Romana Exclusiv Band 0183

von der Terrasse aus hatte man einen wundervollen Blick auf das scheinbar endlos weite Meer. Ein romantischer Ort – Daves Liebesnest …
    Sky brauchte nicht lange, um den Rest des Hauses zu erkunden. Es gab zwei Schlafräume und ein Badezimmer. Die Küche war zwar klein, verfügte jedoch über alles Notwendige. Der Kühlschrank war gefüllt mit kaltem Hähnchen und Obstsalat. Dafür hatte offensichtlich Mrs. Drakes gesorgt.
    Sky merkte bald, dass sie gar nicht weit gehen musste, um interessante Fotomotive zu entdecken. Eidechsen tummelten sich im Strohdach, und unzählige Kolibris flatterten um die purpurrote Bougainvillea herum, die die Terrasse schmückte.
    Während der nächsten Tage erkundete Sky die Insel mit dem weißen Mini Moke, dessen Schlüssel Dave ihr gegeben hatte. Diese Insel war ein Paradies für Fotografen: Brotfrucht-, Mandel- und Ingwerbäume mit ihren gelben trompetenförmigen Blüten, grüne Eidechsen, hellblaue Vögel und purpurrote Schmetterlinge.
    Sky fotografierte Fischer, die ihre Netze einholten, Frauen beim Muskatnussschälen, Bauern, die riesige Bananenstauden schnitten, und Kinder, die mit kleinen Ferkeln spielten. Sie war begeistert vom Zauber dieser Insel.
    „Ich verstehe nicht“, sagte Mrs. Drakes, die Haushälterin, kopfschüttelnd und wies auf den Wäscheberg zu ihren Füßen. „Was machst du die ganze Zeit? Wo treibst du dich herum?“
    Sky machte eine wegwerfende Handbewegung. „Überall.“ Ihre Sachen sahen wirklich furchtbar aus – voller Gras- und Schlammflecken, und bei einer ihrer Blusen war sogar ein Ärmel zerrissen. In den ersten Tagen hatte Mrs. Drakes nichts gesagt, doch nun schien sie dem Geheimnis der schmutzigen Kleidungsstücke endlich auf die Spur kommen zu wollen.
    Mrs. Drakes war eine mollige Frau mittleren Alters mit einem ausdrucksvollen Gesicht und einem warmen Lächeln. Sie lebte in Ginger Bay, und sie kam jeden Morgen den steinigen Weg zu Daves Hütte hinauf, um den Haushalt zu besorgen. Nun schüttelte sie erneut den Kopf.
    „Eine junge Frau macht sich doch nicht so schmutzig“, tadelte Mrs. Drakes, und Sky musste unwillkürlich an Mrs. Drakes’ Töchter denken. Sie hatte die drei letzten Sonntag vor der Kirche gesehen – in Rüschenkleidern, weißen Söckchen, schwarzen Lackschuhen und mit bunten Spangen im Haar. Kurz – der Inbegriff von Sauberkeit und Ordnung.
    „Mr. Montanas Kleider sind so schlimm wie deine, aber ich weiß, er ist ein wilder Kerl, du jedoch bist ein hübsches Mädchen.“ Sie bedachte Sky mit einem bedeutungsvollen Blick.
    „Ich bin Tier- und Naturfotografin“, erklärte Sky geduldig. „Deshalb muss ich häufig auf dem Boden liegen oder auf Bäume und Felsen klettern. Dabei wird man eben schmutzig.“
    Mrs. Drakes schien das allerdings nicht zu überzeugen. „Schau“, meinte sie und wies auf Skys Beine. „Woher kommen diese Kratzer und Flecken?“
    „Ich bin ausgerutscht und hingefallen.“
    „Wo?“
    „Bei den großen Felsen.“ Damit meinte Sky die felsige Nordostküste der Insel.
    „O, das ist sehr gefährlich!“, rief Mrs. Drakes entsetzt. „Letztes Jahr hat sich ein verrückter Engländer den Hals gebrochen!“
    „Ich bin sehr robust“, versicherte Sky lächelnd. „In meinem ganzen Leben habe ich mir nur einmal den Arm und einmal ein Bein gebrochen.“
    Mrs. Drakes’ schockiertes Gesicht zeigte deutlich, dass sie zwei gebrochene Knochen ganz und gar nicht als beruhigend empfand. „Weiß Mr. Montana, dass du auf Bäume und Felsen kletterst?“
    Nein, er wusste es nicht. Im Gegenteil, er hatte Sky ausdrücklich darauf hingewiesen, es nicht zu tun.
    „Er hat mich dafür engagiert, von der Insel Fotos zu machen, Mrs. Drakes“, antwortete Sky ausweichend. „Das ist mein Job. Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen. Ich bin ein Profi.“ Sie warf einen Blick auf die schmutzigen Sachen. „Und machen Sie sich wegen der Wäsche keine Gedanken. Das sind alles alte Kleidungsstücke. Es macht nichts, wenn die Flecken nicht alle rausgehen.“
    Entrüstet sah die Haushälterin Sky an. „Natürlich kommen alle Flecken raus! Ich denke, etwas ist nicht in Ordnung!“
    „Es ist alles in Ordnung, Mrs. Drakes“, bekräftigte Sky. „Ich bin nur wild und verrückt, wie Mr. Montana.“
    Ihre eigenen Worte klangen Sky in den Ohren nach. Wild und verrückt wie Dave? Dave in seinen tadellosen Anzügen war alles andere als wild und verrückt. Mrs. Drakes schien jedoch ganz anderer Meinung zu sein.
    „Was tut