Rolf Torring 035 - Kampf um Macht
zwei Neger ankommen sah. Doch ich hatte Pech, denn die beiden Schwarzen wollten gerade in die Hütte eintreten, neben deren Eingang ich stand.
Natürlich entdeckten sie mich sofort und sprachen mich an, doch ich zog es vor, mit schneller Bewegung um die Hütte herumzuschlüpfen. Zwar war ich augenblicklich im dunkelsten Schatten, aber der Feuerschein jenseits der Dornenhecke wurde immer größer, und bald konnte ich es kaum mehr wagen, von einer Hütte zur anderen zu springen, da ich stets über erleuchtete Strecken mußte.
Vor allen Dingen mußte ich jetzt schleunigst fort von hier, denn die beiden Neger, die mich überrascht hatten, fingen schon an, laute Alarmrufe auszustoßen, während sie auch gleichzeitig um die Hütte von beiden Seiten herumkamen. Schnell sprang ich fort zur nächsten Hütte, sah aber sofort, daß ich augenblicklich nicht weiter konnte, denn hinter dieser Hütte befand sich gerade ein sehr hell beleuchteter Platz, auf dem ich mehrere dunkle Gestalten bemerkte.
Verbergen mußte ich mich doch irgendwo, und so schlüpfte ich in kurzem Entschluß ins Innere der Hütte, vor der ich mich gerade befand. Dicht hinter dem Vorhang blieb ich stehen und lauschte, die Pistole schußbereit, um sofort jeden Verfolger unschädlich machen zu können.
Zum Glück schien auch diese Hütte leer zu sein, denn ich vernahm nicht das geringste Geräusch.
Aber auch die Neger draußen schienen es garnicht für möglich zu halten, daß ich einfach die Hütte betreten hätte, denn ihre Stimmen, die mir sogar merkwürdig leise erklangen, entfernten sich ziemlich schnell.
Endlich war es draußen ganz still, und jetzt wagte ich ziemlich verwundert über diesen merkwürdigen Umstand, meine Lampe aufflammen zu lassen. Da wußte ich allerdings sofort, weshalb die Neger gerade in diese Hütte nicht hineingeblickt und mich wohl auch nicht in ihr vermutet hatten, denn ich war — in die Hütte des Medizinmannes, des Dorfzauberers, eingedrungen.
Tierskelette, Menschenknochen, seltsame Schnitzereien lagen und hingen überall umher. Hier war ich entschieden solange wenigstens sicher, bis der rechtmäßige Eigentümer der Hütte zurückkam.
Kaum hatte ich das gedacht, da hörte ich leider schon ein merkwürdiges Geräusch, das sich der Hütte näherte, ein Klappern, Rasseln und Klingen. Der Zauberer kam also!
Da kam mir eine tolle Idee; schnell schlich ich an den Vorhang, der den Eingang der Hütte abschloß, nahm von der nächsten Wand eine schwere Holzkeule, einen sogenannten Kirrie, und erwartete den Zauberer.
Meine Lampe hatte ich natürlich ausgeschaltet, hielt sogar fast den Atem an, um mich nicht zu verraten. Jetzt merkte ich an dem leisen Rascheln, daß der Vorhang zur Seite geschlagen wurde, und die eigenartigen Geräusche, die den vielen Gegenständen entstammten, mit denen sich diese Negerzauberer zu behängen pflegen, ertönten jetzt direkt neben mir. Ich wartete noch, bis ich wieder das leise Rauschen des zufallenden Vorhanges hörte, dann ließ ich meine Lampe aufblitzen.
Ein gräßlich bemalter und aufgeputzter Neger stand vor mir und blickte entsetzt, mit weit offenem Mund in den grellen Schein. Jetzt durfte ich keine Rücksicht nehmen, es ging ja um meine Freiheit, vielleicht sogar um mein Leben, und so schlug ich zu und ließ die schwere Keule mit voller Wucht gegen die Schläfe des Zauberers prallen.
Ein unangenehmer, dumpfer Ton erklang, dann fiel der Mann nieder, als wäre er vom Blitz getroffen worden. Ich war hinzugesprungen und hatte seinen Arm ergriffen, um ein zu lautes Geräusch bei seinem Sturze zu vermeiden. Dann schleifte ich ihn in die Mitte des Zeltes und begann ihn schnell zu entkleiden, denn mein Plan war — in seiner Maske aus dem Dorf zu entweichen! Zum Glück war der Zauberer etwas größer als ich, so konnte ich seine Kleidung über meinen Anzug streifen. Angenehm war es mir ja nicht, seinen phantastischen Kopfputz überzustülpen, aber die Not zwang mich dazu.
Im Hintergrund der Hütte entdeckte ich dann Farbentöpfe und beschmierte mein Gesicht recht dick, indem ich mir die scheußliche Malerei des Bewußtlosen zu Hilfe nahm.
Die draußen herrschende Dunkelheit würde ja meiner Maske zugute kommen, andererseits aber auch die Scheu der Neger vor dem mächtigen Medizinm ann . Jetzt suchte ich mir einige starke Stricke, die in der Hütte herumlagen, und fesselte den Zauberer sehr peinlich. In der Mitte der Hütte erhob sich ein mäßig starker Baum, der durch das Dach führte und
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