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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Nacht noch getroffen hat?», fragte er. Ob er sich jetzt auch noch als Spitzel für die Polizei betätigen wollte? Der Verhörspezialist für Extremfälle.

    «Lassen Sie mich das machen, meine Herren. Ich weiß, wie man mit ihr umgehen muss. Sie ist ein sehr schwieriger Mensch, ausschließlich auf ihren Bruder fixiert. Aber aus diesem Grund wird sie uns helfen, den Fall aufzuklären. Ich bin überzeugt, dass sie alles tun wird, um die Schuldigen am Tod ihres Bruders zu überführen.»
    Darauf kannst du Gift nehmen, du Gartenzwerg, dachte ich. Dieses verdammte Aas wird bezahlen. Und ich werde mich nicht damit zufrieden geben, dass sie hinter Gittern verschwindet. Ich werde sie mitsamt ihrem Bruder in die Hölle schicken, die sie Robert in den letzten Wochen bereitet haben. Piel zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben die Couch. Er sprach in dem einschläfernden Ton auf mich ein, mit dem er mir auch die letzten Wahrheiten aus der Nase ziehen zu können glaubt.

    «Ihre Schwägerin meint, Sie müssten es wissen, Mia. Sie haben doch noch mit Robert gesprochen.»

    «Gestritten», rief Isabell von der Tür aus herüber. Piel warf ihr einen unwilligen Blick zu und bedeutete ihr mit einer ebensolchen Geste, sie solle den Mund halten. Doch so leicht war sie nicht einzuschüchtern. Sie kam sogar einen Schritt näher.

    «Angebrüllt hat sie ihn. Sie ging mit der Faust auf ihn los und trat nach ihm. Robert hatte Mühe, sie sich vom Leib zu halten. Ich stand auf der Galerie und wollte ihm helfen. Aber ich hatte Angst. Sie war völlig durchgedreht. Er soll bei ihr bleiben, schrie sie. Sie wird verrückt, wenn er nicht bei ihr bleibt. Als ob sie noch verrückter werden könnte, als sie ohnehin schon ist.»
    Sie schluchzte laut, drehte den Kopf von uns weg und schlug sich auch noch beide Hände vor das Gesicht. Dieses falsche Aas bot eine gute Show. Mir konnte sie damit nicht imponieren.

    «Sie hat ihm das Leben zur Hölle gemacht», schluchzte sie.

    «Robert war am Ende. Er hat mir in den letzten Wochen mehrfach versprochen, dass er ein Haus für uns suchen wird. Er hielte es nicht länger aus mit ihr unter einem Dach, sagte er jedes Mal.»
    Piel betrachtete sie mit dem für ihn so typischen neutralen Gesichtsausdruck. Er wusste genauso gut wie ich, dass sie log. Er musste es wissen. Robert hätte mich niemals verlassen. Und ich hatte Piel oft genug erklärt, was man von Isabell zu halten hatte. Endlich wandte er sich wieder mir zu.

    «Seit wann hatten Sie diesmal starke Kopfschmerzen, Mia?»
    Welche Fragen als nächste kämen, wenn ich ihm diese beantwortete, wusste ich nur zu gut. Was haben Sie am Dienstag gemacht, Mia? Was hat Robert getan? Worüber haben Sie mit ihm gesprochen? Wann ging er zu Bett? Ging er zusammen mit seiner Frau? Wann sind Sie zu Bett gegangen? Wie lange haben Sie noch wach gelegen? Unterhielt Robert sich noch mit seiner Frau? Wie viel davon konnten Sie verstehen, Mia? Wir hatten dieses Frage- und Antwortspiel mehr als fünf Dutzend Mal in allen Variationen durchexerziert, einschließlich der dazugehörigen wohlmeinenden Vorträge. Ich wünschte mir, dass Piel verschwand und mich in Ruhe ließ. Ich hatte so viel zu erledigen. Ich musste Lucia benachrichtigen. Ich musste Olaf anrufen. Ich musste Serge fragen, worüber Robert in der Nacht noch mit ihm gesprochen hatte. Ich musste schlafen. Irgendwann gab Piel auf.

    «Wir reden am Montag miteinander», sagte er, als er zur Tür ging.

    «Ich werde sehen, dass ich einen Termin für Sie freimachen kann und rufe Sie an.»
    Isabell brachte ihn zur Haustür. Ich blieb auf der Couch liegen. In meinem Kopf ging alles durcheinander. So sehr ich mich auch abmühte, ich konnte mich nicht an die letzte halbe Stunde mit Robert erinnern. Nur dass er später noch einmal bei mir gewesen war, wusste ich mit Sicherheit. Am späten Nachmittag brachte Frau Schür mir einen Teller Suppe. Sie sah verweint aus. Sie hatte Robert geliebt, verehrt hatte sie ihn, vergöttert, angebetet. Zuerst sprach sie kein Wort außer dem Befehl, dass ich die Suppe essen sollte, und zwar restlos. Frau Schür ging auf die sechzig zu. Sie gehörte der Generation an, für die eine gute Mahlzeit Leib und Seele zusammenhielt. Ich tat ihr den Gefallen und vertrieb damit wenigstens einen Teil der Übelkeit aus dem Magen. Sie blieb neben mir stehen, bis der letzte Tropfen aus dem Teller war. Als sie den Teller wieder an sich nahm, sagte sie in ersticktem Ton:

    «Die junge Frau ist

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