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Roman eines Schicksallosen (German Edition)

Roman eines Schicksallosen (German Edition)

Titel: Roman eines Schicksallosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imre Kertész
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Listen in der Hand hielten, mitgeteilt, und zwar noch in Buchenwald, auch hier am Abend des vierten Tages, auf einem riesengroßen, mit Bogenlampen beleuchteten Platz, und mich schmerzte nur, dass ich mich auf diese Art von vielen Jungen, vor allem von «Rosi», endgültig trennen musste, und zu guter Letzt trennte mich die Laune der Namen, denen entsprechend wir in den Zug gesetzt wurden, leider auch noch von all den anderen.
    Ich muss sagen, es gibt nichts, was mühseliger und aufreibender ist als die quälenden Strapazen, die man offensichtlich jedes Mal auf sich nehmen muss, wenn man wieder in ein neues Konzentrationslager kommt – jedenfalls war das nach Auschwitz und Buchenwald auch in Zeitz meine Erfahrung. Im Übrigen habe ich gleich gesehen, dass ich diesmal nur in so ein kleines, armseliges, abgelegenes, sozusagen in ein Provinz-Konzentrationslager gekommen war. Ein Bad oder gar ein Krematorium – offenbar nur Bestandteile von wichtigeren Konzentrationslagern – hätte ich hier vergeblich gesucht. Auch die Gegend war wieder eine eintönige Ebene, nur vom Ende des Lagers sah man in der Ferne irgendeinen bläulichen Gebirgszug: den «Thüringer Wald» – wie ich jemanden sagen hörte. Der Stacheldraht, mit vier Wachttürmen an den Ecken, zog sich direkt an der Landstraße hin. Das Lager selbst hatte im Übrigen die Form eines Quadrats – eigentlich war es nicht mehr als ein großer, staubiger Platz, zum Tor und der Straßenseite hin frei, auf den anderen drei Seiten umgeben von riesigen Zelten in der Größe von Flugzeughallen oder wie beim Zirkus; das lange Abzählen und Einordnen, das Gehetze und Geschiebe diente, wie sich herausstellte, nur dazu, die künftigen Bewohner eines jeden Zelts, des «Blocks», wie sie sagten, festzulegen und davor antreten zu lassen, in Zehnerreihen. Zu einem der Zelte hat es dann auch mich mitgewirbelt, um ganz genau zu sein: zu dem rechts außen in der hinteren Reihe, wenn man in Richtung Tor blickt und die Zelte im Rücken hat, so wie ich auch jetzt stand – und zwar schon recht lange, bis zur Erstarrung, unter der immer unangenehmer drückenden Sonne. Vergeblich hielt ich nach den Jungen Ausschau: um mich herum lauter Unbekannte. Zu meiner Linken hatte ich einen großen, mageren, etwas seltsamen Nachbarn, der fortwährend irgendetwas murmelte und dabei den Oberkörper wiegte, rechts von mir vertrieb sich dagegen einer, der eher klein und breitschultrig war, die Zeit damit, in regelmäßigen Abständen mit kleinen Portionen Spucke spitz und genau vor sich in den Sand zu zielen. Auch er sah mich an, flüchtig zunächst, dann noch einmal, schon forschender, mit schrägen, lebhaft leuchtenden Knopfaugen. Unter ihnen erblickte ich eine lustig wirkende winzige, fast knochenlose Nase, und die Häftlingsmütze saß ihm fröhlich schief auf dem Kopf. Na – erkundigte er sich beim dritten Mal, und mir fiel auf, dass ihm sämtliche Vorderzähne fehlten –, woher ich denn käme. Als ich sagte, aus Budapest, wurde er gleich ganz munter: ob es den Großen Ring noch gebe und die Straßenbahnlinie sechs, so, wie er es «zuletzt verlassen» habe. Ich habe gesagt, ja klar, alles vorhanden; er schien zufrieden. Er wollte auch wissen, wie ich «hierhergeraten» sei, und ich habe gesagt: «Ganz einfach. Sie haben mich aus dem Autobus geholt.» – «Und?», wollte er noch wissen, und ich habe gesagt: Nichts weiter, man hat mich dann hierhertransportiert. Es schien, als staune er irgendwie ein bisschen, so als sei er sich über das Leben zu Hause vielleicht nicht ganz im Klaren, und ich wollte ihn schon fragen … aber das konnte ich nicht mehr, weil ich in dem Augenblick von der anderen Seite die Ohrfeige erhielt.
    Eigentlich saß ich bereits am Boden, ehe ich das Klatschen vernahm, und meine linke Wange begann auch dann erst zu brennen. Ein Mann stand vor mir, von Kopf bis Fuß in schwarzer Reitkleidung, mit einer schwarzen Künstlermütze, mit Haar, ja sogar mit einem dünnen schwarzen Schnurrbärtchen im bräunlichen Gesicht, umgeben von einem für mich überraschenden Geruch – wirklich: von einer süßlichen Wolke echten Parfüms. Seinem wirren Gebrüll konnte ich nur die mehrfache Wiederholung des Wortes «Ruhe» entnehmen. Ohne jeglichen Zweifel handelte es sich um eine sehr hochrangige Respektsperson, wie die vornehm niedrige Nummer sowie das grüne, mit dem Buchstaben Z versehene Dreieck auf seiner Brust, die andererseits ein Metallkettchen mit einer silbernen Trillerpfeife

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