Roberts Schwester
über den Eifer, den sie bei seiner Pflege zeigte. Jonas gab sich darüber sehr verwundert und sprach aus, was ich gedacht hatte.
«Das passt nicht zu der Isa, die ich kannte. Es war ein Glück für sie, dass sie einem Mann wie Robert begegnete. Sie wäre sonst völlig unter die Räder gekommen.»
Er sprach auch über Horst Fechner, ganz und gar in meinem Sinne, als hätte er meine Gedanken lesen können.
«Viel weiß ich nicht über die Sache», sagte er.
«Sie schrieb mir damals, als sie ihn kennen lernte. Da hatte sie gerade ihre Lehre bei einer Bank begonnen. Fechner brachte sie schnell dazu, sich nach einer anderen Möglichkeit zum Geldverdienen umzuschauen. Ich konnte überhaupt nichts machen. Sie war volljährig, und ich war ja nicht mal in der Nähe. Sonst hätte ich diesem Kerl gezeigt, was ich von ihm halte.»
Und er grinste mich an, dieser falsche Hund. Er ballte eine Hand zur Faust und winkelte den Arm an, so dass sein Bizeps deutlich hervortrat.
«Er hat Glück gehabt, dass er mir nie über den Weg gelaufen ist.»
Dann sprach er über Roberts Großzügigkeit, über Dankbarkeit und den Unterschied zwischen einer Familie und einem Pflegeheim. Bei der Gelegenheit sprach er auch einmal andeutungsweise über seinen Unfall. Ein Frontalzusammenstoß mit einem Personenwagen. Er hatte in einem Jeep gesessen und war beim Aufprall hinausgeschleudert worden. Der Fahrer des Personenwagens hatte nicht so viel Glück gehabt. Er war im Fahrzeug verbrannt, ehe Hilfe kam. In der Wüste waren die Ret-tungsmannschaften wohl nicht so schnell wie hier.
«Aber es gibt Momente», sagte Jonas und sprach mir auch damit aus der Seele,
«da beneide ich diesen Mann.»
Und dann sprach er über Einsamkeit, wie schwer es ihm fiel, auf bestimmte Dinge zu verzichten, dass er sich nicht damit abfinden könne, als Mann nur noch die Hälfte wert zu sein. Er war ziemlich offen. Es ginge nicht um seine Befriedigung, die spiele sich ja nur noch im Kopf ab. Was er vermisse, sei das Gefühl, eine Frau glücklich zu machen. Er fragte, ob ich das nachvollziehen könne. Und ich glaubte zu verstehen, was er sagen wollte. Ich kam erst viel später dazu, mir Gedanken über das zu machen, was ich in den ersten Tagen von ihm gehört hatte, vor allem über Fechners Glück. Da fiel mir dann auch endlich der Widerspruch auf.
«Ich war ja nicht mal in der Nähe.»
Aber wie war das gewesen, als er auf Urlaub kam? Er kannte Fechner, darauf hätte ich jeden Eid geschworen. Robert wollte mir nicht glauben, verstand nicht, warum Jonas mir plötzlich ein Dorn im Auge war. Und ich konnte es ihm nicht erklären. Er hätte nur falsche Schlüsse daraus gezogen.
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7. Kapitel
Ich ließ mir von Serge ein Taxi rufen, obwohl er anbot, mich heimzubringen. Seine Bekanntschaft im Bad hatte er anscheinend vergessen. Ich verzichtete auf seine Begleitung, wollte allein sein, Ruhe haben, ich musste nachdenken. Mittel besorgen! Wer war Biller, und welche Mittel konnte er besorgen? Beweise gegen Isabell und Jonas, eine andere Möglichkeit gab es nicht, ihre Machenschaften aufdecken, ihre Zusammenarbeit mit Horst Fechner. Robert hatte mir also am Ende doch noch geglaubt. Er musste mir geglaubt haben, sonst hätte er kaum einen Mann beauftragt, ihm Beweise zu beschaffen. Aber warum hatte er nicht mit mir darüber gesprochen? Er wusste doch, wie viel mir daran lag, dass er dieses Weib durchschaute. Vielleicht wusste Olaf etwas. Aber Olaf war nicht gekommen. Es war kein gutes Zeichen. Es ging mir nicht gut, wirklich nicht. Ich fühlte mich wie ein Tier im Käfig, konnte nur hilflos an den Gitterstäben entlangschleichen, während sich davor eine Meute versammelte, die mich endgültig ausschalten wollte. Umbringen konnten sie mich nicht, da wäre auch der dümmste Polizist stutzig geworden. Psychiatrie oder Knast, das waren ihre Ziele. Sie hatten wirklich gute Vorarbeit geleistet. Und ich hatte ihnen auch noch in die Hände gespielt. Ich hatte mich in den letzten Wochen nicht immer so benommen, wie man es von angepassten Mitgliedern der Gesellschaft erwartete. Es machte mich ganz konfus, über all die kleinen und großen Vorfälle nachzudenken, die Missverständnisse von den Tatsachen zu trennen. Serge musste etwas missverstanden haben, als er mit Robert sprach. Es war nichts vorgefallen, nicht zwischen Robert und mir. Nur zwischen Isabell und Jonas, zwischen Isabell und Robert, zwischen Robert und Jonas. Es war mir nicht entgangen, wie viel Zeit Robert in den letzten
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