Romana Exklusiv 0176
offenbart hatte und die Familie nur ansprach, wenn es um Giovanni ging, hielt Gaby es für klüger, nicht auf dieses Thema anzuspielen.
Wieder kamen sie durch ein kleines Dorf mit hohen Platanen, uralten Häusern und winzigen Gassen. Luca fuhr langsamer und drehte sich zu Gaby. „Wenn Sie nicht zu viel Hunger haben, schlage ich vor, dass wir noch eine gute halbe Stunde weiterfahren. Dann kommen wir zu einem Restaurant, das ich gut kenne. Dort gibt es die besten Nudelgerichte der Welt.“
„Klingt gut“, erwiderte sie und versuchte, sich ein wenig zu entspannen.
„Und dann fahren wir nach Arcevia. Dort befindet sich das Register, in dem auch die Familien aus Loretello eingetragen sind. Es würde mich sehr wundern, wenn wir dort nicht einige Spuren Ihrer Urgroßmutter ausfindig machen könnten.“
„Warum sind die Unterlagen nicht in Loretello aufbewahrt worden?“
„Das Dorf ist einfach zu klein. Da hat man die Archive in die Kreisstadt gebracht.“
„Das klingt ja alles ziemlich kompliziert. Vor allem möchte ich nicht, dass Sie zu viel Zeit mit mir verschwenden. Sicher haben Sie Wichtigeres zu tun.“
Er warf ihr einen raschen Seitenblick zu und erklärte: „Ich habe meinem Bruder versprochen, dass Ihr letzter Tag in Italien besonders schön wird. Und ich finde, dass es höchst interessant ist, die Ursprünge der eigenen Familie herauszufinden. Jedenfalls habe ich dazu mehr Lust als auf einen Maskenball zu gehen.“
„Vielen Dank, Luca.“ Ihre Stimme klang belegt. Dies also war der letzte Tag hier. Sie brachte es einfach nicht fertig, an morgen zu denken. War es nicht das Beste, die Zeit mit ihm so gut es ging zu genießen?
„Sie brauchen mir nicht zu danken. Ich bin schon ganz gespannt, was wir herausfinden werden.“
„Eines ist sicher“, erwiderte Gaby heiterer. „Unter meinen Vorfahren hat es keinen Papst gegeben. Vermutlich eher das Gegenteil.“
Luca lachte laut auf. Dann sagte er fröhlich: „Da haben Sie vielleicht recht. Rote Haare sind ja immer sehr verdächtig.“
„Vielleicht hat meine Urgroßmutter nicht die Wahrheit gesagt, und sie ist gar nicht mit einem Künstler durchgebrannt, sondern musste fliehen, weil man sie für eine Hexe gehalten hat. Aber andererseits kann ich mir das kaum vorstellen. Sie war so ein lustiger Mensch. Und sie liebte ihren Mann über alles. Jedenfalls hat man mir das erzählt. Ich kann mich ja kaum an sie erinnern, da ich noch ein kleines Kind war, als sie gestorben ist.“
„Kinder täuschen sich aber selten.“
„Stimmt. Mir kommt es nur komisch vor, dass sie nach Las Vegas gegangen ist. Das ist doch das genaue Gegenteil von hier.“
„Ja. Ich war einmal dort drüben. Als ich Anfang zwanzig war, bin ich viel durch die Vereinigten Staaten gereist und habe auch einmal in Las Vegas übernachtet. Ich muss sagen, es hat mich sehr beeindruckt. Nicht so sehr die Spielkasinos, sondern vor allem die Landschaft. Diese unendliche Wüste, das hat schon etwas Beeindruckendes.“
„Stimmt“, erwiderte Gaby nachdenklich. „Ist Giovanni mit Ihnen in den USA gewesen?“
„Nein, er war noch zu jung. Außer einer Reise nach England, die wir vor einiger Zeit zusammen unternommen haben, interessiert er sich nicht sonderlich dafür, was außerhalb unserer kleinen Stadt vor sich geht. Jedenfalls nicht, bis er Sie kennengelernt hat.“
Gaby spürte, dass es da etwas gab, was Luca nicht behagte, auch wenn sie nicht zu sagen gewusst hätte, was es war. Vorsichtig erwiderte sie: „Nun, ich fahre ja morgen zurück und werde Giovanni wohl niemals wiedersehen.“
„Das heißt aber noch lange nicht, dass er niemals mehr an Sie denken wird. Sie sind die erste Frau, in die er sich verliebt hat. Vorher ist er niemals mit einem Mädchen ausgegangen. Efresina hat er immer nur wie eine Schwester behandelt. Deswegen war ich auch so verblüfft, als er mich angerufen hat, um von Ihnen zu erzählen.“
Was Luca da erzählte, kam für Gaby nicht einmal überraschend. Giovanni hatte niemals den Eindruck gemacht, als ob er ein großer Frauenheld sei. Das hatte ihr ja gerade so gut an ihm gefallen.
„Für mich ist Giovanni einfach ein guter Freund“, erklärte sie.
„Das heißt, Sie haben ihn als Schutz benutzt.“
Gaby schaute Luca fragend an. Warum nur schob er ihr immer schlechte Absichten unter, wo sie es doch nur gut gemeint hatte? „Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen.“
„Genau das, was ich gesagt habe“, erwiderte er, und seine Stimme hatte einen
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