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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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schwimmen, damit ihm die Zeit nicht lang wird. Irgendwie bringe ich ihn schon hinunter in den Keller.»
    Sie zuckte zusammen wie unter einem Schlag, aber sie drehte sich nicht noch einmal zu mir um. Jonas blieb an der Treppe, bis die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel. Und ich dachte, dass ich ihm wirklich nur einen kleinen Stoß geben müsste. Ich war zur Tür meines Zimmers gegangen, nachdem ich Lucias Bitte vorgetragen hatte, und dort stand ich noch. Jonas hatte Schwierigkeiten, den Rollstuhl zu wenden. Mit viel Mühe rangierte er hin und her, vor und zurück, bis er es endlich geschafft hatte. In den ersten Tagen war er wesentlich geschickter mit diesem Ding umgegangen. Er war ein bisschen aus der Übung, der Knabe, kein Wunder, wenn er sich sogar noch die zwei Meter ins Bad schieben ließ. Aber vielleicht machte es ihn auch nur nervös, jetzt mit mir allein zu sein. Als er noch etwa drei Meter von mir entfernt war, machte er Halt.
    «So», begann er bedächtig,
    «jetzt sind wir unter uns.»
    Offenbar hatte Isabell ihm meinen kleinen Monolog aus der Küche brühwarm serviert. Die Betonung lag eindeutig auf dem
    «Wir»
    . Er verzog den Mund, als wolle er grinsen, es hatte etwas sehr Abfälliges.
    «Tut mir Leid um Robert», sagte er,
    «tut mir wirklich Leid um ihn. Ich kannte ihn zwar noch nicht so lange, aber er war ein feiner Kerl. Manch einer hätte sich einen Dreck darum geschert, was aus mir geworden wäre. Robert hat mich Isa zum Gefallen aufgenommen, das weiß ich. Was ich jetzt sage, sag ich auch nur Isa zum Gefallen. Ich habe dich gesehen in der Nacht. Ich habe vom Fenster aus gesehen, dass du zurückgekommen bist. Da war es ziemlich genau halb vier. Und du bist mit deinem Wagen zurückgekommen, Mia.»

    «Vom Fenster aus», wiederholte ich. Obwohl mir nicht danach war, brachte ich ebenfalls ein Grinsen zustande.
    «Sind dir neuerdings Zehenspitzen am Hintern gewachsen?»
    Er antwortete nicht gleich, verzog nur den Mund. Dann legte er beide Hände auf die Armlehnen des Rollstuhls, drückte die Arme durch und stemmte so den gesamten Oberkörper in die Höhe.
    «Ich brauche keine Zehenspitzen am Hintern», sagte er dabei. Er hatte wirklich Kräfte wie ein Bär. Ich zählte die Sekunden, fünf, acht, zwanzig, und er zeigte immer noch kein Zeichen von Anstrengung. Dreißig Sekunden, fünfzig Sekunden, er atmete nicht einmal schneller. Und er blieb in der Position, als er weitersprach.
    «Ich bin von deiner Toberei aufgewacht und dachte, es sei besser, nicht im Bett zu bleiben. Es klang nämlich, als hättest du Robert schon in der Halle kaltmachen wollen. Aber ehe ich im Rollstuhl saß, war er aus dem Haus. Und von dir war kein Ton mehr zu hören. Jetzt willst du mir bestimmt erzählen, du wärst vor Erschöpfung eingeschlafen. Erzähl das lieber deinem Seelenklempner. Auch wenn er es nicht glaubt, muss er die Schnauze halten.»
    Endlich ließ er sich wieder hinuntergleiten und schaute mich an, als müsse ich ihm für seine sportliche Leistung applaudieren.
    «Bisher habe ich meinen Mund gehalten», fuhr er fort.
    «Nicht einmal Isa gegenüber habe ich einen Ton verlauten lassen. Sie meint, Robert hätte dich ins Atelier gebracht. Dass du nicht drin geblieben bist, hat sie nicht mitbekommen. Und wenn die Polizei zu blöd ist, ist es nicht meine Aufgabe, sie mit der Nase auf verschiedene Dinge zu stoßen. Von mir aus kann es so weitergehen wie bisher, vorausgesetzt, du lässt Isa in Ruhe. Du gehst ihr ab sofort aus dem Weg, ist das klar? Du hältst dich unten auf, sie bleibt hier oben bei mir. Wenn sie das Essen holt, machst du dich unsichtbar, dann kriegen wir auch keinen Krach.»

    «Soll das eine kleine Erpressung werden?», fragte ich.
    «Du vergisst, wo du dich aufhältst.»
    Ich war völlig ruhig in diesem Moment, es wunderte mich selbst ein wenig. Er hätte den Mund nicht gehalten, wenn er tatsächlich gesehen hätte, was er mir weismachen wollte. Er hätte es Wolbert nicht nur so erzählt wie mir, er hätte der Polizei gegenüber vermutlich auch noch behauptet, er habe mich mit dem Revolver in der Hand aus meinem Wagen steigen sehen.
    «Das ist mein Haus», sagte ich.
    «Jetzt ist es einzig und allein mein Haus. Und niemand kann mich zwingen, Pack wie euch darin zu dulden. Ich hätte euch schon am Freitag auf die Straße setzen können. Dass ihr noch hier seid, hat nur einen Grund. Denk darüber nach, vielleicht kommst du ganz von allein dahinter.»
    Er starrte mich an, als hätte ihm meine

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