Romana Exklusiv 0187
ganz überzeugt davon, dass Hass alles ist, was du für mich empfindest.“
„So ist es aber. Ich empfinde nur Hass für dich, Jacob.“
Er lächelte und hielt ihren Blick noch einen Moment fest, bevor er auf seine Uhr schaute. „Ich muss leider gehen, so interessant es auch wäre, die Unterhaltung fortzusetzen. Solltest du plötzlich zur Vernunft kommen und begreifen, was für einen Fehler du machst, weißt du ja, wo du mich findest.“
Nachdem er die Wohnung verlassen hatte, drehte Helen sich wieder um und sah starr zum Fenster hinaus. Jacob irrte sich, sie empfand nur Hass für ihn. „Ja, ich hasse Jacob Hunt!“, flüsterte sie immer wieder vor sich hin. Doch sie hörte auch die Verzweiflung in den Worten, und das machte ihr Angst.
Es hatte den ganzen Tag geregnet. Durchnässt und unglücklich kam Helen am frühen Nachmittag nach Hause. Es war eine frustrierende Woche gewesen, denn sie hatte weder einen Job noch eine angemessene Bleibe gefunden. Als Helen nun ihren Vater im Foyer des Apartmenthauses sitzen sah, wusste sie, dass ihr noch eine unangenehme Überraschung bevorstand.
„Vater, was ist los? Was machst du hier? Ich dachte, du wärst wie immer im Club.“ Besorgt betrachtete sie ihren Vater, der von Tag zu Tag gebrechlicher zu werden schien. Seit einiger Zeit brauchte er einen Stock zum Gehen. Seine Hand, mit der er ihn umfasste, zitterte, als er jetzt zu seiner Tochter aufsah.
„Ich bin früher nach Hause gekommen. Im Club war es mir zu laut. Und hier … ich wusste nicht, was ich tun sollte. Gott sei Dank, dass du da bist!“
Helen ging neben ihm in die Hocke und legte tröstend die Hände auf seine. „Mach dir keine Gedanken, Vater. Erzähl mir einfach, was passiert ist.“
„Ich komme nicht in die Wohnung.“
Erleichtert atmete sie auf. „Das ist es also. Du hast deine Schlüssel wieder vergessen.“
Sie stand auf und blickte stirnrunzelnd zum Portier hinüber, der hinter dem Tresen saß. „Warum hast du Arthur nicht gebeten, dir aufzuschließen? Er hat doch einen Schlüssel.“
Der Portier sah verlegen hoch. „Ich fürchte, das kann ich nicht, Miss Sinclair.“
„Was, um Himmels willen, soll das heißen?“, erkundigte sie sich verblüfft.
Unbehaglich rutschte der Portier auf seinem Stuhl hin und her. „Mr. Hunt hat die Schlösser an der Wohnungstür auswechseln lassen, nachdem Sie und Ihr Vater heute Morgen gegangen waren. Er sagte, dass ich unter keinen Umständen jemanden hineinlassen darf.“
Fassungslos blickte Helen den Mann an, doch im nächsten Moment verspürte sie eine unbändige Wut. Sie hätte wissen müssen, dass Jacob so etwas tun würde! Die ganze Woche hatte sie versucht, jeden Gedanken an ihn aus ihrem Bewusstsein zu verbannen. Es war jedoch töricht, zu glauben, Jacob würde sich in Luft auflösen, nur weil sie sich weigerte, an ihn zu denken.
„Was machen wir jetzt, Helen? Wo sollen wir hingehen?“ Edward Sinclairs Stimme zitterte.
Helen versuchte, sich wieder zu fangen. „Mach dir keine Sorgen, Vater.“ Beruhigend tätschelte sie seinen Arm. „Das Ganze ist ein Missverständnis. Als Jacob neulich vorbeigekommen ist, sagte er etwas davon, dass er die Schlösser erneuern lassen wollte. Wahrscheinlich ist ihm nicht bewusst, dass er uns ausgesperrt hat.“
„Verstehe schon. Jacob ist in den letzten Monaten bereits mehr als großzügig gewesen. Er würde uns bestimmt nicht absichtlich aussperren.“
Als Edward Sinclair sah, dass Helen zusammenzuckte, lächelte er traurig. „Du und Jacob seid nicht einer Meinung, doch es gibt vieles, was du nicht weißt, Helen. Wenn du alle Fakten kennen würdest, würdest du deine Ansichten über ihn bestimmt ändern.“
Das bezweifelte Helen. Für sie waren alle Fakten hieb- und stichfest. Doch sie wollte nicht mit ihrem Vater darüber streiten und ihn weiter beunruhigen. Irgendwie musste sie dieses Durcheinander in Ordnung bringen, und die einzige Möglichkeit war, Jacob aufzusuchen, so unangenehm die Vorstellung auch sein mochte.
Eine Stunde später stand Helen vor dem hohen Gebäude aus Glas und Stahl, der Zentrale von Hunt Electronics. Helen war noch nie zuvor hier gewesen, doch sie hatte viel über die Firma gelesen.
In den vergangenen Jahren hatten die Zeitungen oft über den Erfolg berichtet, den Jacob Hunt mit seinem Unternehmen hatte, und letztes Jahr war er dann in dieses repräsentative Bürogebäude eingezogen. Fünf Stockwerke hatte er darin übernommen, was wieder einmal zeigte, wie weit er es
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