Rolf Torring 124 - Die Ratten von Peking
ich gerade noch einen Chinesen über das Geländer des Balkons verschwinden. Rolf konnte den Mann nicht mehr erreichen.
Als Rolf vom Balkon zurückkam, meinte er: „Am besten wäre es, wenn wir Margolo auf eins unserer Zimmer schafften. Hier ist er nicht mehr sicher. Pongo mag ihn bewachen. Der Kerl, der sich schleunigst entfernte, hatte eine Injektionsspritze in der Hand, kam aber durch unser Eintreten nicht dazu, sie in Tätigkeit zu setzen. Ich lösche das Licht, und wir nehmen Margolo mit. Hoffentlich erregt es kein Aufsehen!"
„ Wir hoben den Bewusstlosen auf und trugen ihn auf den langen Flur hinaus. Ohne daß wir einem Menschen begegneten, gelang es uns, Margolo die Treppe ins erste Stockwerk und in unsere Zimmer zu transportieren. Rolf legte ihn auf die Couch und untersuchte ihn genau.
„Schaut mal! Er ist wirklich vergiftet worden! Aber nicht durch das Essen oder den Wein, sondern durch den winzigen Bolzen hier, der ihn aber nur geritzt hat Viel Gift kann nicht in seinen Körper eingedrungen sein. Vielleicht weiß Pongo ein Gegenmittel."
Rolf hielt den winzigen Bolzen in der Hand, den ihm Kennt abnahm, der vorschlug, mit dem "Werkzeug" sofort zu einem in der Nähe wohnenden englischen Arzt zu gehen, dessen Praxisschild er auf der Straße an einem Hause gesehen hatte.
Ohne eine Antwort von uns abzuwarten, verließ Kennt das Zimmer. Wir blieben wartend zurück.
Nach etwa zwanzig Minuten kehrte der Professor zurück und brachte einen Engländer mit, der sich uns als Doktor Welling vorstellte. Rolf wollte ihm den Fall erklären, der Arzt aber winkte ab, er kenne das Gift schon, der Fall hier sei leider nicht der erste dieser Art, der sich in letzter Zeit in Peking ereignet habe. Er habe deshalb auch gleich ein wirksames Gegenmittel mitbringen können.
Während sich Doktor Welling um Margolo bemühte, erzählte uns Kennt, daß der Geschäftsführer ihm mitgeteilt habe, der Herr von Zimmer 269 müsse schon wieder wohlauf sein, denn er hätte das Zimmer bereits verlassen gehabt, als der chinesische Arzt zurückgekommen sei.
„Gut, daß jetzt niemand im Hotel weiß, wo Margolo ist," meinte Rolf, als Kennt geendet hatte.
„Einer der beiden vornehmen Chinesen müßte demnach den Bolzen auf Margolo geworfen haben," sagte ich.
„Beim Vorübergehen an Margolo vielleicht," vermutete der Professor.
Der Arzt hatte inzwischen die Untersuchung beendet und teilte uns mit, daß der Herr in einer halben Stunde wieder bei vollem Bewusstsein sein werde. Viel von dem Gift könne nicht in seinen Körper eingedrungen sein. Doktor Welling schloß den kurzen Bericht mit der Frage, ob wir wünschten, daß der Fall sofort der Polizei gemeldet werde.
„Nein, Herr Doktor," sagte Rolf, „das möchten wir gerade nicht. Aber können Sie uns Näheres über die Vergiftungsfälle sagen, die sich hier ereignet haben?"
„Gewiß, meine Herren. Haben Sie schon einmal etwas von den ,Ratten von Peking' gehört?"
„Gehört, ja, aber Näheres wissen wir nicht."
„Die ,Ratten' gehen teilweise recht unverschämt vor, sie erpressen und berauben Hotelgäste, und oft wird eines ihrer Opfer vergiftet aufgefunden. Das Gift behält wochenlang seine Wirkung und verschwindet erst ganz allmählich. Bei größeren Quanten kann sogar der Tod eintreten. Wir haben das Gift — ,Rattengift' getauft."
„Könnten Sie uns von dem Gegenmittel etwas ablassen, Herr Doktor? Es ist durchaus möglich, daß die ,Ratten' auch noch gegen uns vorgehen werden."
„Ah, ich verstehe! Die Leute, die sich hinter den ,Ratten' verbergen, haben Ihnen schon Erpresserbriefe geschrieben? Gut, nehmen Sie das Mitteil. Es wirkt immer, die Hauptsache ist, daß man es möglichst bald nach Empfang der Giftinjektion anwendet. Hier habe ich dasselbe Medikament in Tablettenform. Sie können es ohne Bedenken einnehmen. Es ist nicht nur ein Gegengift, sondern auch ein Vorbeugungsmittel: sie können die Tabletten einnehmen, und wenn Sie so ein Giftbolzen trifft und damit Gift in Ihren Körper gelangt, sind Sie schon immun (unempfänglich) dagegen. Nehmen Sie außerdem noch eine Schachtel von dem eigentlichen ,Rattengift', mit dem der Herr vergiftet wurde. Vielleicht brauchen Sie es einmal!"
„Besten Dank, Herr Doktor! Die Tabletten sind unbezahlbar für uns. Wie oft und wieviel Tabletten täglich muß man einnehmen? Das müssen Sie uns noch sagen."
„Täglich
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