Hand auf den Kopf des Jungen und konzentrierte sich. Er blieb ganz ruhig unter ihrer Berührung. Atemlos sahen die Eltern des unglückseligen Kindes zu.
    Vor einem Jahr erst hatte Nirikel ihrer Ziehtochter beigebracht, in solchen Fällen ihren eigenen Geist in die Welt der Dämonen zu schicken, um dort Erkundigungen einzuziehen. Es war sehr schwer und gefährlich, aber Ayrun tat es ohne Zögern.
    Was sie dort sah, erschreckte sie zutiefst, und sie rang eine Weile um Selbstbeherrschung, bis es ihr gelang, ihren Geist zurückzuziehen. „Ihr irrt euch“, sandte sie sich an Mann und Frau. „Er ist nicht besessen. Ein Feuerdämon raubte seinen Geist und verleibte sich ihn ein. – Wie heißt euer Sohn?“
    „Rilan“, antwortete die Mutter. „Aber … aber … was bedeutet das? Heißt es, er …“
    Ohne sie zu beachten, sprach Ayrun den Kleinen an. „Rilan. Ich könnte deinen Geist von dort zurückholen, aber er wäre – verändert. Du wärst ein anderer. Verstehst du meine Worte?“ Der Junge hatte offenbar einen lichten Moment. „Wie verändert?“, fragte er leise, indem er zu ihr aufblickte.
    „Böse“, gab Ayrun zur Antwort. „Sehr böse. In jener Sphäre hat der Dämon des Feuers alles darangesetzt, deinen gefangenen Verstand ins Böse umzuformen. Und es ist ihm gelungen.“
    Rilan starrte sie sprachlos an, und dann brach er wieder in schrilles Geschrei aus, voller Entsetzen und Abwehr. „Er will es nicht“, erklärte Ayrun. Sie zog den Jungen tröstend in ihre Arme, so dass seine herzzerreißenden Schreie gedämpfter klangen und er ein wenig ruhiger wurde. „Und er hat recht damit. Denn sein Wesen ist gütig und liebevoll. Sein zurückgekehrter, dämonisch vergifteter Geist würde ihn aber beherrschen und ihn nur Schlechtes tun lassen.“
    Nach einer Weile regte sich Rilans Vater. „Pah!“, schnaubte er. „Woher weiß ich, dass du die Wahrheit sprichst? Wer bist du überhaupt?“
    Ayrun antwortete nicht. Sie erkannte, was für ein rohes, gewalttätiges Gemüt dieser Mann hatte, und musste, was selten genug geschah, an ihren eigenen Vater denken. Auch Indafel hatte die Erinnerung an ihn in ihr wachgerufen. Nirikel hatte ihn ebenfalls gekannt. Sie war die beste Freundin von Ayruns leiblicher Mutter gewesen. Die Worte Nirikels, kurz vor ihrem Tod, fielen Ayrun wieder ein. Worte, die das Mädchen sehr geschmerzt hatten. „Er war ein Krieger, und er nahm deine Mutter mit Gewalt. Du, Ayrun, trägst einen Teil dieser Gewalt in dir. Du wurdest gewaltsam gezeugt, und das kann nicht ohne Folgen

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