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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Sie hatte sich noch nicht hingesetzt, stand wie in Stein gemeißelt vor mir. Und ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass sie auf einer Erklärung bestand.
    «Mach dir deswegen keine Sorgen», sagte ich.
    «Die Polizei will nur feststellen, ob mein Wagen absichtlich beschädigt wurde. Vielleicht wollte jemand verhindern, dass ich Robert folgen konnte in der Nacht.»
    Das war nicht an den Haaren herbeigezogen, es war sogar sehr wahrscheinlich. Ich sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, Robert zu folgen! Damit mein Wagen für einen Mord zur Verfügung stand! Um eine falsche Spur zu legen, die Spur in Öl! Vielleicht hätte ich wirklich anfangen sollen zu malen, damals, wenigstens zu zeichnen, darin war ich immer gut gewesen. Ich hätte mir auch damit einen Namen machen können, eine Karriere aufbauen, Anerkennung finden, nicht nur die meines Vaters, sondern die der ganzen Welt. Ich hätte es vielleicht irgendwann geschafft, meinem Leben einen anderen Sinn zu geben als den, über Roberts Glück zu wachen. Und Robert hätte irgendeine andere Frau gefunden. Irgendeine, die vielleicht ein bisschen oberflächlich, vielleicht ein bisschen habgierig, vielleicht ein bisschen berechnend, aber nicht eiskalt, nicht skrupellos und auch nicht bereit gewesen wäre, ihn zu töten. Lucia stand immer noch vor mir.
    «Wer, Mia? Du weißt es doch.»

    «Ich dachte, ich wüsste es. Aber der Mann, den ich im Verdacht hatte, ist tot. Ich habe es erst heute Morgen von der Polizei erfahren. Jetzt weiß die Polizei nicht weiter. Und ich auch nicht.»
    Endlich ging Lucia die zwei Schritte bis zu dem Sessel mir gegenüber, ließ sich etwas umständlich darin nieder und strich sich mit einer Hand über das Gesicht. Nach einem zittrigen Atemzug schaute sie mich an.
    «Es ist alles so furchtbar. Ich begreife es nicht. Roberto war doch anfangs so glücklich. Wie hat er mir vorgeschwärmt von Isa, wenn er mich anrief in den ersten Wochen. Und, Mia, du hättest sie erleben müssen, als sie bei mir waren. Sie waren ein perfektes Paar, zwei so schöne Menschen. Dagegen war Marlies, sie wird mir verzeihen, was ich jetzt sage.»
    Lucia schlug ein Kreuzzeichen und sagte:
    «Ein Trampel. Ich dachte, jetzt hat mein Roberto endlich die richtige Frau gefunden. Ich habe ein kleines Fest für sie gegeben. Isa war der strahlende Mittelpunkt, anders kann man es nicht ausdrücken. Du hättest die Männer sehen müssen, ihre Blicke. Sie lachte und tanzte und scherzte mit ihnen, aber ihre Augen waren immer nur bei Roberto. Hast du das kaputtgemacht, Mia? Wenn du es nicht warst, dann verstehe ich nicht, warum es kaputtgegangen ist. Mia, du musst mir alles sagen, was du weißt.»
    Aber viel wusste ich ja nicht, das sagte ich ihr auch. Ich erzählte ihr von Isabells Betrug, von einem toten Liebhaber, von Roberts Verdacht gegen Jonas. Lucia hörte mit versteinerter Miene zu. Ich fragte sie, wann Robert ihr mitgeteilt hatte, dass Isabell schwanger war. Vor zwei Wochen erst, er hatte sie gleich angerufen, nachdem er es erfahren hatte. Und er war schon bei diesem Gespräch sehr bedrückt gewesen. Das wunderte mich nicht mehr. Hätte er nur offen mit mir gesprochen. Hätte er nur nicht versucht, mich zu schonen. Dann hätte ich seinen Tod verhindern können. Ich hätte keine Sekunde gezögert, die zwei räudigen Hunde auf die Straße zu setzen. Ach was, ich hätte sie abgeknallt, weil zwei räudige Hunde es nicht besser verdient haben. Für Robert hätte ich das getan. Dienstags wurde seine Leiche freigegeben. Ich rief Olaf an, er versprach, die notwendigen Formalitäten zu erledigen. Ich fühlte mich nicht dazu in der Lage. Und nach dem kurzen Gespräch mit Olaf fühlte ich mich noch elender. Abgekanzelt und bloßgestellt, durchsichtig und durchschaut. Ich hätte ihm so gerne erklärt, dass ich nun endlich wusste, was Robert in den letzten Wochen gequält und was ihn das Leben gekostet hatte. Aber ich wusste, dass Olaf mir nicht mehr zuhörte. Lucia hatte mir zwar noch zugehört, geglaubt hatte sie mir nicht. Das ließ sie mich deutlich fühlen. Bei Wolbert machte ich erst gar nicht mehr den Versuch, auf Jonas zu verweisen. Er kam am frühen Nachmittag in Begleitung des Buttermilchknaben. Seine Experten hatten auf der ganzen Linie gute Arbeit geleistet. Roberts Computer hatte bestätigt, was ich von der ersten Minute an behauptet hatte, kein Motiv im geschäftlichen Bereich. Die Tonbandaufnahme aus dem Anrufbeantworter war gründlich analysiert und in ihre

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