Romana Exklusiv 0187
gebracht hatte.
Schnell und lautlos fuhr der Aufzug in den fünfzehnten Stock. Die Türen glitten auf, noch ehe Helen Zeit gehabt hatte, sich zu sammeln. Sie trat hinaus auf den hellgrauen Teppich und war sogleich von unaufdringlichem Luxus umgeben. Von den mauvefarbenen Wänden, an denen teure Drucke verschiedener Impressionisten hingen, bis zu den eleganten schwarzen Möbeln – alles zeugte von enormem Wohlstand. Es brachte Helen erneut in Rage.
Jacobs Büro lag am Ende des langen Flurs. Sie klopfte an die Vorzimmertür und ging dann geradewegs auf die elegante Brünette zu, die hinter dem Schreibtisch saß.
„Ich möchte gern Mr. Hunt sprechen.“
„Mr. Hunt ist sehr beschäftigt. Heute Nachmittag hat er leider keinen Termin mehr frei.“ Die Sekretärin lächelte sie freundlich an.
Helen wollte sich auf keinen Fall abweisen lassen. „Ich bin ganz sicher, dass er Zeit für mich hat. Sagen Sie ihm bitte, dass ich hier bin. Mein Name ist Sinclair, Helen Sinclair.“
„Helen! Was machst du denn hier?“
Sie drehte sich um, überrascht, Richard auf sich zukommen zu sehen. Pflichtbewusst erwiderte sie seinen Kuss auf die Wange, trat dann zurück und schaute ihn verwirrt an.
„Das Gleiche frage ich dich, Richard. Ich hatte keine Ahnung, dass du schon wieder in England bist. In deinen Briefen hast du nichts davon erwähnt.“
Richard verzog das Gesicht. „Dann hast du sie also erhalten?“
Er führte Helen zu einer Sitzgruppe am Fenster. „Ich habe mich schon gewundert, weil ich nie eine Antwort von dir erhalten habe.“
Helen mied seinen Blick. „Ich hatte viel zu tun. Tut mir leid, Richard. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Was machst du hier?“
„Ich wünschte, ich wüsste das! Ich habe keine Ahnung, was Hunt von mir will. Dabei bin ich schon eine ganze Weile hier.“ Er lächelte etwas nervös und blickte auf die geschlossene Tür zu Jacobs Büro.
Richard war einige Jahre älter als Helen und ein gutaussehender Mann mit blondem Haar. Sie kannte ihn als einen stets freundlichen und zuverlässigen, wenn auch wenig aufregenden Partner, aber Aufregung hatte sie auch nie gesucht. Doch jetzt strahlte er eine Unruhe aus, die sie noch nie an ihm bemerkt hatte. Es verursachte ihr ein unbehagliches Gefühl.
„Hat Jacob nach dir geschickt?“ Helen setzte sich und bedeutete Richard, neben ihr Platz zu nehmen.
„Ja. Obwohl ich nicht weiß, was los ist, habe ich das Gefühl, dass etwas Schreckliches passieren wird.“
Sie senkte den Blick. Richard hatte allen Grund, sich Sorgen zu machen. Jacob hatte sie gewarnt. Ihretwegen hatte er Richard den Job gegeben, und ihretwegen würde er ihm die Stelle auch wieder wegnehmen.
„Miss Sinclair? Mr. Hunt möchte Sie jetzt sehen.“
Die Sekretärin klang etwas überrascht, doch Helen wusste, dass Jacob mit ihrem Kommen gerechnet hatte. Erneut hatte sie das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Sie betrat sein Büro und blieb überrascht stehen, als sie es leer fand. Verwundert schaute sie sich um, ging dann zu der halb offen stehenden Tür auf der gegenüberliegenden Seite und spähte in den Raum dahinter. Was sie sah, ließ sie erstarren.
Jacob lag, nur mit einer schwarzen Shorts bekleidet, auf einer schwarzen Bank und stemmte Gewichte. Sein sonnengebräunter Oberkörper glänzte vor Schweiß. Als er Helens erschrockenen Ausruf hörte, blickte Jacob sich um, ließ langsam die Gewichte sinken und glitt von der Bank. Er griff nach einem Handtuch, trocknete sich damit das Gesicht und legte es sich anschließend lässig um die Schultern.
„Annette sagt, du wolltest mich sehen.“
Ihr Mund war auf einmal wie ausgetrocknet. Sie wandte den Blick ab, ärgerlich auf sich selbst, weil es sie derart verwirrte, Jacob so zu sehen.
Er lachte leise. „Entschuldige, Helen. Hätte ich geahnt, wie empfindlich du bist, hätte ich erst geduscht und mich angezogen. Aber ich habe noch andere Termine.“ Er machte eine Pause und fragte dann: „Hast du Richard draußen gesehen?“
Helen geriet in Wut. „Du hast gewusst, dass ich ihm begegnen würde. Es gehört alles zu deinem niederträchtigen Plan. Du wusstest, dass ich kommen würde, und deshalb hast du Richard für heute herbestellt.“
Gleichmütig nahm Jacob das Handtuch von den Schultern und rieb sich damit über Brust und Arme. „Du schmeichelst mir, Helen. Ich bin nicht allmächtig. Wie konnte ich wissen, wann genau du hier eintreffen würdest?“
„Es ist ein Leichtes, Richard so lange
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