Romana Exclusiv Band 0183
auch ihr erhitztes Gemüt ab. Auf Daves unerwartetes Auftauchen im Camp war sie nicht vorbereitet gewesen. Sie hatte überreagiert, und hinter ihrem Zorn hatte sich nur ihre Furcht verborgen.
Sky hatte Angst vor Dave. Sie hatte Angst vor ihren eigenen Gefühlen, fürchtete sich davor, wie sie auf ihn reagierte. Diese Empfindungen waren so stark, dass sie, Sky, diese nicht mehr kontrollieren konnte. Sie stieg aus dem Wasser, trocknete sich ab und zog eine bequeme Baumwollhose und ein frisches T-Shirt an. Sky wusste, dass sie einen kühlen Kopf bewahren musste, wenn sie jetzt zurück zum Lager ging. Tief atmete sie durch und machte sich auf den Weg.
Dave hatte sein kleines Zelt neben Skys aufgeschlagen und saß nun mit einem Emaillebecher in der Hand auf einem Baumstamm. „Möchtest du auch etwas Wein?“, fragte er höflich und hielt eine Flasche hoch. Offensichtlich schien er den Streit von vorhin schon vergessen zu haben.
„Ja, gern“, antwortete Sky erleichtert, holte ihren Becher aus dem Rucksack und reichte ihn Dave. Kurz darauf zog sie einen kleinen Topf hervor, um darin Essen aufzuwärmen.
„Heute bin ich mit dem Abendessen dran“, kam ihr Dave zuvor. „Das heißt, wenn dir Mrs. Drakes’ Reis mit Ziegenfleisch genehm ist. Ich hab’s im Eisfach gefunden.“
„O, das wäre fein“, nahm Sky erfreut an. „Sie hat es vor einigen Tagen für mich gekocht und dann eingefroren.“ Sky setzte sich neben Dave und trank einen Schluck Wein. Erst jetzt merkte sie, wie müde sie war.
„Wie war dein Tag?“, erkundigte sich Dave.
„Großartig. Diese Insel ist wirklich wunderschön.“
„Hast du Papageien gesehen?“
Sky schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Ich habe gesucht wie verrückt, aber keinen einzigen zu Gesicht bekommen.“
„Sie sind nicht leicht zu finden.“ Dave stand auf und nahm ein Handtuch und frische Sachen aus dem Rucksack. „Ich bin gleich wieder da. Sei so gut und rühr in der Zwischenzeit das Essen um, ja?“
Wenig später verzehrten sie genüsslich das schmackhafte, gut gewürzte Ziegenfleisch und den Reis.
„Du hast einmal gesagt, du hättest auf einer Art Farm gelernt, wie man Hühner und Ziegen schlachtet“, erinnerte Sky ihn. „Was war das für eine Farm?“
„Ein Survival Camp.“
„Ein Survival Camp?“, wiederholte Sky überrascht.
„Ja. Oder besser gesagt, eine Besserungsanstalt für schwererziehbare Jugendliche.“
„Aber was solltest du denn dort?“
„Erzogen werden“, antwortete Dave trocken.
Sky war so fassungslos, dass ihr der Löffel aus der Hand fiel.
„Willst du damit sagen, du warst ein … ein … jugendlicher Straftäter?“
Sky hielt Dave zwar keineswegs für einen Heiligen, aber der Gedanke, dass er Raubüberfälle begangen oder mit Drogen gehandelt haben könnte, war ihr unvorstellbar.
„Ich war damals auf dem besten Weg, einer zu werden. Mein Dad schickte mich in die Anstalt, um zu vermeiden, dass ich im Knast lande. Er zog es vor, zu reagieren, bevor die Polizei oder die Behörden eingreifen würden. Meinem Vater lag viel daran, Familienangelegenheiten immer fest unter Kontrolle zu haben.“
„Verstehe.“ Sky wusste nicht, was sie sonst dazu sagen sollte. Sie hatte noch nie einen Mann kennengelernt, der als Jugendlicher in einer Erziehungsanstalt gewesen war.
„Das war das Beste, was mir je widerfahren ist“, fuhr Dave fort. „Dort wurde mir der Kopf wieder zurechtgerückt.“
„Was hast du denn Schlimmes getan?“
„Ich bin einfach ausgeflippt. Blieb über Nacht fort und wollte mir von niemandem vorschreiben lassen, wie ich mein Leben zu führen hätte. Eines Tages nahm ich den Wagen meiner Mutter, obwohl ich noch keinen Führerschein besaß, dazu eine ihrer Kreditkarten und fuhr nach Virginia Beach, wo ich eine Woche lang mit einigen Freunden herumhing. Ich rauchte und trank, feierte die Nächte durch und krachte irgendwann mit Mutters Wagen gegen einen Laternenpfahl.“ Verständnislos sah Sky Dave an. „Was war denn damals los mit dir?“
Dave verzog spöttisch den Mund. „Mir ging es einfach zu gut. Ich langweilte mich. Hatte viel Geld, aber es fehlten mir Herausforderungen und Ziele. Da suchte ich mir neue Anreize, nur eben die falschen.“
„Und jetzt langweilst du dich nicht mehr?“
„Nein. Seit ich lernte, wie man Fische fängt und jagt, um zu überleben, nicht mehr.“
„Aha. Und das hat dein ganzes weiteres Leben beeinflusst.“
„Kann man so sagen.“
„Nun, da muss dein Daddy ja ganz schön
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