Robur der Sieger
verwendete er
zu deren Erzeugung jedoch nicht, sondern nur Batterien
und Akkumulatoren; nur war es Roburs Geheimnis, welche
Materialien er zur Zusammenstellung seiner Elemente und
welche Säuren er zu deren Erregung anwendete; dasselbe
galt für die Akkumulatoren. Niemand wußte, woraus de-
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ren positive und negative Platten bestanden. Der Ingenieur
hatte sich aus gewissen Gründen wohl gehütet, darauf ein
Patent anzumelden. Unbestreitbar aber zeigten seine Batte-
rien eine außerordentliche Ergiebigkeit, die Säuren eine fast
vollständige Widerstandsfähigkeit gegen Verdunstung und
Frieren, seine Akkumulatoren eine unverkennbare Über-
legenheit über die von Faure, Sellon, Volckmar, und end-
lich lieferten seine Ströme Amperes von bisher unerreichter
Anzahl. Daraus aber ergab sich eine sozusagen unendliche
Menge elektrischer PS zur Bewegung der Schrauben, die
dem Apparat unter allen Umständen eine seinen Bedürfnis-
sen weit überlegene Schwebe- und Antriebskraft verliehen.
Wir wiederholen jedoch, das war die Sache des Ingeni-
eur Robur und darüber bewahrte er ein unverbrüchliches
Geheimnis, und wenn der Vorsitzende und der Schrift-
führer des Weldon-Instituts nicht das Glück haben, es zu
durchdringen, so dürfte es wahrscheinlich auf immer für
die Menschheit verloren sein.
Es versteht sich von selbst, daß dieser Apparat infolge
der glücklich gewählten Lage seines Schwerpunkts hin-
reichende Stabilität zeigte. Man brauchte also niemals zu
fürchten, daß er mit der Horizontalen bedenkliche Winkel
bilden oder gar umschlagen könnte.
Es erübrigt noch mitzuteilen, aus welchem Material der
Ingenieur Robur seinen Aeronef hergestellt hatte, ein Name,
der für die ›Albatros‹ besonders geeignet erscheint. Welches
war der so harte Stoff, daß das Bowiemesser Phil Evans’ ihn
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nicht zu ritzen und dessen Natur Onkel Prudent nicht zu
erkennen vermochte? Ganz einfach – Papier!
Schon eine Reihe von Jahren hatte dessen Herstellung
große Ausdehnung gewonnen. Ungeleimtes Papier, dessen
Blätter mit Dextrin und Stärkemehl imprägniert wurden,
bildet unter der Wirkung der hydraulischen Presse ein Ma-
terial von der Härte des Stahls. Man erzeugt daraus Rollen,
Schienen und Wagenräder, die haltbarer und gleichzeitig
leichter sind, als solche aus Metall. Diese große Haltbarkeit
bei außerordentlicher Leichtigkeit eben hatte Robur bei der
Erbauung seiner Luftlokomotive zu benützen gesucht. Al-
les, Rumpf, Rippen, Ruffs, Kabinen, bestand aus Strohpa-
pier, das unter hohem Druck metallähnlich geworden war
und das sich – ein Umstand, bei einem in großer Höhe da-
hinschwebenden Apparat gewiß von Wert – auch als unver-
brennlich erwies.
Für die verschiedenen Teile der Schwebe- und Treibma-
schinerie, wie für die Flügel der Schrauben, hatte gelatinier-
tes Fasergewebe als ebenso widerstandsfähiges, wie biegsa-
mes Material gedient und von diesem war auch, da es sich
allen Formen anpaßte, in den meisten Gasen und Flüssig-
keiten, Säuren und Salzen unlöslich war – ohne von seinen
isolierenden Eigenschaften zu sprechen – in der elektri-
schen Maschinerie der ›Albatros‹ der ausgedehnteste Ge-
brauch gemacht worden.
Der Ingenieur Robur, sein Obersteuermann Tom Turner,
ein Mechaniker mit zwei Gehilfen, zwei Bootsmänner und
ein Koch – alles in allem 8 Personen – bildeten die ganze
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Besatzung der ›Albatros‹, die für die bei der Fahrt durch
die Luft nötigen Manöver gut ausreichte. Jagd- und Kriegs-
waffen, Fischergeräte, elektrische Lampen, Beobachtungs-
instrumente, Boussolen und Sextanten zur Erkennung der
Fahrtrichtung, Thermometer zur Messung der Temperatur;
verschiedene Barometer, die einen, um die erreichte Höhe,
die anderen, um die Veränderung des Luftdrucks zu mes-
sen, ein »storm glass« zum Erkennen drohender Stürme,
eine kleine Bibliothek, eine kleine tragbare Druckerei, ein
Geschütz auf Zapfen, in der Mitte des Decks, das, von rück-
wärts geladen, ein Geschoß von 6 Zentimeter Durchmesser
schleuderte; der nötige Vorrat an Pulver, Kugeln, Dynamit-
patronen; eine Küche, in der der von Akkumulatoren ge-
lieferten Strom zur Feuerung diente, ein Vorrat von Kon-
serven, Fleisch und Gemüse, die in einer Kombüse ad hoc
neben Gefäßen mit Brandy, Whisky und Gin aufgestapelt
waren, endlich alles, was während einiger Monate gebraucht
werden konnte, ohne landen zu
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