Romana Exklusiv 0187
etwas in mir, das mich nicht ruhen lässt. Ich bin nur richtig glücklich, wenn ich komponiere. Und dann sehe ich mir das Ergebnis an und halte mich für die größte Hochstaplerin aller Zeiten.“
„Aber Sie werden Ihr Ziel trotzdem bis an Ihr Lebensende zu erreichen versuchen.“
Wieder war Tansy überrascht. Leo schien zu weltklug zu sein, um zu begreifen, was die Musik ihr bedeutete, dennoch tat er es offenbar. „Ja“, sagte Tansy leise. „Ich kann nicht anders.“
„Und deshalb sind Sie bereit, jedes Opfer zu bringen.“
Er verstand es sogar zu gut. Nur war „Opfer“ das falsche Wort, weil nichts auf der Welt ihr solche Freude machte wie das Komponieren. „Vielleicht“, wich sie aus.
„Als Erstes fiel mir an Ihnen diese leidenschaftliche, inbrünstige Entschlossenheit auf“, fuhr Leo fort.
Tansy war schockiert. „Sie müssen mich mit meinem Haar verwechseln“, scherzte sie, um Leo abzulenkenn. „Das hat den starken Charakter. Ich bin sehr durchschnittlich.“ Sie hatte Leo zu tief in ihre Seele schauen lassen, weil sie vergessen hatte, dass er sein vieles Geld damit verdiente, das Leben und die Gedanken anderer Menschen zu erforschen.
„Es ist mir aufgefallen, bevor ich Ihr Haar gesehen habe“, widersprach Leo kühl und entschieden. „Ein Blick aus diesen Katzenaugen, feurig und ungezähmt, doch seltsam distanziert, und ich wusste, dass Sie so leben, wie Sie wollen, oder überhaupt nicht. Wie ist es Ihnen in jenem ersten Jahr auf der Straße ergangen, Tansy?“
„Recht gut.“
„Jedenfalls scheint es keine Narben hinterlassen zu haben.“
Sie wollte Leo die Wahrheit sagen, entschied sich dann aber dagegen. Zumindest ein Teil ihrer Vergangenheit blieb ihm verborgen. Der Gedanke, dass ihr Leben schwarzweiß gemalt vor Leo ausgebreitet lag, machte sie krank. Das war eine psychische Vergewaltigung, eine anstößige Verletzung ihrer Privatsphäre.
Wäre ihr seine Meinung wichtig gewesen, hätte sie Leo an dieser Stelle erzählt, dass sie sich nicht verkauft hatte, sondern sicher aufgehoben und behütet gewesen war. Aber es war ihr gleichgültig, und wenn er erst einmal abgereist war, würde sie ihn nie wiedersehen.
Während sie sich unterhalten hatten, war es Tansy gelungen, nicht an die unglückselige Wirkung zu denken, die Leo auf sie hatte. Doch jetzt schwieg er, und sie war der Willkür ihrer Sinne erneut schutzlos ausgeliefert.
Vorsicht, Tansy!, ermahnte sie sich, als sie schwach wurde. Die schmeichelnde Stimme, die Komplimente und Berührungen gehören zu Leo Dacres Plan. Zu schlau, um deutlich zu werden, versuchte Leo dennoch geschickt, sie zu verführen. Er presste sie nicht plump an sich, sagte nicht etwa, wie attraktiv er sie finde, und verzichtete auf anzügliche Blicke und Bemerkungen, aber er ließ sie spüren, dass sie ihn erregte.
Und es erschreckte sie, wie heftig sie darauf reagierte. Sie hatte geglaubt, vor nichts Angst zu haben, jetzt fürchtete sie sich. Niemals hätte sie einwilligen dürfen, mit Leo auszugehen. So etwas zu tun sah ihr gar nicht ähnlich, was nur ein weiteres Anzeichen dafür war, wie sehr er sie berührte. Leo Dacre war nicht gut für sie.
„Woran denken Sie?“ Er betrachtete sie forschend.
„Ich genieße einfach die Musik.“ Tansy erwiderte seinen Blick gespielt gleichgültig.
„Lügnerin.“
Als sie weitertanzten, hätte sie fast erleichtert geseufzt.
„Sie sagen mehr, wenn Sie schweigen, als die meisten Menschen, wenn sie reden. Warum haben Sie keinen Freund?“
„Ich bin zu beschäftigt.“
„Und wie sind Sie eigentlich zu dem Namen Tansy gekommen? Ihre Familie nennt Sie Sherryl.“
„Tansy ist mein richtiger Name. Meine Pflegemutter mochte ihn nicht und hat mir einen neuen gegeben. Nachdem ich von zu Hause fortgelaufen war, habe ich ihn wieder geändert.“
„Das kann ich Ihnen nicht verübeln. Für die O’Briens sind Sie trotzdem noch immer Sherryl.“
Sie lächelte freudlos. „Für meine Familie bin ich noch immer eine Verrückte.“
„Kein Wunder, dass Sie und Ricky sich gut verstanden haben. Zwei Menschen, die sich ständig angegriffen fühlen“, erwiderte Leo scharf.
Tansy verbarg, wie weh ihr seine Worte taten. „Das stimmt nicht. Wir können beide mühelos mit einem Schulterzucken über etwas hinweggehen.“
Ein kurzes Schweigen tat ihrem Selbstvertrauen gut. Zumindest gelang es ihr dadurch gelegentlich, Leo zum Nachdenken zu bringen.
„Ja, Sie können das“, meinte er schließlich langsam. „Sogar sehr
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