Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans
überwachen, um so die Bande fangen zu können?"
Black machte ein sehr ernstes Gesicht.
„Wir haben es einmal probiert. Das ist der zwölfte Fall, den ich Ihnen erzählen wollte. Damals wurde die Frau eines reichen Bankiers geraubt. Ihr Mann, ein sehr energischer, fast möchte ich sagen: brutaler Charakter, wandte sich an uns, als er den Erpresserbrief erhielt, und verlangte, daß wir ihm folgen sollten, um der Bande auf die Spur zu kommen. Er wollte auch nicht das Geld übergeben, sondern machte sich in altbekannter Weise ein Paket mit wertlosem Papier zurecht.
Wir folgten ihm in zwei Motorbooten, bewahrten einen gehörigen Abstand und ließen, da wir langsam fahren mußten, die Motoren fast unhörbar laufen. Wir wandten alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln an. Aber die Bande war schlauer. Als der Bankier um eine Biegung des Flußlaufes verschwand, hörten wir nach sehr kurzer Zeit laute Rufe. Wir fuhren mit Vollgas los. Als wir den Knick passierten, sahen wir ein Boot in rasender Fahrt um die nächste Biegung verschwinden. Wir nahmen die Verfolgung auf, das Boot der Bande war aber schneller. Bald schon mußten wir aufgeben. Es war nutzlos geworden.
Später erzählte uns der Bankier, daß das Boot aus dem Bambusdickicht gekommen sei, kaum daß er die Biegung des Flußlaufes hinter sich hatte. Mit vorgehaltener Pistole habe ein Maskierter die Übergabe des Geldes verlangt. Der Bankier habe ihm das wertlose Päckchen übergeben und laut gerufen, als sich das Motorboot in Bewegung setzte.
Am nächsten Morgen war die Frau des Bankiers an einer einsamen Stelle vor der Stadt von Fischern gefunden worden. Sie war erdolcht. Neben ihr lag das geöffnete, wertlose Päckchen.
Seitdem traute sich niemand mehr, uns zu benachrichtigen, bevor nicht die Verschleppte ausgelöst war. Dann erst machten die Betroffenen Mitteilung. Wir haben uns die größte Mühe gegeben, die Bande ausfindig zu machen. Ich persönlich erhielt vom Polizeipräsident den Auftrag, mich ausschließlich um die Unschädlichmachung der Bande zu kümmern. Und jetzt sind meine Frau und meine Tochter geraubt."
Black schwieg und starrte düster vor sich hin. In seinem Falle war die Angelegenheit sicher schwerer zu nehmen, denn der Inspektor verfügte nicht über genügend Geld, um die Verschleppten auszulösen. Mir schien es, als wäre der Raub mehr ein Racheakt der Bande gegen den Inspektor, der sie bekämpfen sollte.
„Eine böse Sache, Herr Inspektor!" sagte Rolf. „Ihre Angehörigen sind bereits vor vier Tagen geraubt worden, wie Sie Ihrem Bruder telegrafisch mitteilten. Sie haben noch keine Aufforderung erhalten, sie gegen Lösegeld zu befreien. Ich befürchte, daß die Bande sich an Ihnen hat rächen wollen. Vielleicht sollen Ihre Angehörigen als Geiseln dienen, um Ihnen die Möglichkeit einer energischen Aktion zu nehmen."
„Das habe ich mir auch bereits gesagt," nickte der Inspektor. „In den anderen Fällen hatten die Angehörigen meist schon am Tage nach der Tat die Aufforderung, das Geld zu bringen. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll."
„Ich glaube, Sie werden bald Nachricht bekommen," meinte Rolf. „Ich rechne mit einer Drohung, daß wir Kalkutta verlassen sollen und Sie sich auf keinen Fall mehr mit der Bande beschäftigen dürfen. Schade! Wenn Sie eine Aufforderung erhalten hätten, Geld zu überbringen, hätten wir vielleicht die Banditen überraschen können. Jetzt weiß ich nicht, wie wir es anfas ..."
Rolf wurde im Satz unterbrochen. Der Fahrer riß den Wagen mit einem plötzlichen Ruck zur Seite, schaltete schnell und raste mit Vollgas auf eine kleine Seitenstraße zu.
Zuerst glaubten wir, daß er durch eine Kugel getroffen sei, im gleichen Augenblick aber erhielt unser Wagen einen so heftigen Schlag von hinten, daß er herumgeschleudert wurde.
Schattenhaft sah ich einen großen grauen Wagen vorbeischießen. Wieder gab es einen Ruck, der uns durcheinander schüttelte. Der Fahrer hatte den Wagen ein zweites Mal herumgerissen, dicht vor einem Lastkraftwagen, gegen den wir sonst geschleudert wären.
Er wirbelte das Gefährt durch die vielen Fahrzeuge, die uns auf der anderen Straßenseite entgegenkamen. Ohne Unfall brachte er den Wagen glücklich zum Stehen, wandte sich zu uns und sagte ruhig:
„Ich sah den Wagen, der uns rammen wollte, durch den Rückblick-Spiegel, Herr Inspektor. Der Fahrer war ein Inder, der mir bekannt
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