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Rom - Band II

Rom - Band II

Titel: Rom - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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kostete der Bau des Kriegsministeriums zehn Millionen, der des Finanzministeriums fünfzehn Millionen. Hundert Millionen wurden für die nicht vollendeten Quais ausgegeben, und mehr als zweihundertundfünfzig Millionen wurden in die Befestigungsarbeiten rings um die Stadt gesteckt. Es war eben immer und immer wieder das Aufflammen des verhängnisvollen Hochmutes, der Saft des Bodens, der sich nur in allzu großen Plänen entfalten kann, jener Vorsatz, die Welt zu blenden und sie zu erobern, der entsteht, wie nur der Fuß das Kapitol betritt – selbst den aufgehäuften Staub all der Menschenmacht, die dort nach einander zusammengebrochen ist.
    »Ja, mein lieber Freund,« fuhr Narcisse fort, »wenn ich mich in die Geschichten einlassen würde, die im Umlauf sind, die man sich ins Ohr flüstert, wenn ich Ihnen gewisse Thatsachen anführen wollte, so würden Sie über den Grad von Wahnwitz, bis zu dem sich diese im Grunde so vernünftige, so lässige und egoistische Stadt durch das schreckliche Fieber der Spielleidenschaft versteigen konnte, verblüfft, entsetzt sein. Nicht nur die kleinen Leute, die Unwissenden und Dummen haben sich zu Grunde gerichtet, sondern auch die großen Familien, fast der ganze römische Adel hat dabei seine uralten Vermögen, das Geld, die Paläste und die Galerien von Meisterwerken, die er der Freigebigkeit der Päpste verdankte, verloren. Diese gewaltigen Reichtümer, zu deren Anhäufung in den Händen einiger Weniger Jahrhunderte von Nepotismus notwendig waren, sind in kaum zehn Jahren wie Wachs an dem gleichmachenden Feuer des Agios zerschmolzen.«
    Dann vergaß er ganz, daß er zu einem Priester rede, und erzählte eine dieser zweideutigen Geschichten.
    »Sehen Sie 'mal unsern Freund Dario, den Fürsten Boccanera, an. Er ist der letzte des Namens und muß von den Brosamen seines Oheims, des Kardinals, leben, der doch auch nicht mehr als sein Gehalt hat. Nun, er würde sicherlich in seiner Karosse einherrollen, wenn sich die seltsame Geschichte mit der Villa Montefiori nicht begeben hätte ... Man muß es Ihnen gewiß schon erzählt haben: die großen Gründe dieser Villa wurden einer Finanzgesellschaft für zehn Millionen abgetreten; dann wurde der Fürst Onofrio, der Vater Darios, vom Spekulationsbedürfnis gepackt, kaufte seine eigenen Gründe sehr teuer zurück, spielte und ließ bauen; zuletzt riß die Katastrophe außer diesen Millionen noch alles mit, was er sonst besaß, die ganzen Trümmer des einst so gewaltigen Vermögens der Boccanera ... Aber zweifellos wird man Ihnen nicht gesagt haben, was für geheime Gründe dabei mitwirkten, was für eine Rolle der Graf Prada – ja wohl, der separirte Gemahl der entzückenden Contessina, welche wir jetzt erwarten – dabei gespielt hat. Er war der Geliebte der Fürstin Boccanera, der schönen Flavia Montefiori, die dem Fürsten die Villa zugebracht hatte. O, es war ein herrliches Geschöpf, bedeutend jünger als ihr Gatte. Man behauptet nun, daß Prada den Gatten durch die Frau in der Hand hielt, so daß diese sich des Abends verweigerte, wenn der alte Fürst zögerte, ob er eine Unterschrift geben, ob er sich in ein Geschäft einlassen sollte, dessen Gefährlichkeit er im voraus witterte. Prada hat dabei Millionen gewonnen, die er jetzt in einer sehr vernünftigen Art und Weise verzehrt. Was die schöne, nun reif gewordene Flavia anbetrifft, so wissen Sie, daß sie, nachdem sie ein kleines Vermögen aus dem Sturz gerettet hatte, herzhaft auf den Titel einer Fürstin Boccanera verzichtete, um sich einen schönen Mann, einen zweiten Gatten, zu kaufen. Diesmal ist er bedeutend jünger als sie; sie hat einen Marquis Montefiori aus ihm gemacht, der sie in Freuden und üppiger Schönheit erhält, trotzdem sie die Fünfzig hinter sich hat ... Bei der ganzen Sache gab es kein anderes Opfer als unseren guten Freund Dario; er ist vollständig zu Grunde gerichtet und dabei entschlossen, seine Base zu heiraten, die nicht viel reicher ist als er. Freilich will sie ihn durchaus haben, und er ist nicht im stande, sie nicht ebenso zu lieben, wie sie ihn liebt. Sonst würde er bereits irgend eine Amerikanerin, eine Millionenerbin, geheiratet haben, wie so viele andere Fürsten es thaten; aber es ist auch möglich, daß der Kardinal und Donna Serafina sich dem widersetzten, denn diese beiden sind auch Helden in ihrer Art, stolze, störrische Römer, die ihr Blut von jeder fremden Mischung rein erhalten wollen ... Nun, hoffen wir, daß der gute Dario und

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