Romana Exclusiv Band 0183
von ihr. Es ist besser, sie einem Aristokraten zu überlassen, der sich mit ihresgleichen auskennt und weiß, wie er mit ihr umzugehen hat. Aber dieser Gedanke gefiel ihm seltsamerweise gar nicht.
„Dann sollten Sie verstehen, warum ich ab und an ausbrechen muss.“
Er nickte. „Gut, dann schlage ich vor, wir reiten Freitag beim ersten Morgenlicht los.“
Adrienne überlegte schnell. „Einverstanden.“
„Nach dem, was ich über die Tour gelesen habe, braucht man für die gesamte Strecke ungefähr zwölf Stunden.“
„Bei guten Wetterbedingungen.“
„Und bei schlechten?“
„Manche Reiter sind nie zurückgekehrt.“
Plötzlich spürte er einen dumpfen Druck in der Brust bei dem Gedanken, die Prinzessin könnte in der Wildnis verletzt werden oder sich verirren. Und dieses Gefühl hatte nicht nur mit seinem Verantwortungsgefühl zu tun, das wusste er.
Vergiss nicht, was auf dem Spiel steht, ermahnte er sich. Nicht nur der Hengst, sondern auch das Land, auf dem er seine Traumranch aufbauen wollte. Sich während der Tour Sorgen um die Prinzessin zu machen war genau der richtige Weg, um beides zu verlieren.
„Haben Sie sich eine Geschichte ausgedacht, damit niemand es erfährt?“
Sie lächelte. „Das ist nicht nötig. Michel möchte, dass ich mich mit Ihnen treffe und meine Erfahrungen mit Ihnen austausche. Das tue ich.“
„Ich bezweifle allerdings, dass er dabei an die Nuee-Tour gedacht hat!“
„Sicher.“ Michel wäre außer sich, wenn er wüsste, dass seine geliebte kleine Schwester plante, sich einen ganzen Tag lang allein mit Hugh im Regenwald herumzutreiben. Aber ihr verschaffte diese Vorstellung Herzklopfen. Sie versuchte, sich einzureden, es läge am hohen Einsatz, aber sie wusste, das war nicht alles.
„Sie schlafen Donnerstagnacht am besten hier“, hörte sie sich sagen und hätte sich am liebsten im nächsten Moment die Zunge abgebissen. Mit ihm eine Nacht unter demselben Dach zu verbringen, hatte eigentlich nicht zu ihrem Plan gehört.
„Wäre das nicht unangebracht?“, betonte er.
Sehr wahrscheinlich, aber die Einladung zurücknehmen, konnte sie auch nicht mehr. „Nicht bei einem Dutzend Schlafzimmer und dem Personal im Haus. Michel wird sehr wahrscheinlich sogar erfreut darüber sein.“
Bestimmt nicht, wenn er gewusst hätte, welche Gedanken Hugh in diesem Augenblick durch den Kopf schossen.
Carazzan, der sich ignoriert fühlte, stieß Adrienne kräftig mit dem Kopf gegen die Schulter. Adrienne taumelte und fiel gegen Hugh. Er legte automatisch die Arme um sie, um sie festzuhalten – und sie zu küssen. Er sehnte sich danach, noch einmal ihre Lippen zu schmecken …
Aber hier war Carramer, und sie gehörte zum Herrscherhaus. So benahm er sich ritterlich und stellte sie wieder sorgfältig auf die eigenen Füße.
„Ich übernachte besser bis Freitag im Hotel.“ Er hatte das Gefühl, sich so zittrig wie ein Cowboy nach einem harten Rodeo anzuhören.
Was war eigentlich gerade geschehen?, fragte sich Adrienne durcheinander. Carazzan hatte sie geschubst, und Hugh hatte sie aufgefangen. Das war doch wohl kein Grund, innerlich von Kopf bis Fuß zu zittern, oder? Kein gutes Zeichen, da sie mit ihm einen ganzen Tag lang allein sein würde.
Und dann begriff sie, sie brauchte einen Mann. Eigentlich hätte es sie kurieren sollen, dass ihre beiden Brüder versuchten, ständig ihr Leben zu bestimmen.
Sie hatte sich immer als unabhängig und selbstständig empfunden, als jemand, der keinen anderen brauchte.
Aber auf einmal kam ihr diese Unabhängigkeit wie Einsamkeit vor. In Hughs Armen, als sein Mund sie hungrig eroberte, hatte sie völlig neue Bedürfnisse erfahren.
Zum Beispiel den sehnsüchtigen Wunsch, geliebt zu werden.
Aber dazu ist jetzt nicht die Zeit, und Hugh ist sicher nicht der richtige Mann, meine Bedürfnisse zu befriedigen, rief sie sich streng zur Ordnung. Er wollte nicht sie. Er wollte die Kontrolle über all das, was ihr wichtig war.
„Wie alt sind Sie, Hugh?“, fragte sie und überraschte sich selbst mit dieser Frage.
Er sah sie ebenfalls überrascht an. „Einunddreißig. Wollen Sie sich meine Zähne ansehen, da Sie aus meiner Herkunft nichts erfahren können?“
„Ich war einfach nur neugierig“, log sie. Hatte sie ihn vielleicht gemustert wie ein Pferd, das sie kaufen wollte? Sie hoffte, er würde nicht fragen, weswegen sie neugierig sei.
Er antwortete nicht, sondern betrachtete sie so intensiv, dass es ihr heiß über den Rücken lief. Sie
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