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Rom: Band 1

Rom: Band 1

Titel: Rom: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola
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Generals Oudinot zu überlassen, die Pius IX. wieder einsetzte, zum Entsatze nach Venedig begab. Und was für ein außerordentliches, tollkühnes Wagnis war das! Dieses Venedig, das Manin, ein zweiter großer Patriot, ein Märtyrer, wieder zur Republik gemacht hatte, das seit langen Monaten den Oesterreichern widerstand! Und nun dieser Garibaldi, der mit einer Handvoll Männern abgeht, um es zu befreien, dreizehn Fischerbarken ausrüstet, acht davon in einem Seekampf verliert, an das römische Ufer zurückkehren muß und dort auf klägliche Weise seine Frau Anita verliert, der er die Augen schließt, ehe er nach Amerika zurückkehrt, wo er bisher in Erwartung der Stunde des Aufstandes gelebt hat! O, diese italische Erde, in der zu jenen Zeiten allerorten das innere Feuer des Patriotismus grollte, wo in jeder Stadt Männer voll Vertrauen und Mut erstanden, wo überall der Aufstand wie eine Eruption losbrach, die trotz aller Schlappen dennoch unbesiegbar dem Triumph entgegenging!
    Orlando kehrte nach Mailand zu seiner jungen Frau zurück und lebte dort zwei Jahre in Verborgenheit; er verzehrte sich in ungeduldiger Erwartung des glorreichen, morgenden Tages, dessen Anbrechen so lange auf sich warten ließ. Ein Glück stillte ein wenig sein Fieber: er bekam einen Sohn, Luigi. Aber das Kind kostete seiner Mutter das Leben. Orlando wurde in tiefe Trauer gestürzt, und da er nicht mehr in Mailand bleiben konnte, wo die Polizei ihn überwachte, hetzte und die Fremdherrschaft ihm allzu große Leiden bereitete, entschloß er sich, die Trümmer seines Vermögens zu realisiren und zog sich dann nach Turin, zu einer Tante seiner Frau zurück, die das Kind in Obhut nahm. Graf Cavour, der große Politiker, arbeitete von da an auf die Unabhängigkeit hin und bereitete Piemont auf die entscheidende Rolle vor, die es spielen sollte. Es war die Epoche, da der König Viktor Emanuel mit schmeichelhafter Gutmütigkeit die ihm aus allen Teilen Italiens zukommenden Flüchtlinge aufnahm – selbst solche, von denen er wußte, daß sie Republikaner und infolge von Volksaufständen kompromittirt und flüchtig waren. Der Traum, die italienische Einheit zu Gunsten der piemontesischen Monarchie zu verwirklichen, bestand in dem rauhen, schlauen Hause Savoyen schon lange, reiste bereits seit Jahren. Orlando war es nicht unbekannt, von welchem Herrn er sich anwerben ließ, aber schon stand in seinem Herzen der Republikaner hinter dem Patrioten zurück; er glaubte nicht mehr an ein im Namen der Republik geschaffenes und unter dem Schutze eines liberalen Papstes stehendes Italien, so wie Mazzini es einen Augenblick geträumt hatte. War das nicht eine Chimäre, die Generationen verschlingen würde, wenn man auf ihrer Ausführung beharrte? Er wollte nicht sterben, ohne als Eroberer in Rom geschlafen zu haben. Selbst wenn die Freiheit dabei auf dem Platze blieb, sollte das Vaterland wieder aufgebaut werden und aufrecht, endlich lebendig im Sonnenlicht dastehen. Wie fieberhaft glücklich war er daher, als er sich im Kriege von 1859 anwerben ließ, wie klopfte ihm das Herz zum Zerspringen in der Brust, als er mit der französischen Armee in Mailand einzog, in das Mailand, das er acht Jahre zuvor als Proskribirter verzweifelnden Herzens verlassen hatte! Nach Solferino war die Uebereinkunft von Villafranca eine bittere Enttäuschung; Venetien entschlüpfte, Venedig blieb gefangen. Aber das Mailändische war doch erobert und auch Toskana, die Herzogtümer Modena und Parma votirten ihre Annexion. Kurz, der Kern des Steines bildete sich, das Vaterland erstand rings um das siegreiche Piemont.
    Im nächsten Jahre kehrte Orlando von neuem ins Epos zurück. Garibald: war von seinem zweimaligen Aufenthalt in Amerika zurückgekehrt; eine ganze Legende umgab ihn, die Erzählungen von den ritterlichen Heldenthaten in den Pampas von Uruguay, einem außerordentlichen Zuge von Canton nach Lima gingen ihm voraus; er war wieder erschienen, um sich im Jahre 1859 zu schlagen, kam der französischen Armee zuvor, warf einen österreichischen Marschall über den Haufen, zog in die Städte: Como, Bergamo, Brescia ein. Plötzlich erfuhr man, daß er mit bloß tausend Mann in Marsala gelandet sei – mit den Tausend von Marsala, der berühmten Handvoll Tapferer. Orlando kämpfte in der ersten Reihe. Palermo widerstand drei Tage, dann wurde es genommen. Orlando, der Lieblingslieutenant des Diktators geworden, half ihm beim Organisiren der Regierung, ging dann mit ihm über die

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