Roarke - der Abenteurer (German Edition)
über den Parkplatz. “Hinter dir sind Killer her, Schätzchen, nicht hinter mir.”
Das mochte stimmen, doch Daria passte sein herablassender Ton nicht. “Dafür habe ich das unendliche Glück, dass du dich um mich kümmerst.”
Es überraschte sie nicht sonderlich, dass ihr Sarkasmus ihn nicht beeindruckte. “Das kannst du laut sagen. Du hast schließlich nicht besonders gut auf dich selbst aufgepasst.”
Sie mochte nicht wissen, wer sie war. Sie mochte die schlimmsten Kopfschmerzen haben, die man sich vorstellen konnte. Und sie mochte aus ihr unbekannten Gründen von einem ihr Unbekannten angeschossen worden sein. Trotzdem war Daria nicht der Typ Frau, der sich von einem Macho einfach überrollen ließ. Dabei war es unwichtig, dass er ihr vermutlich das Leben gerettet hatte.
Roarke tat noch zwei Schritte, ehe er merkte, dass sie stehen geblieben war. “Was ist denn jetzt wieder los?”
“Ich muss dir ganz klar sagen …” setzte sie zornig an, verstummte und begann zu schwanken.
Roarke stützte sie. Dann entdeckte auch er den schwarz-weißen Streifenwagen, der soeben vor der Ambulanz hielt.
“Los.” Er legte den Arm um ihre Taille und führte sie weiter. “Höchste Zeit, dass wir verschwinden.”
Offenbar hatte er ein klares Ziel. Er war überhaupt ein Mann, der stets wusste, was er wollte. Als er jedoch vor einem unauffälligen braunen Wagen stehen blieb, war sie enttäuscht.
“Was ist?” fragte er.
“Nichts. Ich hätte von dir nur ein anderes Auto erwartet.”
“Das liegt vermutlich daran, dass der Wagen nicht mir gehört.” Er öffnete die Beifahrertür. “Steig ein.”
“Stehlen wir den Wagen?”
“Eine Frau, auf die geschossen wurde, sollte sich über solche Kleinigkeiten nicht den Kopf zerbrechen.”
“Trotzdem …”
“Wenn du mir noch lange widersprichst”, erklärte er ganz sanft, “kommen die Polizisten dahinter, dass du untergetaucht bist, und werden uns suchen. Ich kann mich zwar ganz gut zur Wehr setzen, aber im Moment möchte ich es nicht mit zwei bewaffneten Polizisten aufnehmen.”
Daria sah ihn fassungslos an. “Woher weißt du, dass die Polizei hinter mir …”
“Als sie vorfuhren, bist du wie ein Reh im Scheinwerferlicht erstarrt. Außerdem hast du mir im Krankenwagen verraten, dass Polizisten versuchen, dich umzubringen.”
“Ich habe das gesagt?” Während sie einstieg, tauchte eine vage Erinnerung auf.
“Ja.” Er schnallte sie an, beugte sich dabei über sie, und seine Brust berührte ihre Brüste. Es machte ihn sichtlich nervös.
Rasch richtete er sich wieder auf, schloss die Beifahrertür und setzte sich hinter das Steuer.
“Hast du die Schlüssel?”
“Wir müssen improvisieren.” Er holte den Schraubenzieher hervor, den er aus einem Werkzeugkasten mitgenommen hatte.
“Wahrscheinlich ist es besser, ich weiß nicht, wo du das gelernt hast”, sagte sie leise, während er die Zündung kurzschloss.
“Man lernt mit den Jahren so einiges.” Der Motor sprang an. “Du kennst doch das Motto der Pfadfinder: ‚Sei immer bereit!’“
“Und ein Auto zu stehlen ist viel einfacher, als ein Lagerfeuer anzuzünden oder Zelte aufzustellen.”
Er verließ den Parkplatz und fuhr Richtung LaSalle. “Eines muss ich dir zugestehen, Schätzchen. Du hast Schneid.”
“Ich kann mir nicht vorstellen, dass du eine Frau ohne Schneid geheiratet hättest.”
Ihre Angst war einer Zuversicht gewichen, die er früher ebenfalls empfunden hatte. Wenn sie bei ihrer Arbeit auch nicht unterzukriegen war, wunderte es Roarke nicht, dass ihr jemand nach dem Leben trachtete.
“Hast du schon einen Plan?” In diesem Teil der Stadt war weniger los. Alle Touristen drängten sich im Französischen Viertel.
“Verlasse nie deine Wohnung ohne Plan.”
Sein scherzhafter Ton löste eine Erinnerung aus – eine Erinnerung an diesen Mann in ihrem Wohnzimmer. Aber er war nicht persönlich dort gewesen, sondern im Fernsehen.
“Du bist Roarke O’Malley!”
“Das sagte ich doch schon.”
“Du hast mir deinen Namen genannt, aber nicht deinen Beruf.”
“Die meisten Ehefrauen wissen, was ihre Männer machen”, entgegnete er amüsiert.
Jahrelang hatte sie seine Berichte aus den Krisengebieten der ganzen Welt verfolgt. Daria konnte nicht glauben, dass sie vergessen hatte, mit einem der berühmtesten Fernsehjournalisten des Landes verheiratet zu sein.
Gerade als sie darüber eine Bemerkung machen wollte, fuhr Roarke in ein Parkhaus. “Sag bloß, wir klauen noch
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