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Rolf Torring 031 - Auf den Pfaden der Inkas

Rolf Torring 031 - Auf den Pfaden der Inkas

Titel: Rolf Torring 031 - Auf den Pfaden der Inkas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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aufwies. Und ebenso hatte er im Dunkeln den Bolzen schnitzen müssen, gewiß eine sehr zeitraubende Arbeit.
    Dadurch war ich der festen Überzeugung, daß auch dieser zweite Bolzen eine Warnung bedeuten sollte. Unser Feind war wohl nicht eher mit der Fertigstellung des Geschosses zu Ende gewesen.
    Ich barg diesen Bolzen ebenfalls als Andenken in meiner Brieftasche. Dann verbrachte ich die noch restliche Wache damit, daß ich die Gebüsche, in denen der Feind stecken mußte, genau beobachtete. Oft schienen sich auch die Zweige zu bewegen, doch es waren wohl stets Kriechtiere oder kleine Vögel gewesen, die auf Jagd nach Nahrung dort ihr Wesen trieben.
    Trotzdem strengte diese halbe Stunde meine Nerven aufs Äußerste an, denn dieser Indianer konnte es ja auch fertig bringen, sein furchtbares Messer nach mir zu schleudern.
    Endlich war meine Zeit abgelaufen, und ich weckte Pongo. Leise instruierte ich ihn von dem neuen Schuß unseres Feindes, aber auf den schwarzen Riesen schien das wenig Eindruck zu machen.
    „Gut, Masser," sagte er ruhig, „Pongo aufpassen."
    Allerdings, das wußte ich ja, daß er auch das leiseste Geräusch des versteckten Indianers hören würde. Und so legte ich mich etwas beruhigt wieder auf meine Decke. Bald war ich auch eingeschlafen, obwohl mir anfangs immer noch der heimtückische Schuß auf mich nicht aus dem Sinn kam.
    Ruhig verlief der übrige Teil der Nacht, und Pongo berichtete, als er uns bei Anbruch des Tages weckte, daß sich absolut nichts geregt hätte. Während er daran ging, Konserven zu wärmen — denn wir mußten jetzt schon tüchtig essen, um für den bevorstehenden, beschwerlichen Marsch gerüstet zu sein — untersuchten wir die Gebüsche, aus denen die beiden Bolzen geflogen sein mußten. Und wirklich fanden wir auch hinter einem hohen Busch untrügliche Zeichen, daß dort ein Mensch längere Zeit gesessen hatte. Ja, es lagen sogar Holzspäne dort, die der Indianer beim Schnitzen des zweiten Bolzens geschnitten hatte.
    Dieser Feind mußte wirklich eine unheimliche Ruhe und Energie besitzen, daß er in so großer Nähe, der Fremden seine Arbeit unternahm.
    Wir beeilten uns sehr mit dem Frühstück, packten schnell unsere Sachen zusammen und drangen weiter in den Urwald ein. Ich hatte natürlich das Glück, wieder als Letzter zu gehen, und ich muß offen sagen, daß ich die Augen mehr nach hinten richtete, als auf den Weg. Doch konnte ich nie auch nur den Schatten unseres Verfolgers bemerken.
    Gegen Mittag, als wir einen kleinen, klaren Flusslauf erreichten, schoß Rolf ein strammes Wasserschwein. Sofort beschlossen wir, hier eine Stunde zu lagern, um zu essen und neuen Tee zu kochen. Einige schmale Streifen des Fleisches dörrte Pongo vorsichtig über dem lodernden Feuer, und jetzt konnten wir unsere Konserven wenigstens zwei Tage schonen.
    Auch mit dem Tee reichten wir wieder bis zum nächsten Morgen, außerdem erklärte Thomson, daß sich ganz in der Nähe der Stadt eine frische Quelle befände.
    Dann sagte er plötzlich:
    „Herr Torring, ich glaube, wir müssen jetzt nach Süden abbiegen. Und zwar können wir diesem Fluß hier folgen, er kommt dicht an der Stadt vorbei. Wir kommen auf ungefähr hundert Meter heran."
    „Ah, dann kann ich mir schon erklären, weshalb unser Verfolger von meinem Freund Hans garnicht bemerkt wurde," rief Rolf; „er wird direkt geradeaus zur Stadt gegangen sein, nachdem wir aufgebrochen waren !"
    „Dann vorwärts," rief Thomson, „immer am Fluß entlang."
    Es war jetzt ein wahres Labsal für uns, am schmalen Ufer des Flusses, das wohl durch gelegentliche Überschwemmungen entstanden war, entlang gehen zu können. Mochten auch manchmal vorspringende Büsche oder gestürzte Baumriesen den Weg versperren, so war dieser Weg doch fast eine glatte Chaussee im Vergleich zu dem Pfad, den wir uns durch das Dickicht hatten brechen müssen.
    So kamen wir rüstig vorwärts, und ungefähr nach vier Stunden erklärte Thomson, daß wir uns jetzt in einer Höhe mit der Stadt befinden müßten, die nur hundert Meter links von uns, nach Osten läge.
    Und als wir noch einige Schritte südwärts gingen, um einen guten Übergang über den Fluß zu finden, sahen wir auch frische Spuren eines nackten Fußes in der weichen Ufererde. Hier war also der Indianer hinübergegangen, hier mußte auch am anderen Ufer eine Art Pfad zur Stadt weiterführen.

    4. Kapitel. Die wundersame Stadt

    Der Fluß war an dieser Stelle nicht tief, es schien eine Art Furt hinüber zu

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