Romana Exklusiv 0187
Sie. In fünf Stunden müssen wir aufstehen.“
Sie lag steif und angespannt da. Obwohl sie Leo verabscheute, weckte seine Nähe ihr Verlangen. Ich mag ihn nicht, traue ihm nicht, und ganz bestimmt liebe ich ihn nicht, aber ich begehre ihn!, dachte Tansy. Warum ausgerechnet Leo Dacre? Sie versuchte, ihre Empfindungen zu unterdrücken und seine Erregung zu ignorieren.
Tansy blickte starr in die Dunkelheit und rief sich ins Gedächtnis, was vor wenigen Minuten geschehen war. Sie hatte trotz der Tricks, die sie kannte, keine Chance gehabt. Leo hatte viel zu schnell reagiert. Und genau gewusst, wie viel Druck er ausüben durfte, ohne ihr völlig die Luft abzuschneiden. Wo hatte ein vornehmer Strafverteidiger so etwas gelernt? An der juristischen Fakultät der Universität gewiss nicht.
Und er hatte seine Wut sofort beherrscht und sie losgelassen. Auch wenn sie ihn nicht ausstehen konnte, zollte sie ihm widerwillig Respekt.
Sie grübelte noch lange darüber nach, bis sie endlich einschlief.
Als sie aufwachte, dämmerte es gerade, und sie war allein im Bett, wofür sie wirklich dankbar war. In der Nacht war es zu leicht gewesen, zu vergessen, dass Leo sie rücksichtslos entführt hatte.
Als die Pflegeeltern und der Sozialarbeiter über ihre Zukunft hatten bestimmen wollen, war sie geflohen. Sie hatte gearbeitet, gespart, auf Essen, Kleidung und alles Schöne verzichtet, das sie gern gehabt hätte, um unabhängig zu sein.
Damals hatten wenigstens alle geglaubt, sie würden tun, was am besten für sie sei. Leo Dacre hatte keine solche Entschuldigung. Und da er ein Mann war, der normalerweise keine Leute entführte, war es noch demütigender, dass er meinte, es mit ihr machen zu können.
Allerdings weigerte sich wohl auch sonst kaum jemand, zu tun, was er wollte. Die Tür ging auf. „Guten Morgen. Aufstehen, Tansy.“ Leo kam herein und stellte ihr eine Tasse Pfefferminztee auf den
Nachttisch, als wäre es für ihn selbstverständlich, eine Frau in seinem Bett zu haben.
Nun, das war es. Ohne Übung tat man das nicht so lässig.
Tansy blickte ihn aufsässig an.
„Zurück zum passiven Widerstand?“, fragte Leo spöttisch. „Im Schlaf, wenn Ihre Gesichtszüge entspannt und weich sind, wirken Sie sehr jung und unschuldig.“
Wie sie den Gedanken hasste, dass Leo sie schlafend gesehen hatte! Sein Plauderton täuschte sie nicht. Leo hielt sie keineswegs für unschuldig. Als er den Blick über das Laken gleiten ließ, wurde Tansy klar, dass Leo daran dachte, wie er sie in der Nacht an sich gedrückt hatte. Zusammen mit der Bemerkung, wie sie im Schlaf aussähe, war es ein raffiniertes Powerplay, gegen das sie sich nur mit stummer Verachtung wehren konnte. Leider wurde sie trotzdem rot.
Leo lächelte. „Ist Ihnen bewusst, wie aufreizend Ihre braunen Augen sind? Sie funkeln wie Topase, und ich frage mich, ob Sie in meinen Armen ebenso leidenschaftlich sein würden.“
Ihre Röte nahm noch zu, doch Tansy schaute ihn weiter feindselig an.
„Trinken Sie. Wir fahren in einer halben Stunde ab“, sagte Leo kühl und verließ das Zimmer.
Verwirrt und wütend trank Tansy den Tee, dann eilte sie ins Badezimmer. Bevor sie duschte, wusch sie ihren BH und Slip aus und rollte die nasse Unterwäsche in ein Handtuch. Trotzdem würde der Baumwollslip nicht rechtzeitig trocken werden und sich durch die Jeans als nasser Fleck abzeichnen, was nicht nur furchtbar aussehen, sondern auch entsetzlich unangenehm sein würde.
Noch etwas, das sie Leo ankreiden sollte. Tansy stellte sich vor, wie sie ihn leiden lassen würde, während sie in die luxuriöse, mit der neuesten Technik ausgestattete Duschkabine stieg.
Leute, die so viel Geld für ein Ferienhaus ausgaben, hatten mit den meisten Neuseeländern nichts gemeinsam, und mit ihr ganz bestimmt nicht.
Als Tansy aus der Kabine trat, waren Jeans, Bluse, BH und Slip verschwunden. Einen Moment lang geriet sie in Panik.
Verlier nicht gleich die Nerven, schalt sie sich sofort. Wenn Leo sie vergewaltigen wollte, hätte er es in der vergangenen Nacht getan und nicht bis jetzt gewartet. Vielleicht hatte er ihre Unterwäsche in einen Trockner gesteckt. Tansy wickelte sich ein Handtuch um und ging ins Schlafzimmer.
Ihre Sachen waren nicht dort. Auf dem Bett lagen neue Jeans in der richtigen Größe, ein T-Shirt, dessen Terrakottaton zu ihrem roten Haar furchtbar aussehen würde – und BH und Slip, beide noch in der Plastikverpackung.
Tansy schwankte zwischen heftiger Verärgerung und
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