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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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Vigilio, aber er schien aus diesem Gemälde nicht viel Aufhebens zu machen. Victorine, mit der ich ebenfalls darüber sprach, antwortete mir, daß alle diese alten Sachen nur Staubnester seien.«
    Narcisse schrie vor Erstaunen auf.
    »Wie, in diesem Hause hat man einen Botticelli, ohne es zu wissen! Ah, daran erkenne ich meine römischen Fürsten; die meisten von ihnen sind nicht im stande, sich unter ihren Meisterwerken auszukennen, wenn nicht die Zettel darauf kleben! ... Es ist ein Botticelli, der zweifellos ein bißchen gelitten hat, aber durch eine einfache Reinigung ein Wunder, ein famoses Bild werden wird. Ich glaube es zu niedrig zu schätzen, wenn ich sage, daß ein Museum dafür –«
    Plötzlich verstummte er und sprach die Ziffer nicht aus, sondern vollendete den Satz mit einer unbestimmten Geberde. Der Abend rückte vor und als Victorine, von Giacomo gefolgt, eintrat, um auf dem kleinen Tische zu decken, drehte er dem Botticelli den Rücken zu und ließ kein Wort über ihn laut werden. Aber Pierre, dessen Aufmerksamkeit geweckt worden war, erriet, welche Gedanken in ihm arbeiteten, als er ihn setzt so kalt und seine malvenfarbigen Augen stahlblau werden sah. Es war ihm nicht mehr unbekannt, daß hinter dem engelhaften Jüngling, dem erkünstelten Florentiner ein in Geschäften sehr geriebener Patron steckte, der sein Vermögen bewunderungswürdig verwaltete und wie es hieß, sogar ein wenig geizig war. Er mußte lächeln, als er sah, wie er sich vor die neben dem Meisterwerk hängende schreckliche Jungfrau, eine schlechte Kopie eines Gemäldes aus dem achtzehnten Jahrhundert stellte und rief:
    »Sieh mal, das ist ja gar nicht übel! Ein Freund hat mich beauftragt, ihm ein paar alte Bilder zu kaufen. Sagen Sie doch, Victorine, glauben Sie, daß Donna Serasina und der Kardinal jetzt, da sie allein sind, gern gewisse, wertlose Bilder loswerden möchten?«
    Die Dienerin hob beide Arme in die Höhe, als wolle sie damit sagen, daß man, wenn es von ihr abhinge, ihretwegen alles forttragen konnte.
    »O, Herr Habert, einem Händler gäben sie sie nicht, von wegen der häßlichen Gerüchte, die gleich in Umlauf kämen; aber einem Freunde werden sie sicherlich gerne dieses Vergnügen machen. Das Haus ist kostspielig; das Geld wäre willkommen.«
    Pierre versuchte Narcisse vergeblich zum Abendbrot zurückzuhalten. Der junge Mann gab sein Ehrenwort, daß er erwartet werde. Er habe sich sogar schon verspätet. Und nachdem er dem Priester beide Hände gedrückt und liebevoll glückliche Reise gewünscht hatte, machte er sich davon.
    Es schlug acht Uhr. Sobald Pierre allein war, setzte er sich an den kleinen Tisch und Victorine bediente ihn, nachdem sie Giacomo weggeschickt, der das Geschirr und die Schüsseln in einem Korbe herausgebracht hatte.
    »Es kocht in mir, wenn ich sehe, wie langsam die Leute hier sind,« sagte sie. »Und außerdem, Herr Abbé, ist es mir ein Vergnügen, Sie bei Ihrer letzten Mahlzeit zu bedienen. Sie sehen, ich habe Ihnen ein kleines Diner nach französischer Art machen lassen: Seezunge au gratin und ein gebratenes Hühnchen.«
    Er war von ihrer Aufmerksamkeit gerührt und freute sich, diese Landsmännin zur Gesellschaft zu haben, während er inmitten der ungeheuren Stille des alten, dunklen und verlassenen Palastes aß. In ihrer ganzen, dicken, rundlichen Figur prägte sich noch die Betrübnis, die Trauer um den schmerzlichen Verlust ihrer lieben Contessina aus; aber schon begann ihr Tagewerk, das sie wieder aufgenommen, ihre willig hingenommene Dienstbarkeit sie aufzurichten und gab ihr ihre behende Thätigkeit wieder. In der Demut eines armen Mädchens ergab sie sich in die schlimmsten Katastrophen dieser Welt. Sie plauderte fast heiter, während sie ihm die Schüsseln reichte.
    »Wenn ich denke, Herr Abbé, daß Sie übermorgen früh in Paris sein werden! Wissen Sie, mir kommt es vor, als hätte ich Anneau gestern verlassen. Ach, die Erde ist dort so schön – ja, dick, goldgelb, nicht so wie ihre magere Erde hier, die nach Schwefel riecht. Und die frischen, hübschen Weiden am Rande unseres Baches! Und das Wäldchen, wo es so viel Moos gibt! Hier haben sie keines; sie haben nichts als ihre blechernen Bäume unter ihrer dummen Sonne, die das Gras röstet. Mein Gott, in der ersten Zeit hätte ich wer weiß was für einen guten Regen gegeben, der mich ordentlich durchnäßt und mir ihren schmutzigen Staub abgewaschen hätte. Noch heute klopft mir das Herz, sowie ich an den schönen Morgen

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