Romana Exklusiv 0187
die Lippen zusammen. „So ungefähr. Es ist ein Jammer, dass du so unvernünftig bist, Helen. Wenn nur du leiden müsstest, könnte ich es vielleicht noch verstehen. Dass du aber bereit bist, Menschen leiden zu lassen, die du liebst …“ Kopfschüttelnd erhob er sich vom Sofa und wandte sich zur Tür.
„Falls du meinen Vater meinst, brauchst du dir keine Sorgen zu machen“, entgegnete Helen hitzig. „Ich werde mich schon um ihn kümmern.“
Er blieb so dicht vor ihr stehen, dass sie die feinen Linien um seine Augenwinkel sah und den frischen Duft seines Aftershaves wahrnahm. Jedes Mal, wenn Jacob ihr nahe war, spürte sie, wie eine prickelnde Wärme sich in ihrem Körper ausbreitete. Um sich nichts anmerken zu lassen, senkte Helen schnell den Blick.
„Sicher wirst du alles tun, was du kannst. Du bist eine erfinderische Frau, das ist mir nicht entgangen. Einfallsreichtum wirst du auch nötig haben.“ Jacob umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Da ist zum Beispiel die Operation, die dein Vater braucht.“
„Was für eine Operation?“, fragte sie erschrocken. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“
„Wirklich nicht? Na ja, vielleicht wollte dein Vater dich nicht beunruhigen. Allerdings müsste dir aufgefallen sein, welche Schwierigkeiten er beim Gehen hat.“
„Du brauchst mir nicht zu sagen, was mit meinem Vater ist!“, brauste sie auf.
„Mag sein, aber was du nicht weißt, ist, dass ich bereit war, eine Operation in einer Privatklinik zu bezahlen. Die Wartelisten der Krankenkasse sind nämlich lang. Wenn du jedoch in Kauf nehmen willst, dass sein Gesundheitszustand sich verschlechtert, ist es natürlich deine Entscheidung.“
„Wie kannst du es wagen! Verschwinde, Jacob! Sofort! Deine Lügen und Anspielungen höre ich mir keine Minute länger an.“
„Es wird Zeit, dass du mir einmal zuhörst, Helen.“ Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. „Du musst endlich begreifen, was du tust.“
„Ich werde überhaupt nichts tun. Versuch also nicht, deine abscheulichen Taten zu vertuschen. Wenn Vater eine Operation braucht, bekommt er eine. Er hat schließlich jahrelang Krankenversicherungsbeiträge gezahlt.“
„Hat er das?“ Jacob lockerte seinen Griff um ihre Schultern, sodass seine Berührung nun fast zärtlich war. „Das solltest du besser überprüfen. Es könnte sein, dass die Mitgliedschaft nicht mehr besteht – genauso wie es das Haus, die Firma und all die anderen Dinge nicht mehr gibt, die früher zu deinem Lebensstil gehörten.“
Um seinen Worten die gewünschte Wirkung zu verleihen, schwieg er kurz, bevor er fortfuhr: „Und dann ist da natürlich noch Richard. Hast du deinen Bewunderer schon vergessen?“
Sein Tonfall ließ Helen das Blut in den Adern gefrieren. Früher hatte Jacob einen Akzent gehabt. Irgendwann hatte er ihn abgelegt, doch gelegentlich war noch eine Spur davon zu hören. So auch jetzt.
Es löste ein eigentümliches Gefühl in ihr aus. Sie fühlte sich wieder an jenen Sommertag im Juli zurückversetzt, als sie Jacob zwischen den Bäumen entdeckt und er den grausamen und spöttischen Bemerkungen gelauscht hatte, die über ihn gemacht worden waren. Ein wilder, gefährlicher Ausdruck war damals auf seinem Gesicht erschienen. Helen erschauerte, als sie daran dachte.
„Was hast du mit Richard gemacht?“, erkundigte sie sich mit bebender Stimme.
„Nichts – noch nichts. Doch ich bezweifle, dass er seine gegenwärtige Position noch länger behalten kann. Nicht, wenn er sich dir eng verbunden fühlt.“
„Soll das heißen, dass du ihn feuern willst?“ Forschend blickte sie ihm ins Gesicht. Als sie die Antwort darin las, entzog sie sich seinem Griff und ging zum Fenster. Tränen der Ohnmacht traten ihr in die Augen.
„Die Frage muss ich wohl nicht beantworten, oder? Siehst du ein, in was für eine unerfreuliche Lage du mich gebracht hast? Es ist schade um Richard, denn er ist ein vielversprechender junger Mann. Doch ich glaube kaum, dass er etwas anderes finden wird. Einem Bewerber, der die Karriereleiter hinunterklettert, bietet niemand gern eine Stelle an.“ Jacob seufzte. „So ist das nun mal im Leben.“
„Ich hasse dich, Jacob“, flüsterte sie und drehte sich zu ihm um. Sie war sehr blass, und das Licht, das durchs Fenster fiel, ließ ihr rotes Haar wie Feuer leuchten. „Ich hasse und verabscheue alles an dir.“
„Wirklich, Helen? Oh, ich bezweifle nicht, dass du glaubst, mich zu hassen. Allerdings bin ich nicht so
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