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Rom - Band II

Rom - Band II

Titel: Rom - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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diese reizende Benedetta mit einander glücklich werden.«
    Er hielt inne, aber nach ein paar schweigend zurückgelegten Schritten fuhr er leise fort:
    »Ich habe einen Verwandten, der bei der Geschichte mit der Villa Montefiori beinahe drei Millionen gewonnen hat. Ach, wie leid ist es mir, daß ich erst nach dieser Heroenzeit des Agios hierher kam! Wie unterhaltend muß das gewesen sein! Und was für Züge konnte ein kaltblütiger Spieler ausführen!«
    Plötzlich aber erblickte er, als er den Kopf hob, vor sich das neue Viertel der Prati del Castello; seine Züge veränderten sich; er wurde wieder die Künstlerseele, die über die modernen Greuel, mit denen man das päpstliche Rom besudelt hat, empört ist. Die Farbe seiner Augen wurde blässer, sein Mund drückte die bittere Geringschätzung des in seiner Leidenschaft für verschwundene Jahrhunderte verwundeten Träumers aus.
    »Sehen Sie nur, sehen Sie nur! O, Stadt des Augustus, Stadt Leo X., Stadt der ewigen Macht und der ewigen Schönheit!«
    In der That wurde Pierre selbst gepackt. An dieser Stelle zogen sich einst längs des Tiber bis zu den Abhängen des Monte Mario die ebenen, nur von einigen Pappeln unterbrochenen Wiesen der Engelsburg hin. Die breiten Grasplätze, die dem Borgo und dem fernen Dom von St. Peter einen grünen Vordergrund schufen, wurden von den Künstlern sehr geliebt. Jetzt aber erhob sich inmitten dieser aufgewühlten, weißlichen Ebene eine ganze Stadt, eine Stadt mit schwerfälligen, gewaltigen Häusern, mit großen, regelmäßigen Steinwürfeln, mit breiten, rechtwinkelig durchschnittenen Straßen – ein ungeheures Damenbrett mit symmetrischen Feldern. Von einem Ende zum andern zeigten sich dieselben Fassaden; man hätte das Ganze für eine Reihe von Klostern, Kasernen und Hospitälern halten können, deren übereinstimmende Linien sich endlos fortsetzten. Aber das Erstaunen, der befremdliche, peinliche Eindruck, den dieser Anblick beim Beschauer hervorrief, rührte hauptsächlich von der anfangs unerklärlichen Katastrophe her, die diese ganze Stadt mitten im Bau erstarrt hatte. Es war, als hätte ein böser Zauberer an einem verfluchten Morgen seinen Stab erhoben, durch den mit einemmale die Arbeiten stille standen, die lärmenden Zimmerplätze sich geleert hatten und die Bauten genau in dem Zustande, in dem sie sich in dieser Minute befanden, in düsterer Verlassenheit liegen geblieben waren. Alle auf einander folgenden Bauzustände waren vertreten – von den Erdarbeiten, den für die Grundmauern gegrabenen tiefen Löchern, die nun klafften und von Unkraut überwuchert waren, bis zu den völlig fertig gestellten und bewohnten Häusern. Es gab da Häuser, deren Mauern sich kaum über den Boden erhoben; andere waren bis zum zweiten oder dritten Stockwerke gediehen, aber in ihre eisernen Deckenbalken, in ihre offenen Fenster schaute der Himmel; andere wieder, die, vollständig fertig gestellt, bereits eingedacht waren, standen wie Gerippe da, die allen Winden ausgesetzt sind, und ähnelten leeren Käfigen. Dann gab es ganz fertige Häuser; aber man hatte nicht die Zeit gehabt, ihre Außenmauern anzustreichen. Bei anderen fehlte gänzlich das Holzwerk, sowohl bei Thüren wie bei Fenstern; wieder andere besaßen wohl Thüren und Schalterläden, aber sie waren gleich Sargdeckeln vernagelt, und in den toten Zimmern war keine Menschenseele zu sehen; wieder andere waren bewohnt, zumeist nur teilweise, nur wenige vollständig. Alle lebten von einer ganz unerwarteten Bevölkerung. Die schreckliche Traurigkeit dieses Anblickes ließ sich nicht schildern: es war eine Dornröschenstadt, die ein tödlicher Schlaf heimgesucht, ehe sie noch gelebt hatte, die nun in Erwartung eines Erwachens, das nie kommen zu wollen schien, in der heißen Sonne zu Grunde ging.
    Pierre ging hinter seinem Gefährten her durch die breiten, einsamen Straßen, in denen die Unbewegliche und die Stille eines Kirchhofes herrschte. Kein Wagen, kein Fußgänger kam vorüber. Einzelne Straßen hatten nicht einmal ein Trottoir, und das Unkraut überwucherte den noch nicht gepflasterten Fahrweg wie ein Feld, das zum Naturzustand zurückkehrte; trotzdem waren provisorische Gashähne, einfache, an Stangen befestigte Bleiröhren schon seit Jahren vorhanden. Die Hausbesitzer auf beiden Seiten hatten die Fensteröffnungen der Erdgeschosse und Stockwerke mit Hilfe von dicken Planken hermetisch geschlossen, um nicht die Thür- und Fenstersteuer zahlen zu müssen. Andere, kaum

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