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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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wird vermutlich heute noch eintreffen, dann hast du Publikum.»
    Keine Reaktion. Sie machte sich daran, das Frühstück für sich und Jonas auf einem Tablett zusammenzustellen. Immer wieder warf sie mir kurze, furchtsame Blicke zu. Es fiel mir nicht leicht, gegen die aufkommende Wut anzukämpfen. Ihr Herumschleichen presste mir den Kopf in einen Schraubstock. Vor mir musste sie sich nun wahrhaftig nicht benehmen, als sei ich ein gefährliches Tier. Allein mit mir, hätte sie getrost ihren Triumph auskosten und genüsslich ein komplettes Geständnis auf den Tisch legen können. Mir hätte doch kein Mensch geglaubt, wenn ich damit zur Polizei gegangen wäre. Mir glaubte doch nie jemand. Ich konnte nicht mehr durchatmen. Sie stand vor dem Kühlschrank und füllte Fruchtsaft in ein Glas. Als sie zurück zum Tisch ging, fragte ich:
    «Hast du den kleinen Colt wieder zurück an seinen Platz gelegt? Du hast ihn doch hoffentlich nicht weggeworfen. Könnte sein, dass ich ihn brauche in absehbarer Zeit.»
    Und sie riss die Augen auf. Das Glas fiel zu Boden. Der Fruchtsaft spritzte noch durch die halbe Küche, da war sie bereits in der Halle und stürmte wild schluchzend die Treppe hinauf. Ich nahm den Kaffee mit ins Atelier, schluckte zwei Aspirin und legte mich wieder auf die Couch. Gegen Mittag hörte ich sie hinunter in den Keller gehen. Als sie nach zehn Minuten noch nicht zurück war, folgte ich ihr. Und schon auf der Treppe hörte ich das Plätschern. Die trauernde Witwe suchte ein wenig Entspannung im Pool, warum nicht! Sie bemerkte mich nicht. Es war fast so wie an dem Sonntagnachmittag im Februar, als ich begreifen musste, wie sehr Robert bereits unter ihrem Bann stand. Die Erinnerung machte mich so lahm, dass ich kaum wieder die Treppe hinaufkam. Hätte ich nur richtig schwimmen können, ich hätte sie ertränkt. Aber ich konnte überhaupt nichts, nur auf der Couch liegen und grübeln, unentwegt grübeln. Tausendmal sah ich mich mit Robert zur Hintertür des «Cesanne» gehen. Tausendmal fühlte ich seine Hand an meinem Arm. Tausendmal hörte ich ihn sagen:
    «Hör auf mit dem Theater, Mia, hör mir zu.»
    Er sagte das noch, als Piel am frühen Nachmittag anrief, und mehr als das sagte er nicht. Piel bot mir einen Termin für Montag früh elf Uhr. Seine Stimme klang besorgt.
    «Ich kann mich darauf verlassen, dass Sie kommen, Mia?»
    Darauf konnte er sich nicht nur verlassen. Er hätte Gift darauf nehmen können. Eine knappe Stunde später meldete sich Lucia. Sie hatte keinen Linienflug nehmen wollen und eine kleine Maschine gechartert. Nun war sie am Flughafen und bat darum, abgeholt zu werden. Ihre Stimme klang von Tränen erstickt, so dünn und zerbrechlich. Aus lauter Not verfiel sie teilweise in ihre Muttersprache. Ich verstand nur die Hälfte.
    «Kann ich so nicht unter Menschen sein, Mia. Kein Taxi. Kannst du kommen, bitte?»
    Es tat mir sehr Leid, ihr diese Bitte abschlagen zu müssen. Ich erklärte ihr, mein Wagen sei in der Werkstatt. Lucia schluchzte noch einmal, dann fragte sie:
    «Kannst du bitte Isa schicken, oder ist sie krank?»

    «Nein», sagte ich.
    «Es geht ihr ausgezeichnet. Sie kann dich abholen.»
    Es behagte mir nicht sonderlich, dass ich mit einer Bitte hinaufgehen musste. Natürlich war Isabell auf der Stelle bereit, ihre Schwiegermutter abzuholen. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie die Gelegenheit nutzen wollte, Lucia gegen mich aufzuhetzen. Nur wusste ich nicht, wie ich es hätte verhindern sollen. Und ich vertraute auch auf Lucias gesunden Menschenverstand. Wenn sie erst hier war, musste sie sehen, was vorging. Was ich dann zu sehen bekam, war eine ergreifende Abschiedsszene zwischen besorgtem großem Bruder und schutzbedürftiger kleiner Schwester. Das Monstrum rollte neben Isabell her bis zum Ende der Galerie, noch zwei Zentimeter weiter, und er hätte sich auf der Treppe den Hals gebrochen. Dann nahm er ihre Hand und drückte sie sich gegen die Lippen.
    «Fahr vorsichtig und pass auf dich auf.»

    «Du auch», hauchte sie. Sie war erschreckend blass, vermutlich hatte sie eine dicke Schicht Puder aufgetragen. Ihre Augen waren gerötet – vom Chlorwasser, wovon sonst. Sie war länger als eine Stunde im Becken geblieben.
    «Mach dir um mich keine Sorgen», sagte Jonas mit einem Blick zu mir – wie ein verwegener Kriegsheld vor der großen Schlacht.
    «Ich passe schon auf ihn auf», rief ich, als Isabell endlich die Treppe hinunterstieg.
    «Ich kann ja eine Runde mit ihm

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