Robocalypse: Roman (German Edition)
um, sieht mich eindringlich an und weist mich betont langsam und deutlich an: »Cormac. Du musst Hilfe holen gehen, Kumpel. Ich bleibe hier und behalte dieses Ding im Auge. Du musst aus dem Tunnel raus und die Polizei anrufen. Sag ihnen, sie sollen ein Bombenentschärfungskommando herschicken.«
»Okay, mache ich«, sage ich. Irgendwie kann ich den Blick nicht von der außer Gefecht gesetzten Krabbe im Wüstentarnlook abwenden, die da auf dem Pflaster liegt. Sie wirkt so fehl am Platz hier im Einkaufsbezirk.
Hastig laufe ich aus dem Tunnel heraus und direkt in Stunde null hinein – die neue Zukunft der menschlichen Rasse. Eine Sekunde meines neuen Lebens lang halte ich für einen Scherz, was sich vor meinen Augen abspielt. Wie könnte es keiner sein?
Aus irgendeinem verrückten Grund gehe ich davon aus, dass ein Künstler als Teil einer Installation ferngesteuerte Autos im Einkaufsbezirk rumfahren lässt. Dann erkenne ich die roten Kreise, die jeden von den über den Boden kriechenden Apparaten umgeben. Dutzende Krabbelminen staksen übers Pflaster, wie sich in Zeitlupe bewegende Invasoren von einem fremden Planeten.
Die Leute haben alle das Weite gesucht.
Ein paar Blocks weiter ist eine krachende Detonation zu hören. Aus der Ferne gellen Schreie herüber. Polizeiwagen. Die überall von der Stadt angebrachten Außensirenen springen an. Ihr Heulen wird mit jeder Drehung lauter und schwillt dann wieder ab.
Ein paar der Krabbelminen scheint das zu erschrecken. Sie bäumen sich auf und strampeln mit den Vorderbeinen.
Ich spüre eine Hand am Ellbogen. Hinter mir erkenne ich Jacks kantiges Gesicht aus dem dunklen Tunnel hervortreten.
»Irgendwas stimmt nicht, Jack«, sage ich.
Er lässt kurz seine unnachgiebigen blauen Augen über den Platz schweifen und trifft eine Entscheidung. Einfach so. »Die Waffenkammer. Wir müssen dorthin und das in Ordnung bringen. Komm«, fordert er mich auf und packt mich erneut am Ellbogen. In der anderen Hand hat er immer noch die gezogene Waffe.
»Was ist mit den komischen Krabben da?«
Jack zieht mich hinter sich her über den Platz und erklärt mir in knappen, abgehackten Sätzen, was ich wissen muss: »Halt dich von ihren Auslösezonen fern. Den roten Kreisen.«
Wir steigen auf einen Picknicktisch, springen von dort zu Parkbänken hinüber, zum Brunnen in der Mitte des Platzes, dann weiter zu einer niedrigen Betonmauer. »Sie können Vibrationen spüren. Du musst arhythmisch laufen. Am besten bewegst du dich hüpfend fort.«
Wir setzen immer nur kurz mal einen Fuß auf die Erde, um von einem erhöhten Punkt unseres Weges zum nächsten zu kommen. Während wir uns auf diese seltsame Weise vorwärtsbewegen, dringen in meinem verwirrten Schockzustand immer wieder Jacks nüchterne Anweisungen zu mir durch. »Wenn du siehst, dass sie auf Zielsuche umschalten, hau schnell ab. Sie werden immer weiter ausschwärmen. Besonders schnell sind sie nicht, aber es gibt jede Menge davon.«
Von einem sicheren Fleck zum nächsten springend, überqueren wir langsam den Platz. Etwa nach einer Viertelstunde beobachten wir, wie eine Krabbelmine vor dem Eingang zu einem Bekleidungsgeschäft stehen bleibt. Ich kann hören, wie die Beine gegen das Glas tippen. In der Mitte des Ladens steht eine Frau in einem schwarzen Kleid und betrachtet die eigenartige Metallkrabbe verwirrt. Der rote Kreis scheint bis zu ihr hinein, der Einfallswinkel ein wenig von der Scheibe verändert. Neugierig macht die Frau einen Schritt darauf zu.
»Nein! Nicht!«, rufe ich.
Ka-bumm! Die Explosion zerschmettert die Eingangstür, und die Frau wird nach hinten geworfen. Die anderen Krabben bleiben stehen und strampeln mit den Beinen in der Luft. Kurz darauf setzt eine nach der anderen ihren Weg durch den Einkaufsbezirk fort.
Ich berühre mein Gesicht und sehe Blut auf meinen Fingern: »O Scheiße, Jack. Bin ich verletzt?«
»Das ist von dem Schlag, den ich dir vorhin verpasst habe. Kannst du dich erinnern?«
»Oh, ja, natürlich.«
Wir ziehen weiter.
Als wir den Rand des Parks erreichen, verstummen die Sirenen. Jetzt hören wir nur noch den Wind, das klackernde Geräusch, mit dem die Metallbeine über den Asphalt stapfen, und gelegentlich den dumpfen Schlag einer fernen Detonation. Es wird dunkel in Boston und damit noch kälter als zuvor.
Jack bleibt stehen und legt mir die Hand auf die Schulter. »Cormac, du hältst dich großartig. Jetzt müssen wir ein Stück rennen. Das Zeughaus liegt weniger als eine Meile
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