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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Handrücken über die Augen.
    «Ich kann es noch gar nicht glauben. Ich will es auch nicht glauben. Robert hatte sich so sehr auf das Kind gefreut. Immer wieder sprach er davon, dass seine erste Frau unbedingt ein Kind hatte haben wollen, und wie oft er es später bedauert hatte, ihr diesen Wunsch nicht erfüllt zu haben. Er wollte bei der Geburt dabei sein, um keine Minute zu verpassen, und jetzt ist er …»
    Mit jedem Wort war ihre Stimme ein wenig mehr in Tränen versunken, am Schluss brach sie ganz. Sie schaute auf diesen Koloss hinunter, als könne sie die nächsten Sätze aus seiner Mähne pflücken. Er drückte und tätschelte ihre Hand, nickte ihr aufmunternd zu. Aber er war nicht ganz so gut wie sie in der Rolle des gefassten Hinterbliebenen, er grinste immer noch. Am Ende glaubte er, es sei ein schmerzliches Lächeln. Isabell sprach weiter, die Stimme von einem Trauerflor umschlungen:
    «Ich hatte Herrn Wolbert gestern gebeten, mir den Platz zu zeigen, an dem es passiert ist. Das hat er getan. Da war ein großer Ölfleck, Mia. Herr Wolbert sagte, das habe nichts zu bedeuten. Aber sie haben deinen Wagen abgeholt. Warum, Mia? Warum haben sie deinen Wagen …»
    Noch einmal brach ihre Stimme sehr effektvoll, sie hätte auf einer Bühne stehen sollen. Dort hätte sie Karriere machen können. Sie atmete ein paar Mal zitternd ein und aus, ehe sie weitersprach, ein wenig lauter diesmal.
    «Mia, du hast ihn doch geliebt. Sag mir, dass es nichts zu bedeuten hat. Mia, sag mir, dass du es nicht getan hast. Du hast Robert nicht erschossen, oder?»
    Der letzte Satz war wieder nur noch ein Flüstern. Und plötzlich quollen ihre Augen über. Ihre Lippen zuckten. Jonas tätschelte immer noch ihre Hand.
    «Reg dich nicht auf», sagte er.
    «Der Arzt hat gesagt, du darfst dich nicht aufregen.»
    Ich konnte nicht mehr atmen, hatte das Gefühl, dass mir ein Zentnerstein auf der Brust lag. Diese Ungeheuerlich-keit drückte mir das Blut in den Kopf und in die Beine. Ich dachte, mir müsse jeden Augenblick der Schädel zersprin-gen. Es war ein Fehler. Ich wusste genau, dass es ein Fehler war, loszubrüllen. Man konnte ihnen nur mit Ruhe beikommen, nur mit klarem Verstand. Aber ich hatte mich einfach nicht mehr in der Gewalt.
    «Du elende Schlampe! Das hast du dir fein ausgedacht, aber damit kommst du nicht weit! Ich? Ich soll dir sagen, dass ich es nicht getan habe? Das musst du doch besser wissen als ich. Du hast meinen Bruder …»
    Ich wollte nach ihr schlagen, aber plötzlich war der Rollstuhl direkt vor mir. Jonas fing meinen Arm ab und packte ihn dicht über dem Handgelenk.
    «Rühr sie nicht an», zischte er.
    «Es reicht, verstehst du? Sie hat gar nichts. Sie war hier in der Nacht. Das kann ich bezeugen. Und nicht nur ich. Und wo warst du? In deinem Zimmer warst du nicht. Dort habe ich persönlich nachgeschaut. Du bist ihm nachgefahren.»
    Ich bemerkte erst, dass ich den Kopf schüttelte, als mir die Haarsträhnen über das Auge fielen. Seltsamerweise wurde ich ruhiger dabei, als ob ich mit dem beharrlichen Schütteln Ballast abwerfen könnte.
    «Ich war in meinem Atelier. Und das wisst ihr wahrscheinlich besser als ich. Ich war nicht draußen. Wolbert hat bereits festgestellt, dass ich gar nicht fahrtüchtig war.»
    Jonas lachte kurz auf. Das Grinsen verschwand endlich aus seinem Gesicht, er gab sich große Mühe, seine Stimme in Bitterkeit zu tauchen.
    «Nicht fahrtüchtig? Du? Das ist nur eine Sache der Gewohnheit. Da kommt die Polizei auch noch dahinter. Und wenn nicht, kann ich ihnen gerne erzählen, wie das vor drei Wochen war. Da warst du auch voll wie eine Haubitze. Robert wollte dir die Bullen hinterherschicken, damit du heil zurückkommst. Isa hat ihn davon abgehalten, gebettelt hat sie. Tu das nicht. Ihr wird bestimmt nichts passieren, sie fährt doch oft in dem Zustand. Wenn du ihr die Polizei auf den Hals hetzt, haben wir hier keine ruhige Minute mehr. Das hätte sie besser geträumt. Wahrscheinlich hätten sie nicht nur deinen Führerschein kassiert, sondern deine Karre beschlagnahmt. Dann wäre das nicht passiert.»
    Ich wusste im ersten Moment nicht, wovon er sprach. Mein Handgelenk hielt er immer noch gepackt und zerrte an meinem Arm wie an einem Pumpenschwengel.
    «Lass mich los», schrie ich ihn an. Und als er nicht gleich reagierte, trat ich nach ihm. Ich traf ihn mit der Spitze des Schuhs dicht über dem rechten Fußknöchel. Er zuckte kurz zusammen, gab mein Handgelenk frei und zog verächtlich die

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