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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Gebäude.
Zunächst standen sie verunsichert vor einer
unüberschaubaren Batterie automatisierter Regale, die nun im
Handbetrieb betätigt werden mussten. Den größten Teil des
Inhalts der Fächer machten einfache Büroordner und mit
Bindfaden verschnürte Papierpakete aus. Tonbänder, CDs,
Kassetten, Filme, Festplatten, externe Speicher und… fanden
sich gestapelt und mit Nummern versehen. Die gesamte
historische Entwicklung der Datensammlung und
-verarbeitung ließ sich an den Archivalien verfolgen. Für die
Akteure ein äußerst entmutigender Anblick.
Eine Weile defilierten sie in den Gängen zwischen den
Regalen entlang, entnahmen da und dort eines der Objekte,
betrachteten es oder lasen darin. Glücklicherweise fand sich
nur eine ganz feine Staubschicht. Als noch Strom floss, sorgte
Überdruck in der Halle für Sauberkeit. –
7
    Man hatte nach dem Empfang des Signals alle möglichen
Berechnungen angestellt, versucht, den Zeitraum
einzugrenzen, in dem es eine irdische Aktivität in Richtung
System-Centauri gegeben haben könnte, sei es die Entsendung
eines Identitäts- oder Erkundungssatelliten oder gar einer
Raumexpedition. Letzteres zu ermitteln, wurde als nicht allzu
schwer angesehen.
    Da der mysteriöse Spruch in der International-Language
gesendet worden war, ließ er sich keinem Land zuordnen und
natürlich nicht nur auf Europa eingrenzen.
    Die erste Enttäuschung bereitete Sophie der Zentralcomputer,
indem er auf die Suche nach einer Datei ,Alpha-ProximaCentauri’ mit ,nicht gefunden’ antwortete.
,Es wäre auch zu einfach gewesen’, dachte sie sarkastisch.
    Obwohl fachlich nicht ausgebildet, erwies sich Mba als
eifriger Partner, wenn es um’s Herumspekulieren ging.
Sophie suchte nach einer Systematik, nach der sie vorgehen
wollte. Sie hatte einen Eindruck von ihrem Betätigungsfeld
und der Arbeit und brach für diesen Tag den Aufenthalt im
Archiv ab.
Sie machten es sich in der Caféteria bequem.
,Haben es sich durchaus gut gehen lassen, die Damen und
Herren Raumfahrtkontrolleure’, dachte Sophie. Doch gleich
darauf überfiel sie eine grausige Gänsehaut. ,Und wo sind sie
geblieben?’ Unwillkürlich sah sie sich um, und sie dachte an
Mbas verstörtes Verhalten am Abend und an die Flecke im
Großraumbüro. ,Sind sie gestern etwa doch
– noch hier
gewesen?’
Weiter mochte Sophie darüber nicht nachdenken.
Entschlossen ging sie in den Raum hinter der Theke, entnahm
einem Regal eine Flasche roten Weins, kramte nach einem
Öffner, griff Gläser, nahm wieder am Tisch Platz und sagte:
„Haben wir uns verdient, und Mut brauchen wir auch!“ Und
sie diskutierten, legten fest, verwarfen, bis sie sich darauf
einigten, das zurückliegende Jahrhundert auf alle bemannten
Raumfahrtunternehmen hin penibel zu durchforsten und die
kleinste Spur, die mit dem Signal zu tun haben könnte,
aufzunehmen. Mit Amerika wollten sie beginnen.
Langsam, des Weingenusses wegen, fuhren sie zu ihrem
Caravan zurück. Die Nacht war bereits angebrochen. Trotz der
herrschenden Finsternis kam die Leere der Straßen Sophie
nicht mehr so unheimlich vor wie an den Tagen vorher. –
8
    „Nun ja! Damals herrschte Aufbruchstimmung“, erklärte
Sophie auf Mbas Staunen, weshalb gerade in diesem Zeitraum
die Raumfahrt explosionsartig boomte. „Die allgemeine
Abrüstung… Es wurden plötzlich ungeheure Mittel und
Materialien und bis dahin geheim gehaltene Techniken frei.
Die aufblühende Raumwissenschaft stürzte sich auf längst in
vergangenen Jahrzehnten erarbeitete Pläne. Effektive
Technologien wurden entwickelt; ein ganz wesentlicher Schritt
war die Entwicklung des Antimaterieantriebs. Mit nahezu
Lichtgeschwindigkeit konnten nunmehr große Entfernungen
zurückgelegt werden. Etliche, so genannte Generationsschiffe
mit Nimmerwiederkehrern an Bord, starteten ins Unbekannte.
Tja, als dann die Aliens einfielen, war’s erst mal gründlich
vorbei mit dem Fortschritt, und in den weltweiten Wirren sind
Informationen und Daten verloren gegangen, was uns bei der
weiteren Suche bestimmt zu schaffen machen wird.“
    Sie konzentrierten sich auf bemannte Unternehmen. Aus
einer Unzahl von Raumflügen filterten sie in drei Tagen
innerhalb des angedachten Zeitraums sieben längerfristige
Raumexpeditionen heraus, deren Kurs wenigstens einmal die
Gerade zwischen der Erde und dem System Centauri hätte
kreuzen können: Zwei Amerikaner, die CALIFORNIA und die
SPEAR, zwei Großraumer aus Russland, MIR 7 und BAIKAL,
die europäischen

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