Robbers: Thriller (German Edition)
gekostet. Eddie glotzte die Stiefel an. So ein Paar hatte er noch nie gesehen.
»Meine Arbeitsstiefel«, sagte der Mann. Die Stimme drang aus seinem riesigen Brustkasten wie Steine, die über einen Felsen rollten. »Meine Hinterwäldlerstiefel.«
Dann grinste er. »Komm rein, mein Freund, Walter hier wird ein bisschen zur Seite rutschen.«
Eddie öffnete die Tür und kletterte mithilfe der seitlichen Stufe in die Fahrerkabine. Der Hund verzog sich in die Mitte und lehnte sich an den Fahrer. Dann heulte der Motor auf, und der Wagen machte einen Satz nach vorn.
»Ich bin auf dem Weg zum Stingaree«, sagte Eddie und deutete mit einem Finger geradeaus.
»Dachte ich mir«, entgegnete der Fahrer. »Hier gibt’s ja sonst nichts. Was hast du in dem Sack?«
Eddie umklammerte seine Gitarre fester, runzelte die Stirn und zupfte an seinem Ohrring. Er starrte auf das Sumpfland neben der schmalen Straße. »Meine Gitarre«, sagte er schließlich.
»Wirklich?« Der Typ klang interessiert. »Was für eine ist es denn?«
»Eine Gibson-Akustik.«
»Warum nimmst du sie mit ins Stingaree?«
»Ich such Arbeit«, erklärte Eddie. »Ich bin Musiker.«
»Welche Musik spielst du? Rock’n’ Roll?«
»Nee«, erwiderte Eddie. »Ich spiele Blues.«
»Du meinst diese Niggermusik?«
Eddie schaute aus dem Fenster und dachte: Scheiße, jetzt geht das wieder los.
Der Typ redete weiter, ohne eine Antwort abzuwarten. »Die Leute hier in der Gegend, die meisten jedenfalls, mögen Vince Gill, Shania Twain, dieses Zeug aus den städtischen Clubs. Und Mark Chesnutt, der ist sehr beliebt, kommt aus der Gegend. Verstehst du, was ich meine?«
Eddie schaute hinüber und deutete ein Nicken an. Jetzt griff der Typ nach unten und holte irgendwo zwischen seinen gewaltigen Oberschenkeln eine bernsteinfarbene Literflasche hervor. Er schob den Flaschenhals in seinen Bart und trank einen Schluck. Eddie musterte die Flasche genauer. IBC Rootbeer. Der Mann wackelte mit der Flasche. »Echt gutes Zeug, mein Freund. Ich bin süchtig. Es hat diesen guten alten Rootbeer-Geschmack. Willst du?«
Eddie hob abwehrend die Hand.
»Jedenfalls, was ich gerade meinte, die Leute hier hören praktisch überhaupt keine Niggermusik. Höchstens Ray Charles, aber der weiß ja nicht, dass er schwarz ist. Wie kommst du also drauf, dass sie auch noch Geld dafür bezahlen würden?«
Eddie schwieg.
»Hast du was drauf?«
Er atmete tief durch und schloss die Augen. Mann, da geht man aus dem Haus, um sich eine ehrliche Arbeit zu suchen, und gerät in diese Scheiße. Es schien einfach kein Ende zu nehmen. Er entschloss sich, dem Typen zu sagen, er solle anhalten und ihn das letzte Stück zu Fuß gehen lassen. Im letzten Augenblick fiel ihm seine Blase wieder ein. Also starrte er hinaus über die flache grüne Landschaft. »Hör zu, Mann. Ich kritisiere deinen Musikgeschmack nicht. Warum lässt du mir nicht meinen?«
Der Typ zuckte die Schultern. »Ich hab nur gefragt, ob du was draufhast.«
»Ja, ich bin gut«, erklärte Eddie mit tonloser Stimme. »Und ich werde noch besser.«
»In Ordnung, dann hast du den Job.«
Eddie schüttelte den Kopf, ließ ihn auf die Brust sinken und schloss die Augen. Mannomann. Dieser Redneck war durchgeknallt, wer wusste schon, was er alles tun würde. Warum hatte er bloß seine Pistole im Haus gelassen?
Der Mann trank noch einen Schluck aus der Flasche. »Du kannst heute Abend anfangen. Wie heißt du?«
Eddie öffnete ein Auge und schielte zu dem Mann hinüber. Der Typ grinste. Er schob die Flasche IBC wieder zwischen seine Schenkel und streckte seine riesige sonnenverbrannte Hand aus, deren Knöchel die Größe von Walnüssen hatten. »Schlag ein, mein Freund. Ich heiße Guidroz, aber die meisten Leute nennen mich Bubba Bear.«
Eddie starrte ungläubig auf die Hand. Einen Moment lang konnte er sich nicht bewegen, er war wie gelähmt. Dann schüttelte er sich und griff nach der Hand des Mannes, in der seine eigene zu verschwinden schien. »Scheiße, ich glaub’s einfach nicht. Ist das wirklich real hier?«
Der Kerl lachte sein tiefes grollendes Lachen. »Die Welt an sich ist nicht besonders real, mein Freund, darauf kannst du dich verlassen. Die meiste Zeit glaub ich es selbst nicht. Also, wie heißt du?«
Eddie öffnete und schloss den Mund. Er legte die Hände zusammen, zündete sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und stieß eine Rauchwolke aus. Dann lehnte er sich in den Sitz zurück, den rechten Ellbogen auf dem Rahmen
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