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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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Gedanke ein, dass Kit auch bei mir den unbegangenen Weg beschritten hatte. Statt dem geraden Weg der Freundschaft – auf dem man einander unterstützte und beriet –, hatte sie den Weg durchs Unterholz genommen und dabei großen Flurschaden angerichtet. Und ich wusste nicht, ob ich ihr das jemals würde verzeihen können. Selbst an ihrem Grab nicht.
    Hatte ein Schimmer der Wut auf meinem Gesicht gelegen, als ich die Schlussworte vorgetragen und dabei an die letzten Monate mit Kit gedacht hatte? Hatte ich irgendwie verraten – mit einer zu hart betonten Silbe oder einem winzigen, aber verächtlichen Schütteln des Kopfes –, wie ich am Ende tatsächlich über Kit und ihren unbegangenen Weg gedacht hatte? Ich wusste es nicht. Doch als ich schließlich den Blick hob, sah ich direkt in die Augen von Detective Bacco, in denen ich eine einzige Frage zu lesen meinte:
Was verschweigen Sie mir, Rachel?

15. KAPITEL
    S amstag. Endlich Samstag. Ich musste nicht im Büro anrufen, um mich einen weiteren Tag krankzumelden, oder so tun, als hätte ich zu Hause alle Hände voll zu tun. Ich konnte einfach im Bett bleiben.
    Als Nick um neun Uhr morgens ins Fitnessstudio gegangen war, hatte er sich über mich gebeugt, mir den Pony aus der Stirn gestrichen und gefragt: “Geht’s dir gut?”
    “Nicht besonders.”
    “Soll ich hierbleiben?”
    Ich hatte den Kopf geschüttelt und mich noch tiefer in den Decken vergraben.
    “Ich bin in bald zurück. Ruf mich auf dem Handy an, wenn irgendwas ist.”
    “Danke.”
    Der Schlaf kam schnell zurück. Eine gnädige Flucht.
    Als Nick nach Hause kam, murmelte ich ein Hallo, nur um mich anschließend zu einem Ball zusammenzurollen und weiterzuschlafen.
    Später weckte Nick mich durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter. Er legte die Hand auf meine Stirn. “Fieber hast du jedenfalls nicht”, sagte er. “Geht es dir gut?”
    Ich blinzelte und kämpfte mich in eine Sitzposition. “Wie spät ist es?”
    “Vier. Du hast den ganzen Tag geschlafen. Wie geht es dir jetzt?”
    “Besser. Ein bisschen. Ich stehe wohl lieber mal auf.” Auf einmal verspürte ich einen Bärenhunger. “Haben wir was zu essen im Haus?”
    “Woher denn?”
    “Stimmt. Leerer Kühlschrank. Was wollen wir heute Abend essen?”
    “Na ja …” Seine Stimme erstarb.
    Ich sah ihn genauer an. Er hatte die hellbraunen Locken eng an den Kopf gekämmt und trug ein französisches blaues Hemd, das ich nicht kannte. “Du siehst aus, als hättest du noch etwas vor.”
    “Heute Abend ist diese Dinnerparty bei den Renworths.”
    “Eine Party?”
    “Du weißt schon. Valerie gibt doch eine Feier anlässlich der Aufnahme neuer Mitglieder ins ausschusseigene Komitee für Alphabetisierung.”
    Fassungslos starrte ich ihn an. “Wen interessiert schon dieses bescheuerte Komitee?”
    “Auch wenn es sich blöd anhört, aber mich interessiert es. Schließlich will ich ordentliches Ausschussmitglied werden. Und die Wahl findet irgendwann im nächsten Monat statt.”
    Ich ließ mich zurück ins Bett fallen und starrte an die graue Decke und die Zierleisten aus elfenbeinfarbenem Stuck. “Ich verstehe dich nicht.”
    “Kannst du nicht verstehen, dass ich weiterleben will?” Nicks Stimme wurde laut. “Ich will einfach nicht zulassen, dass Kit unser Leben kontrolliert. Ich versteh schon, Rach: Du hältst den Ausschuss für den größten Dreck. Aber mir bedeutet er etwas.”
    “Und was?”
    “Es bedeutet zum Beispiel, dass ich es in dieser Stadt zu etwas gebracht habe, wenn ich erst Mitglied geworden bin. Aus eigener Kraft. Ohne das Vitamin B meiner Eltern. Es bedeutet, dass ich für dich sorgen kann. Und später auch noch für unsere Kinder.”
    “Wir brauchen das alles doch gar nicht.”
    “Ich schon, Rach. Dieses Ziel habe ich mir selbst gesteckt, und ich lasse nicht zu, dass der Geist von Kit es mir kaputt macht.”
    Ich drehte meinen Kopf. “Sie ist eben erst gestorben, Nick. Erst vor wenigen Tagen.”
    Einen Moment lang schwieg er. “Das weiß ich. Aber sie hat eure Freundschaft zerstört und dich erpresst. Sie hat dir das Leben monatelang zur Hölle gemacht. Ich sage ja gar nicht, dass du nicht um sie trauern sollst. Ich finde nur, dass es schade wäre, wenn sie über ihren Tod hinaus noch mehr Unheil anrichten würde.”
    Ich kniff die Augen zu, als könnte ich dadurch die Außenwelt ausblenden.
    “Tom Severson hat gesagt, wir sollen uns mit Freunden treffen, wenn uns danach ist”, fuhr Nick fort.
    “Er hat auch

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