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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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fand es; sie beugte sich tiefer herab und drückte zwei lange Küsse, ihre ganze tiefe, liebende Seele auf die eisigen Stirnen der Gatten.
    »Ach, die wackere Kleine,« sagte Victorine, deren Thränen flossen. »Sie haben es gesehen, sie küßte sie. Daran hat noch niemand gedacht, nicht einmal die Mutter. Ach, das wackere Herzchen! Sicherlich hat sie dabei an ihren Attilio gedacht.«
    Als Celia sich umdrehte, um die Stufen hinabzusteigen, erblickte sie Pierina, die in stummer, schmerzlicher Anbetung noch immer halb zurückgeworfen dalag. Sie erkannte sie und wurde besonders gerührt, als sie sah, wie ein so lautes Schluchzen sie ergriff, daß ihr ganzer Körper, ihre Hüften und ihr Göttinnenhals davon furchtbar geschüttelt ward. Dieser Liebesschmerz erschütterte sie; alles übrige ging in diesem Unglück unter. Man hörte, wie sie halblaut, mit unendlich mitleidigem Ton sagte:
    »Meine Liebe, beruhigen Sie sich, beruhigen Sie sich. Ich bitte Sie, seien Sie vernünftiger, meine Liebe.«
    Als Pierina aber vor Ueberraschung, daß man sie so bedauerte und ihr beisprang, noch lauter schluchzte und im Begriffe war, Aergernis zu geben, hob Celia sie auf und stützte sie, aus Furcht, daß sie zu Boden fallen könne, mit beiden Armen. Dann führte sie sie in schwesterlicher Umarmung, wie eine Schwester in Liebe und Verzweiflung aus dem Saale, indem sie die sanftesten Worte an sie verschwendete.
    »Gehen Sie ihnen doch nach, sehen Sie zu, was aus ihnen wird,« sagte Victorine zu Pierre. »Ich will nicht von hier fort; es beruhigt mich, wenn ich die teuren Kinder bewachen kann.«
    An dem improvisirten Altar begann ein anderer Priester, ein Kapuziner, eine neue Messe; abermals erhob sich der dumpfe, lateinische Psalmengesang, während aus dem Nebensaal die Glöckchen der Aufhebung in das undeutliche Gemurmel der daneben abgehaltenen Messe tönten. Der Blumenduft wurde in der trüben, unbeweglichen Luft des ungeheuren Saales immer stärker und schwerer und verwirrte schmeichelnd die Sinne. Im Hintergrunde standen die Bedienten wie bei einem Galaempfang und rührten sich nicht. Vor dem Paradebette, das die zwei blassen Kerzen wie Sterne erhellten, nahm das Trauerdefile geräuschlos seinen Fortgang; Frauen, Männer standen hier einen Augenblick und gingen dann wieder, das unvergeßliche Bild der ihren letzten Schlaf schlummernden tragischen Liebenden mit sich nehmend.
    Pierre holte Celia und Pierina in dem Ehrenvorsaal ein, in dem sich Don Vigilio aufhielt. Man hatte dort die paar Stühle aus dem Thronsaal in eine Ecke getragen und die kleine Prinzessin halte die Arbeiterin genötigt, sich auf einen Fauteuil niederzusetzen, damit sie sich ein wenig erhole. In Ekstase stand sie vor ihr, voll Entzücken über ihre Schönheit – sie sei schöner als alle, sagte sie. Dann sprach sie wieder von den zwei teuren Toten, die ihr ebenfalls sehr schön erschienen waren. Es war eine stolze und sanfte, außerordentliche Schönheit. Inmitten ihrer Thränen riß sie die Begeisterung hin. Als der Priester Pierina zum Reden brachte, erfuhr er, daß Tito, ihr Bruder, mit einer von einem schrecklichen Messerstiche durchbohrten Seite in großer Gefahr im Hospital liege; und seit dem Beginn des Winters war das furchtbare Elend auf den Prati del Castello noch gewachsen. Alle Welt hatte großen Kummer; die, die der Tod hinwegraffte, mußten sich freuen. Aber Celia verscheuchte mit einer Gebende unbesiegbarer Hoffnung das Leid, den Tod selbst.
    »Nein, nein, man muß leben. Und, meine Liebe, wenn man schön ist, genügt das, um zu leben. Gehen Sie, meine Liebe, bleiben Sie nicht da; weinen Sie nicht mehr, leben Sie für die Freude, schön zu sein.«
    Sie führte sie hinaus und Pierre blieb ans einem der Fauteuils sitzen; eine solche müde Traurigkeit überkam ihn, daß er Lust hatte, sich nie mehr zu rühren. Don Vigilio fuhr fort, jeden Besucher mit einer Reverenz zu begrüßen. In der Nacht hatte er einen Fieberanfall gehabt; er zitterte noch davon, war sehr gelb und seine Augen brannten unruhig. Er warf fortwährend Blicke auf Pierre, als verzehre ihn der Wunsch, mit ihm zu sprechen; aber die Angst, daß der Abbé Paparelli ihn durch die weit offenstehende Thür des Nebenvorzimmers sehen könne, bekämpfte zweifellos diesen Wunsch, denn er horte auch nicht auf, den Schleppträger lauernd zu beobachten. Endlich mußte dieser sich auf einen Augenblick entfernen; Don Vigilio näherte sich dem Priester.
    »Sie waren gestern bei Seiner

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